Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Stichwort“, antworte er und packte sie an der Taille.
Mit einem Schrei fuhr sie zusammen. Sie hatte mit einem anderen Angriff gerechnet und sich nicht auf die Schmerzen an ihren Rippen eingestellt.
Sofort ließ Ian sie los. „Was ist? Habe ich dir weh getan?“
Joanna ärgerte sich über sich selbst. „Nein, ich bin nur empfindlich an dieser Stelle wegen des Korsetts.“
„Du trägst es doch jetzt gar nicht, oder?“
„Nein, aber es ist mittlerweile so fest geschnürt, dass es auch weh tut, wenn ich es nicht trage.“
„Kannst du es denn nicht einfach weglassen?“
Sie verzog das Gesicht. „Und wie soll ich dann in die neuen Kleider passen? Sie sind sehr schmal geschnitten. Ich esse kaum mehr etwas, aus Angst, dass das Korsett dadurch noch enger wird.“
Besorgt schüttelte Ian den Kopf. „Ich habe mir in der letzten Zeit öfter eingebildet, du seist leichter geworden, wenn ich dich hochgehoben habe.“ Er sah sie ernst an. „Nichts essen ist auf Dauer nicht gut. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ab jetzt bringe ich dir abends etwas mit, und wehe, du isst es nicht auf.“
„Aber das Korsett …“
„Keine Widerrede! Schließlich nützt es niemandem, wenn du irgendwann vor Hunger umfällst.“
Am Abend darauf brachte Ian ein Stück Kuchen mit ins Kräuterhaus. Kaum sah Joanna es, merkte sie, wie hungrig sie war und biss ein großes Stück ab.
Er lachte. „Hatten wir das Ganze nicht schon andersherum? Mir scheint, wir haben die Rollen getauscht.“
Da ihr Mund mit Kuchen gefüllt war, nickte sie nur.
„Iss nur in Ruhe. Ich wollte dir sowieso etwas sagen.“ Er sah ihren besorgten Blick und schüttelte den Kopf. „Es geht um unser Training. Ich finde, du hast große Fortschritte gemacht. Bald kann ich dir ein echtes Messer in die Hand geben, ohne Angst haben zu müssen, dass du dich versehentlich erstichst. Au!“ Joanna hatte ihm gegen sein Bein getreten und mit gespielter Entrüstung sah er sie an. „So dankst du mir meine Mühen! Aber zurück zu dem, was ich sagen wollte. Bevor ich dir ein Messer gebe, will ich noch ein paar Übungen mit dir am Boden machen. Kannst du dafür Teppiche auftreiben, die wir hier auslegen können? Dann ist es nicht so kalt und hart auf den Steinen.“
Mittlerweile hatte Joanna den letzten Krümel heruntergeschluckt. „Das ist eine gute Idee. Ich denke, das kann ich hinbekommen. Da es aber heimlich passieren muss, dauert es ein paar Tage.“
16
Am späten Samstagabend kehrte Jake nach Greystone zurück. Seine Laune war übel. Er hatte den ganzen Tag im Sattel verbracht und fühlte sich erschöpft und hungrig. Seine Kleidung war klamm und ihm war kalt. Aber das Schlimmste war, dass seine Reise umsonst gewesen war. Sie hatten ihn am Brückentor abgewiesen. Nicht einmal ein Quartier für die Nacht war ihm angeboten worden. Er schnaubte. Sie hatten ihn behandelt wie einen Landstreicher! Alle seine Hoffnungen hatte er auf diesen Besuch gesetzt. Er hatte sich bei ihm entschuldigen und ihn zurückholen wollen. Doch er hatte ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen.
‚Er ist nicht in der Burg, und wann er nach Lionsbridge zurückkehrt, ist ungewiss.‘ Jake schüttelte bei dem Gedanken an diese Worte den Kopf. Sein Kundschafter musste ihm wohl etwas Falsches gesagt haben. Wäre Galad in Lionsbridge gewesen, hätten die Wachmänner am Tor bei ihm nachfragen müssen, ob er ihn zu sehen wünschte. Er ärgerte sich über sich selbst. Den Weg dorthin hätte er sich sparen können. Seine Stimmung verschlechterte sich noch mehr, als er die Bibliothek betrat und den Stapel Briefe auf seinem Schreibtisch liegen sah. Am liebsten hätte er alles mit einer Hand hinunter gefegt. Stattdessen kratzte er seinen letzten Rest Selbstbeherrschung zusammen und sah seinen Diener an. „Ist irgendetwas sehr Dringliches dabei?“
Der Kammerdiener, der die Gemütsverfassung seines Herrn erkannte, blickte ihn entschuldigend an. „Für morgen hat sich der Duke of White Sands zum Frühstück angekündigt. Seine Anfrage kam kurzfristig am Donnerstag und Eure Schwester hat sie angenommen, dem Duke aber mitgeteilt, Ihr würdet nicht dabei sein.“
„Es wird meine Schwester freuen zu hören, dass sie diesen hohen Besuch nicht alleine wird empfangen müssen.“
„Soll ich ihr diese Botschaft überbringen, Mylord?“
Jake rieb sich die Augen. „Nein, ich mache es selbst.“ Er hatte Joanna über seine Abreise nur schriftlich in Kenntnis gesetzt, da konnte er ihr
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