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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nichts sagen sollen. Ich bin eigentlich gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten. Aber jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Nein, nein, nein! So einfach lasse ich dich nicht wieder davonkommen.« Bei diesen Worten zuckte ich zusammen, aber er ergriff meine Hand und zog mich zurück in die Küche. »Es hat viel zu lange gedauert, bis du zurückgekommen bist. Jetzt darfst du nicht einfach wieder verschwinden. Bitte.«
    Ich vermied es noch immer, ihn anzusehen.
    »Das hättest du doch alles nicht gesagt, wenn du tatsächlich annehmen würdest, dass ich ein Ganove bin. Also bist du vielleicht anderer Meinung. Sag mir doch bitte, was du denkst.«
    Ich zögerte einen Moment. »Ich glaube, dass ich nicht genug weiß. Und ich denke, dass du vorsichtig sein solltest, Will.«
    Wir schwiegen eine Zeit lang. Dann legte er seine Hände auf meine Schultern. Ich spürte, wie sein Atem meine Haare streifte, während er sagte: »Danke, Harper. Und es tut mir leid. Ich habe mich letzte Woche wirklich dämlich verhalten. Könnten wir es noch einmal versuchen?«
    Ich wollte gerade antworten, als ich jäh von Michael unterbrochen wurde, der brüllte: »Will! Hey, Novak, beweg deinen Hintern hierher!«
    Will zuckte zusammen und warf einen hastigen Blick auf seine Armbanduhr. »Verdammt.« Dann sah er mich an. »Ich meine es ernst. Ich will dich wiedersehen, und es tut mir wirklich leid, dass ich mich so aufgeführt habe. Ich weiß, dass du nicht unbedingt hierher kommen und mir auch nichts sagen musstest. Also hoffe ich, das bedeutet, dass du mir noch eine Chance gibst. Ich tue alles, was du verlangst, um dir zu zeigen, dass ich es ernst meine.«
    Michaels Stimme ertönte erneut. »Will!«
    Ich dachte einen Moment lang nach. Eigentlich wusste ich genau, was ich wollte. Verzweifelt suchte ich nach den richtigen Worten und griff nach einem Teller voll belegter Brote. »Hier. Nimm das hier mit nach draußen, ehe dein Bruder vor deinen Augen dahinsiecht. Und … äh … wenn du heute Abend Zeit hast, könnten wir vielleicht … vielleicht einige Sachen besprechen.«
    »Nicht ›vielleicht‹, sondern garantiert.« Er grinste befreit und stürmte dann mit dem Teller in der Hand aus der Küche. Ich blieb noch ein wenig länger dort, nahm einen weiteren Schluck von dem mittlerweile kalten Kaffee und schrieb eine Notiz auf den Block neben dem Telefon. Ich überlegte, ob ich sie dort liegen lassen und mich einfach aus dem Staub machen sollte, aber eigentlich konnte ich jetzt nicht mehr kneifen. Also ging ich zur Haustür, vorbei am Wohnzimmer, wo Will bereits wieder auf seinem kleinen Podest stand und wie ein Beatnik aussah, der seine Gedichte vorträgt. Er blickte auf und lächelte mir zu.
    »Danke, Michael«, sagte ich und legte ihm im Vorübergehen den Zettel auf den Tisch.
    Er schluckte einen Bissen Brot hinunter und rief mir nach: »Hey, Miss Blaine! Harper?«
    Ich drehte mich um. Mit meiner Nachricht in der Hand stand Michael auf und schloss die Tür zum Wohnzimmer.
    »Ja, Michael? Was ist?«, fragte ich.
    »Nun, äh … ich wollte nur wissen, ob Sie ihn schon wieder sitzen lassen. Meinen Bruder, meine ich. Ich weiß ja, dass er ein bisschen komisch ist, aber er ist im Grunde ein netter Typ.«
    »Er ist ein sehr netter Typ«, stimmte ich ihm zu. »Und übrigens«, gab ich zu, »finde ich ihn auch irgendwie sexy.«
    Michael musste ein Kichern unterdrücken. »Will?«
    »Naja … ja, Will.«
    Michael starrte mich an. »Will kann nicht sexy sein, schließlich ist er mein Bruder. Sie sind sexy.«
    Ich spürte, wie ich errötete. »Oh … tja, ich muss jetzt jedenfalls unbedingt los.« Ich konnte ihn kichern hören, als ich das Haus verließ.
    Zurück im Auto starrte ich noch einmal auf das Haus der Ingstroms. Die langhaarige weiße Katze kam um die Ecke geschlichen und setzte sich auf den Bürgersteig. Sie sah mich an, gähnte ausgiebig und entblößte ihre beachtlichen Reißzähne. Dann hob sie eine Vorderpfote und begann sich zu putzen; ich war offensichtlich nicht interessant genug.

Vierundzwanzig
     
     
    Es fiel mir zwar schwer, mich zu konzentrieren, aber ich hatte noch eine Menge zu tun, bevor ich Will treffen sollte. Zum Beispiel durfte ich mal wieder einige Vampire besuchen gehen.
    Sobald die Dunkelheit anbrach, fuhr ich zum Universitätsviertel. Da noch Vorlesungen stattfanden, war die Straße ziemlich belebt. Ich fand lange keinen freien Parkplatz, und als ich dann einen ergattert hatte, musste ich einige Blocks

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