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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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konnte sich auf etwas gefasst machen, wenn er sie morgen Abend zum Training abholte!
     
    Kaum hatte Ian am nächsten Abend Joannas Zimmer betreten, fuhr sie ihn an: „Was sollte denn das gestern nach dem Konzert sein? Ich fand es überhaupt nicht witzig, es war extrem gefährlich. Wem wolltest du damit etwas beweisen?“
    „Ich wollte nur zeigen, dass Jake nicht die geringste Ahnung hat, was direkt vor seiner Nase passiert.“
    „Und ich bin wirklich froh, dass das so ist. Ansonsten würde es übel für dich aussehen.“
    „Es kann nicht mehr schlimmer werden.“ Er machte sich nicht die Mühe, den Ärger in seiner Stimme zu unterdrücken.
    „Was ist passiert?“
    „Nichts.“ Ian wandte sich um und ging zum Kamin. Er nahm einen Schürhaken von der Wand und stocherte in der Glut herum.
    Joanna folgte ihm. „Und was sollte dann dein Auftritt gestern Abend, wenn alles in Ordnung ist?“, fragte sie gereizt.
    Wütend fuhr er herum. „Ich habe auch meine Grenzen. Ich bin mit euch nach Greystone gekommen in der Hoffnung, dass es für mich besser wird. Aber wenn man es genau betrachtet, ist alles gleich geblieben.“
    Erschrocken trat sie einen Schritt zurück, unterbrach ihn aber nicht.
    „Statt der Erniedrigungen meines Vaters darf ich mir nun täglich Jakes Spott anhören. War es mir vorher nicht erlaubt, meine Geschwister zu sehen, muss ich mich jetzt von dir fernhalten. Es hat sich nicht viel geändert, ich bin schon wieder zu Heimlichkeiten genötigt. Und bevor du nochmal fragst: Ja, ich wollte etwas beweisen. Nämlich mir, damit ich den Glauben an mich selbst nicht verliere. Ich bin nicht aus Stein, Joanna. Mir machen die letzten Wochen und Monate auch zu schaffen. Aber das scheint niemand zu bemerken. Also gönn mir wenigstens etwas Spaß.“ Er drehte sich zum Kamin zurück und stütze sich mit beiden Händen am Sims ab.
    Vorsichtig legte Joanna ihm eine Hand auf den Rücken. So einen Ausbruch hatte sie bei Ian noch nie erlebt. Es musste sich einiges in ihm aufgestaut haben. „Ich habe mich schon länger gewundert, wie gut du dich an das Leben in Greystone angepasst hast.“ Er reagierte nicht und sie sprach weiter: „Ich habe dich nie gefragt, wie du mit allem zurechtkommst, weil immer etwas dazwischen kam. Ich weiß, das ist eine lahme Entschuldigung.“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Du wirkst so stark. Dadurch glaubte ich, dass du alles so gut abwehren kannst wie einen Schwerthieb. Aber das stimmt nicht. Und ich schäme mich, es nicht früher erkannt zu haben.“ Sie strich mit ihren Fingern über seine Wange. „Ich möchte dir zwei Vorschläge machen, die längst überfällig sind.“ Obwohl sie nicht sicher war, dass er ihr zuhörte, sprach sie weiter: „Erstens: Was hältst du davon, Ronen und Charlotte zur Zwischenprüfung einzuladen? Sie würden dich sicher gerne sehen. Anschließend können sie ein paar Tage hierbleiben und dann könnten wir alle zusammen nach Delaria fahren.“
    Überrascht blickte Ian auf und der Ansatz eines Lächelns zeigte sich in seinem Gesicht. „Das ist eine schöne Vorstellung, dass die beiden kämen. Was ist dein zweiter Vorschlag?“
    „Erzähl mir von deinem Leben in Darkwood.“
    „Nein.“
    „Ian, wir kennen uns über ein halbes Jahr. Und du hast bis jetzt so gut wie nichts über dein Leben dort erzählt.“
    „Das hat seinen Grund – es ist vorbei“, entgegnete er kalt. „Ich will nicht mehr daran denken.“
    „Aber du tust es doch die ganze Zeit! Das hat man gerade gemerkt. Du hast überhaupt nicht damit abgeschlossen.“ Er blickte stur an die Wand und sie seufzte. „Der Tod meiner Eltern hat mich schwer getroffen. Im Rückblick haben mir in meiner Trauer die Gespräche mit Tante Sophie am besten geholfen, alles zu verarbeiten.“
    Ian starrte immer noch die Wand an. „Was willst du wissen?“, fragte er schließlich.
    „Erzähl mir, was im Tagelöhnerhaus passiert ist.“
    „Vergiss es!“
    Joanna packte mit beiden Händen seinen Arm. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt, doch das würde seinen Widerstand nur verstärken. Deshalb sagte sie beschwörend: „Ian, eine Wunde muss gereinigt werden, bevor sie heilen kann.“
    Nach einer gefühlten Ewigkeit begann er stockend zu reden. Die Worte kamen leise, sodass sie sich sehr anstrengen musste, alles zu verstehen.
    „In der ersten Nacht im Tagelöhnerhaus habe ich vor Angst nicht geschlafen, aber es passierte nichts. Sie dachten wahrscheinlich so wie ich, dass es nur ein Scherz

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