Griechisches Feuer
wem dann? Und wenn du jemandem nicht vertraust, dann kannst du ihn nicht heiraten. So einfach ist das.
Ohne Vertrauen gibt es keine Liebe und ohne Liebe keine Hochzeit."
"Aber ich liebe dich", wiederholte Grace verzweifelt.
"Du liebst mich wieder - nachdem deine Schwester ihre Lügen eingestanden hat. Aber als ich dir sagte, dass die Anschuldigungen nicht wahr seien, hast du mir nicht einmal zugehört. Du warst so sicher, dass meine Version nicht stimmte, dass du jedem geglaubt hättest, nur nicht mir."
"Aber ich wusste doch nicht, ob ..."
"Du brauchtest auch gar nichts zu wissen! Du hättest nur an mich glauben müssen. Das konntest du aber nicht. Damit hast du unsere gemeinsame Zukunft für immer zerstört."
Für immer zerstört! Constantines unbarmherzige Worte rissen Grace aus ihren Erinnerungen und holten sie unsanft in die Gegenwart zurück.
Brauchte sie eigentlich noch mehr Beweise dafür, dass sie sich auf keinen Fall wieder mit diesem Mann einlassen durfte?
Inzwischen waren sechzehn Stunden vergangen, es war weit nach Mitternacht, und sie hatte sich immer noch nicht entschieden. Wollte sie wirklich noch mit Constantine zusammen sein, obwohl sie wusste, wie gefühllos und starrsinnig er sein konnte?
"Ach, geh endlich ins Bett!" Sie gab sich einen Ruck. "Schlaf drüber, und morgen sieht die Welt schon wieder besser aus."
Aber das hatte Grace sich zu einfach vorgestellt. Von Schlaf konnte nicht die Rede sein. Sie warf sich hin und her, und Constantines Vorschlag spukte die ganze Zeit in ihrem Kopf herum.
Als sie dann endlich in einen Halbschlaf versank, wurde sie zu allem Überfluss auch noch von einem Traum voller Leidenschaft heimgesucht. Constantine lag auf ihr, strich zärtlich über ihren Körper und küsste ihre empfindlichen, aufgerichteten Brustspitzen. Als sie wieder aufwachte, hatte sie das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben.
Nein, sie wollte die Einsamkeit und das Gefühl des Verlustes nicht noch ein zweites Mal ertragen! Das wäre die reinste Hölle gewesen. Sie hatte Constantine nicht umstimmen können, und auch seine unerbittliche Haltung ihr gegenüber war nicht ins Wanken geraten. Damit hatte sie allerdings auch nicht gerechnet, denn dazu kannte sie ihn zu gut.
Aber jetzt hatte er ihr angeboten, sein Leben zu teilen - zwar nicht als seine Ehefrau, sondern als seine Geliebte. Das war nicht gerade das, was sie sich erträumt hatte, aber es war besser als nichts. Sie würde an seinem Leben teilhaben, ihm etwas bedeuten, auch wenn es für ihn nur ein Geschäft war, das jederzeit beendet werden konnte.
Nur eine Nacht ohne Constantines Berührungen und Küsse hatte Grace gezeigt, wie sehr sie ihn brauchte, wie sehr sie ihn vermisste. Sie konnte ohne ihn nicht leben. Sie brauchte es gar nicht erst zu versuchen.
Außerdem hatte er gesagt, dass es wahrscheinlich sehr lange dauern würde, bis er ihrer überdrüssig wäre. Hundert, vielleicht aber auch tausend Nächte.
Hundert Nächte waren ja nicht sehr viel. Ein bisschen mehr als drei Monate. Aber tausend!!
Tausend Nächte waren fast drei Jahre. Das war länger als die trostlose Zeit, die sie erlebt hatte, nachdem Constantine das Verlöbnis aufgelöst hatte, und das war ihr schon wie eine Ewigkeit vorgekommen.
In drei Jahren konnte sich viel ändern. Wenn es ihr nun doch gelang...
Aber so weit wollte Grace noch gar nicht denken. Sie durfte nicht von einer besseren Zukunft träumen, denn es wäre viel zu schmerzlich, wenn am Ende all diese Träume sich nicht erfüllten.
Sie würde Constantines Angebot annehmen. Sie musste einfach. Sie hatte keine Wahl. Der Gedanke, wieder allein zu sein, war ihr unerträglich.
Gut, irgendwann würde sie wieder allein sein. Aber das wäre später. Viel später. Vielleicht würde es ihr ja in der Zwischenzeit gelingen, sich auf den unvermeidlichen Tag der Trennung besser einzustellen. Aber bis dahin war noch ein weiter Weg. Jetzt galt es, erst einmal den heutigen Abend zu überstehen!
Und so machte Grace sich besonders sorgfältig zurecht. Sie duschte, wusch ihr langes, seidiges Haar und föhnte es. Sie wählte ihr Lieblingsparfüm und legte nur wenig Make-up auf, das besonders ihre grauen Augen und ihre vollen Lippen hervorhob. Dann zog sie ihr neuestes und aufreizendstes Kleid an - schwarz, hauteng, ärmellos - und blickte prüfend in den Spiegel.
Das Kleid saß genau richtig. Es schmiegte sich an ihren Körper und betonte die richtigen Stellen. Strümpfe aus reiner Seide und zierliche
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