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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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einem am Metall markierten Punkt mit dem dunklen Tee. Dann goss er heißes Wasser dazu.
    Er reichte mir mein Glas und sagte: »Skelleher hat Sie also zu uns geschickt, weil Sie merkwürdige Dinge sehen. Erzählen Sie mir davon.«
    Ich hob eine Hand. »Einen Augenblick, bitte. Erst möchte ich etwas klären. Ich weiß nichts von Ihnen, außer dass ein Arzt, der ein wenig … nun ja, sagen wir, unkonventionell wirkte, meinte, dass ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen sollte. Wie können Sie mir helfen? Was oder wer genau sind Sie eigentlich?«
    »Nun, ich bin Linguistik-Professor an der Universität und habe dort eine Teilzeitstelle. Nebenbei führe ich meine eigenen Projekte durch – so habe ich Skelleher und meine Frau Mara kennengelernt. Außerdem übersetze ich vom und ins Russische, Tschechische, Polnische, Deutsche und noch einige andere Sprachen. Dann gäbe es da meine Arbeit in vergleichender Religionswissenschaft und Philosophie. Wissen Sie, ich habe ursprünglich meinen Abschluss in Philosophie gemacht, was wiederum mein Interesse an den vergleichenden Religionswissenschaften geweckt hat. Dann fing ich mit den Sprachen an, lernte Mara kennen und die Dinge nahmen ihren Lauf … Ich habe früher auch mal Religion und Philosophie unterrichtet, aber Sie wissen ja, wie es ist. Überall gibt es diese unnötigen Kürzungen …« Er zuckte mit den Schultern.
    Ich sah ihn misstrauisch an. »Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    Danziger fing an lebhaft zu gestikulierten. »Wenn man einmal ernsthaft anfängt, sich mit Religion und Philosophie auseinander zu setzen, kommt man früher oder später in den Bereich des Mystischen und auf Themen wie Tod, Seele, Sinn des Lebens, bestimmte Bürden, Verantwortung, Einheit – all diese großen, grundsätzlichen Bereiche. Und dann hat man die Qual der Wahl. Entweder man überspringt das Ganze und befasst sich mit Dingen, bei denen der Kopf nicht gleich raucht, oder man taucht in diese bizarre Welt ein, die sich da auftut, und versucht, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Ich habe wohl eine Schwäche für das Seltsame und Unerklärliche und so schrieb ich ein Buch darüber. Deshalb nennt man mich jetzt auch Geister-Ben.«
    Ich runzelte die Stirn, denn ich hatte nicht das Bedürfnis, das Versuchskaninchen für irgendwelche zweifelhaften Experimente zu spielen. »Dann sind Sie also eine Art Parapsychologe.«
    Er schüttelte energisch den Kopf. »Ich bin nur ein etwas ausgefallener Philosoph. Geister kenne ich persönlich keine – außer Albert dort drüben«, fügte er hinzu und wies in eine Ecke.
    Ich sah überrascht in die von ihm gezeigte Richtung, konnte dort aber nichts erkennen. Schon wollte ich mich wieder Danziger zuwenden, als ich einen schmalen, schlanken Schatten neben der Tür stehen sah. Es war ein Mann mit unheilvoll wirkenden Katzenaugen, die mich starr anblickten. Entsetzt zuckte ich zusammen.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen.
    Danziger lächelte. »Das ist Albert. Wir sind uns einigermaßen sicher, dass er zur Zeit der Prohibition in diesem Haus zur Untermiete wohnte und durch gepanschten Gin ums Leben kam. Ein armer Säufer.« Er schüttelte den Kopf und strich sich die Haare glatt, sodass die noch verbliebene Elektrostatik verschwand und sein dunkles Haar glatt herunter hing; er erinnerte mich irgendwie an eine halb verwelkte Dahlie. »Wie dem auch sei, Sie können ihn also sehen, und das ist gut. Ich kann es nicht. Ich weiß nur, dass er da ist, weil ich die Kälte spüre. Ich zeige allerdings immer auf die falsche Stelle, um zu sehen, ob mein Gegenüber mich nur an der Nase herumführen will oder es ernst meint.«
    Der Geist trat beiseite und die Tür öffnete sich. Eine große, schlanke Frau mit feuerroten Haaren kam ins Arbeitszimmer. Sie hatte grüne, katzenartige Augen und hätte selbst dann noch umwerfend ausgesehen, wenn sie nicht derart stark von innen heraus gestrahlt hätte. Sie wirkte so, als wäre sie noch nie im Leben krank gewesen.
    Sie legte den Kopf zur Seite, als ob sie dem Geist neben ihr zuhören würde, lächelte dann leicht und schüttelte den Kopf. Schließlich sagte sie mit einem melodischen irischen Akzent: »Das ist ja wunderbar, Albert. Aber du hast mir im Weg gestanden. Und jetzt lass uns bitte allein.« Sie schob ihn sanft beiseite und die kaum wahrnehmbare Schattengestalt verschwand.
    Nun wandte sie sich mir zu, wobei ihre Augen funkelten. »Sie müssen Harper sein. Ich bin Mara. Wie ich sehe, haben Sie schon

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