Griechisches Feuer
andächtig hielt sie die beiden Kleidungsstücke hoch.
Sowohl der Mantel als auch das Negligé waren aus feinster, schwerer Seide, und beides konnte einen Mann zum Wahnsinn treiben. Sie selbst hätte allerdings nichts in Scharlachrot gekauft und schon gar nicht etwas mit einem so tiefen Ausschnitt und so gut wie keinem Stoff auf der Rückseite.
Ihr war klar, warum Constantine sich genau dafür entschieden hatte. Diese Sachen waren für eine Geliebte bestimmt. Und eine Geliebte trug sie auch nur, um zu verführen und Verlangen zu erwecken. Allein der Gedanke daran, das Negligé und den Mantel wieder auszuziehen, zählte. Jede Faser diente der Verführung. Grace hätte sich nicht gewundert, wenn sie auf der Verpackung die Worte "Dessous nur für Ihre Geliebte" gefunden hätte.
"Sie ... sind wunderschön", sagte sie stockend. Sie konnte nur hoffen, dass er dachte, ihr würden vor Freude die Worte fehlen.
"Aber nicht so schön wie die Frau, für die ich sie ausgesucht habe. Grace, pethi mou", sagte Constantine heiser, "zieh sie an.
Ich möchte sehen, wie sie dir stehen."
"Ich kann nicht", antwortete Grace verlegen. Sie wich Constantines verlangendem Blick aus. Ja, sie hatte seinem Vorschlag zugestimmt, aber die Rolle der verführerischen Geliebten fiel ihr wirklich nicht leicht.
"Du brauchst nicht schüchtern zu sein", versuchte er sie mit sanfter Stimme zu überzeugen. "Du weißt doch, dass ich deinem wundervollen Körper verfallen bin. Und außerdem habe ich schon jeden Zentimeter davon gesehen, berührt, geküsst..."
Aber das war im Bann der Leidenschaft gewesen, als sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt und geglaubt hatte, dass auch er ihre Gefühle erwiderte. Jetzt sollte sie sich, nur mit verführerischen Seidendessous bekleidet, seinem kalten, prüfenden Blick stellen. Und Grace wusste genau, was er dabei empfand: Verlangen. Verlangen nach ihrem Körper, mehr nicht.
"Nein, Constantine, das kann ich nicht."
Er nahm sie in die Arme und küsste sie sanft. Geschickt weckte er ihre Begierde. Und dann ergab sich alles wie von selbst. Sie brauchten weder das Negligé noch den Morgenmantel. Ihr Verlangen war wie eine große Flutwelle, die erbarmungslos alles mit sich riss. Keiner von beiden wollte warten. Aber später, als ihre Leidenschaft fürs Erste befriedigt war, überredete Constantine Grace doch noch, die Dessous für ihn anzuziehen, was zur Folge hatte, dass alles wieder von vorne begann...
Danach verliefen alle Nächte gleich. Tagsüber gingen sie wie immer zur Arbeit, aber Grace hatte das Gefühl, in einem Traum zu sein, und nahm ihre Umwelt kaum noch wahr. Erst am Abend wurde sie wieder lebendig. Wie Constantine versprochen hatte, nahm er sie manchmal mit ins Theater, oder sie gingen essen, aber die meisten Nächte verbrachten sie in Grace' Wohnung, in ihrem Bett.
Egal, wie oft sie sich schon geliebt hatten, sie hatten nie genug. Jeder ekstatische Höhepunkt, den sie erlebten, stillte ihr Verlangen nur vorübergehend, und es dauerte nicht lange, bevor die Begierde wieder übermächtig wurde.
"...im September. In Ordnung?"
"Was?" Erschrocken zuckte Grace zusammen. Sie war so in ihre sinnlichen Träume versunken gewesen, dass sie Ivans Frage gar nicht mitbekommen hatte.
"Es tut mir Leid. Ich war mit den Gedanken ganz woanders."
"Das habe ich gemerkt", erwiderte Ivan lachend. "Dich hat es ja wirklich böse erwischt. Und was ist mit Constantine? Hegt er die gleichen Gefühle? Steht bald eine Hochzeit ins Haus?"
Ivans Frage riss bei Grace alte Wunden auf. Nervös schob sie einen Stapel Papier von links nach rechts. Hoffentlich durchschaute Ivan sie nicht. Er kannte sie zu gut, sie würde den Schmerz kaum vor ihm verbergen können.
"Dafür ist es noch zu früh", antwortete sie schließlich und hoffte, er würde es dabei belassen. Aber den Gefallen tat Ivan ihr nicht.
"Grace, ihr seid jetzt schon fast vier Monate wieder zusammen. Letztes Mal wart ihr zu der Zeit schon verlobt."
"Na ja, das ging damals alles viel zu schell. Dieses Mal wollen wir es langsamer angehen - wir müssen uns erst über unsere Gefühle klar werden. Aber jetzt lass uns das Thema wechseln, Ivan. Was wolltest du mir eben sagen? Irgendetwas mit September." Entschlossen lenkte sie das Gespräch wieder in sichere Bahnen.
Ivan nickte. "Die alljährliche Party. Du weißt schon, sehen und gesehen werden, Drinks und Canapes." Damit meinte er den jährlichen Empfang für die Großkunden der Werbeagentur.
"Bob Cartwright hat den
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