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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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hinter uns in ihren Angeln erzittern. Das Grau rollte und quoll aus dem Club und sammelte sich zu einem Sturm. Er lachte noch lauter und schien sich an dem Chaos, der Furcht und der Wut, die dem Club entwichen, zu laben.
    »Das hast du wirklich wunderbar gemacht!«, brüllte er über den Tumult hinweg. »Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen. Dann wirst du all das haben, was ich mir wünsche!«
    Sein Lachen schien mich zu erdrücken. Erst hörte es sich an wie ein betrunkenes Gackern, verwandelte sich dann aber in ein ekstatisches Kreischen. Wygan starrte auf die Türen und griff nach ihnen, um sich an dem Höllenspektakel, das auf den Wogen einer wirren, zornigen Energie zu uns hinausgetragen wurde, zu ergötzen. Ich fasste nach dem Treppengeländer und schleppte mich, so gut es ging, nach oben – weg von dem tosenden Grau, das mich zu verschlingen drohte. Dabei stolperte ich immer wieder, zerriss mir die Strümpfe und schlug mir das Knie auf den Marmorstufen auf.
    Ich kämpfte mich keuchend auf die Straße hinaus, um bloß dem grauenhaften Spektakel, das dort unten stattfand, zu entfliehen. Jemand packte mich unter den Armen, und wieder wurde ich in die andere Welt mit ihrer durchglühten Dunkelheit gerissen, die von grellen Lichtern und gellenden Schreien durchwoben wurde.
    Cameron stellte mich erst auf die Füße, als wir uns auf der anderen Seite der Straße befanden. Mit riesigen Augen sah er mich an.
    »Los, renn!«

Dreissig
     
     
    Wir rannten wie zwei Rehe, die auf einer Lichtung entdeckt werden. Unterwegs verlor ich meine Schuhe und meine Arme und Beine waren zerkratzt und bluteten. Aber wir hielten nicht an, sondern rannten weiter, ohne uns umzudrehen und uns den Sturm, der hinter uns tobte, anzusehen.
    Im Büro angelangt, fiel ich auf meinen Stuhl. Ich zitterte am ganzen Körper und schnappte keuchend nach Luft. Mir war schlecht, meine Glieder schmerzten und ich war zum Umfallen müde. Cameron saß mir ruhig gegenüber und wartete geduldig, bis ich mich wieder gefasst hatte.
    Noch immer zitternd, aber nicht mehr japsend, begutachtete ich meinen blutig geschundenen Körper. »Ich sehe ja nicht gerade umwerfend aus.« Die Welt um mich herum wirkte irgendwie instabil. Überall schimmerte es mir entgegen und seltsame Farben leuchteten vor meinen übermüdeten Augen. Ich redete dennoch weiter, nur um eine Stimme zu hören. »Aber ich glaube, wir haben es geschafft.«
    »Was ist da drin passiert?«, wollte Cameron wissen. »Ich hatte ein sehr komisches Gefühl, kurz bevor die Schreie begannen.«
    »Ich glaube, es war der Eröffnungskampf des nun offen ausgetragenen Kriegs. Als ich ging, war Edward gerade im Begriff, sich einmal ernsthaft mit Alice zu unterhalten.«
    »Oh! Aber sie hat doch keine Chance gegen ihn, oder? Das wäre eine Katastrophe für uns.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Meine Knochen kamen mir vor wie bereits zermalmt. »Ich bezweifle es. Falls Carlos sich entscheidet, Edward zu verteidigen, könnte es unangenehm werden. Dieses Durcheinander kann allerdings auch von Wygan ausgelöst worden sein, er schien es jedenfalls zu erwarten. Er war beinahe –« Ich hielt inne und kämpfte gegen die Galle an, die in mir hochstieg.
    »Alles in Ordung, Harper?«
    Ich packte meinen Papierkorb und erbrach mein Abendessen hinein. Diese Nacht brachte mich fast um. Ich ließ eine Minute lang den Kopf hängen und wartete darauf, dass mein Magen sich beruhigte.
    Im Gang vor meinem Büro ertönte ein lautes Krachen, und kurz darauf kam Cameron mit einem Papierbecher voll Wasser wieder herein. Ich richtete mich mühsam auf. Er stellte das Wasser vorsichtig vor mich auf den Schreibtisch, und ich sah ihn fragend an.
    Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. »Die Toilette war abgeschlossen.«
    »Wird der Vermieter richten müssen«, krächzte ich. Es war mir sowieso alles egal. Ich nahm einen Schluck, spülte damit meinen Mund aus und spuckte ihn dann in den Papierkorb. »Vielen Dank. Und vielen Dank dafür, dass du mich da rausgeholt hast.«
    »Ich hatte zuerst Angst dich zu berühren, denn du benimmst dich immer so, als ob es dir weh täte. Aber dann dachte ich mir, ein paar Schmerzen sind längst nicht so schlimm wie das, was da unten vor sich ging.«
    »Da hattest du recht. Du wirst eines Tages einen ziemlich beängstigenden Vampir abgeben.« Ich hustete.
    »Ich würde die sanfte, verführerische Tour vorziehen, wenn du nichts dagegen hast.«
    Ich sah ihn an. Seine blonden Haare waren

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