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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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erklären. Ben wird sicher bald zu uns stoßen und uns helfen, wenn wir nicht weiterkommen.«

Sieben
     
     
    Ich war mir zwar nicht sicher, was ich davon halten sollte, folgte Mara aber in die Küche, wo sie sofort mit den Vorbereitungen für das Essen begann. Albert schimmerte ab und zu über ihre Schulter hinweg, während wir uns unterhielten. »Es gibt einen Ort, der zwischen unserer und der nächsten Welt liegt. Ben nennt ihn das Grau.«
    Danziger betrat in diesem Augenblick mit einem dunkelhaarigen Jungen auf dem Arm die Küche, der an einer russischen Matroschka-Puppe saugte. »Sind wir bereits beim Grau angekommen?«, erkundigte er sich.
    »Nun, wir fangen gerade damit an«, erklärte Mara.
    »Aha! Ich habe eine optische Hilfe mitgebracht, die das Ganze etwas anschaulicher macht. Falls ich sie Brian entreißen kann.« Ben setzte das Kind auf den Boden und nahm ihm dann vorsichtig die Puppe ab. »Okay, zuerst müssen Sie einen Überblick gewinnen. Materie, wie wir sie kennen und verstehen, ist nichts weiter als ein bestimmtes Energieniveau. Teilchenphysik und so. Das sind alles nur Energielevel und Interaktionen. Wenn man die komplizierten Begriffe mal weg lässt, laufen die meisten philosophischen und religiösen Glaubensrichtungen auf ein und dasselbe hinaus: Sein, Existenz und Bewusstsein sind grundsätzlich nichts anderes als Energiezustände.«
    Er setzte sich neben dem schweren Küchentisch aus Eichenholz auf den Boden und öffnete die äußere Matroschka-Puppe, um die nächste zu enthüllen. »Wenn also das, was wir wahrnehmen, nichts weiter ist als ein bestimmter Energiezustand, dann folgt daraus, dass es auch andere Zustände geben kann, die wir nicht wahrnehmen, weil wir in einem bestimmten Niveau existieren. Außer unserer ›normalen‹ Welt – also unserem normalen Energieniveau – existiert auch eine parallele oder ›paranormale‹ Welt, in der ein anderes Kraftfeld regiert. Dazwischen liegt eine Zone, in der sich die beiden Welten überschneiden. Genau wie bei dieser Matroschka – die eine Puppe sitzt in der nächsten. Diese Übergangszone ist das Grau, das seine eigenen Bewohner hat – viele eigenartige Überschneidungsmanifestationen zwischen dem Paranormalen und dem Normalen. Also zum Beispiel Geister, Vampire, Elementargeister und solche Wesen. Sie gehören weder hierhin noch dorthin und besitzen eine Art von greifbarem Körper, der zu viel Masse hat, um in einer rein paranormalen Welt zu existieren. Aber gleichzeitig haben sie Qualitäten, die sie mit schnelleren, leichteren Energiestufen verbinden …«
    Das Baby fasste nach der Matruschka und Ben blickte auf. »Sie runzeln die Stirn. Ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    Mara seufzte und schaltete sich ein, ohne ihre Beschäftigung an der Spüle zu unterbrechen. »Es ist gar nicht so geheimnisvoll wie Ben es darstellt. Die Welt besteht aus einem Meer von Energie und die meisten Leute leben nur auf der normalen Oberfläche dieses Meers. Aber als Sie gestorben sind, tauchten Sie ab. Und als Sie wieder hoch kamen, brachten Sie ein wenig von da unten mit sich herauf, das Ihre Wahrnehmung in dieser Welt beeinflusst. Sie können zwar versuchen, es zu ignorieren oder zu verdrängen, aber glauben Sie mir – es wird nicht klappen.«
    »Ich bin ›hineingefallen‹.« Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu.
    »Quasi, als Analogie sozusagen. Der Tod gleicht einem großen Sturz. Wenn Leute davon sprechen, dass jemand ›hinüber gegangen‹ ist, wissen sie meist gar nicht, was sie da sagen. Man verliert die schweren, langsamen Teile seines Selbst und schwebt direkt über die Grenze in … in etwas Anderes. Das ist das Paranormale. Aber um dorthin zu gelangen, muss man erst einmal das Grau durchqueren. Und falls man noch nicht so weit ist, kann der Aufenthalt im Grau auch von längerer Dauer sein. Schließlich ist das die Übergangszone.«
    »Das Fegefeuer«, antwortete ich.
    Mara lachte. Sie schob sich die Locken aus dem Gesicht und warf mir über die Schulter hinweg einen raschen Blick zu. »Das ist eine katholische Vorstellung. Wovon ich rede, hat nichts mit irgendwelchen Konfessionen zu tun und auch nichts mit Leiden oder Sühne. Aber es ist voll merkwürdiger Wesen – wie Sie inzwischen wissen – und voll lebendiger Energie. Sicher haben Sie bemerkt, dass unser Haus glüht?«
    »Ja, das ist mir aufgefallen.«
    »Dieses Haus steht auf einer Energieverknüpfung des Grau – darum haben wir es auch

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