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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Mike die Notiz für Will hinterlassen hatte. Als ich den riesigen Schatten im Treppenhaus vor meiner Wohnung sah, zuckte ich vor Angst zusammen. Doch als Will ins Licht trat, fühlte ich mich derart erleichtert, dass ich wie eine Idiotin zu weinen und zu zittern begann. Er war sehr lieb und zuvorkommend, selbst als er mir erklärte, dass ich stinken würde und dringend eine Dusche brauchte. In der Wanne sackte ich immer wieder weg und weinte, bis Will es schließlich aufgab, den Gentleman zu spielen und mit hineinstieg. Ich klammerte mich an ihn und von da ab ging es deutlich besser, obwohl ich mich weigerte, ihm zu erzählen, was vorgefallen war.
    Inzwischen jedoch war ich entsetzt über mich selbst, dass ich mich derart hatte gehen lassen.
    Er merkte, dass ich die Stirn runzelte, als er mir das Kopfkissen wegschnappte. »Hey! Möchtest du vielleicht noch mal duschen?«, fragte er mit einem mehrdeutigen Lächeln.
    Ich war an diesem Morgen nicht sehr schnell. »Brauche ich denn noch eine?«
    »Vom hygienischen Standpunkt aus nicht. Aber in deiner Dusche scheinen interessante Dinge zu passieren, weshalb ich mir dachte, dass wir dort gut den Tag beginnen könnten.«
    Ich riss ihm das Kopfkissen aus der Hand und schlug damit auf ihn ein, bis er sich unter die Decke rettete und mich zu kitzeln begann.
    Dank Will wich der Schrecken des Samstags allmählich von mir und ich dachte fast den ganzen Sonntag nicht mehr daran. Wir hingen den ganzen Nachmittag faul rum, und Will versprach mir sogar, sich am nächsten Tag das Harmonium mit mir anzusehen, ohne mich zu fragen, warum ich ihn dabei haben wollte.
    Nachdem er gegangen war, brach die Verzweiflung jedoch wieder über mich herein. Während ich meine Notizen in den Computer übertrug, begann ich wieder zu zittern und zu weinen. Ich dachte daran aufzugeben, denn ich wusste, dass ich eine weitere Nacht wie die letzte nicht durchstehen würde. Andererseits war ich mir nicht sicher, ob ich schon genug getan hatte, um Edward aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und wenn ich es nicht schaffte, ihn in die nötige Richtung zu drängen, dann war es sehr unwahrscheinlich, dass Cameron oder ich den nächsten Frühling erleben würden. Was konnte ich Edward schon bieten, was attraktiver war als mir den Kopf abzuschlagen? Ich durfte keinem Vampir trauen und wusste auch nicht mehr, ob ich Cameron noch einmal gegenübertreten konnte, ohne einen Schreikrampf zu kriegen oder ihm auf der Stelle eine Kugel zu verpassen, selbst wenn das nichts nützen würde.
    Ich schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Das Grau spülte gegen mein Bewusstsein, kalt und widerlich. Es kam mir so vor, als ob ich an einem Hafenbecken stünde, am Rande einer Welt, die auf einer anderen schwamm, auf und ab schaukelnd mit den Gezeiten. Ein unheimlicher elektrischer Schock erschütterte meine Nerven, aber ich ignorierte ihn so gut ich konnte. Ich verschloss mich gegenüber diesen sich windenden Feuerfäden in meinem Körper. Ich wollte nichts mehr mit Wygans Reich oder Vampiren oder Geistern zu tun haben. Der Boden unter meinen Füßen entglitt mir allmählich, und ich dachte einen Augenblick daran, in das imaginäre Hafenbecken zu springen.
    Das Geräusch kleiner Krallen auf Holz ließ mich innehalten. Ich hob mein Frettchen hoch und drückte es gegen mein Gesicht, roch den warmen, nach Getreide duftenden Geruch seines Fells. Erstaunlicherweise ließ sich Chaos diese Liebkosungen zur Abwechslung einmal gefallen.
    In der Nähe seiner weichen Wärme konnte ich entspannen und tief durchatmen. Das Grau schien jetzt wie ein Seidenfaden zu fließen, schimmernd vor Energie. Ich konnte jede Bewegung, die ich darin machte, spüren. Wenn ich dagegen presste, gab es nach und bildete einen steifen, reflektierenden Halbbogen um mich. Sogar die Kälte ließ nach. Ich versuchte es ganz von mir zu schieben, aber es wich nicht weiter zurück als bis zu einer Lichtquelle, die alles erhellte. Energiegeladene Netze funkelten an ihrer Schwelle. Wenn ich es mir von der Seite ansah, blitzte es so hell auf, dass ich nichts mehr erkennen konnte. Ich wollte allerdings nicht hinein und mir die normale Welt von dort ansehen.
    Dennoch quälte mich seine ständige Präsenz. Ich hatte es satt, es immer um mich zu haben oder auch nur daran zu denken. Selbst ein Gespräch mit den Danzigers wäre mir zu viel gewesen, denn dann hätte ich mich mit den grauenvollen Ereignissen der vergangenen Nacht

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