Griechisches Feuer
Sandaletten aus feinstem italienischem Leder ließen ihre Beine endlos erscheinen.
Als Letztes holte sie den Armreif, den Constantine ihr geschenkt hatte, aus dem Schmuckkästchen und legte ihn an.
Perfekt! Besser konnte es gar nicht sein. Sie sah elegant aus, gelassen, beherrscht. Leider war das alles nur eine Illusion.
Wenigstens war ihr äußerlich nicht anzusehen, dass ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren und das flaue Gefühl im Magen sich einfach nicht vertreiben lassen wollte. Die meisten Leute würde sie damit täuschen können. Die Frage war nur, würde es ihr auch bei Constantine gelingen?
Als Grace das Restaurant betrat, saß er schon am Tisch. Er hatte nur einen Drink vor sich stehen. Also hatte er nicht vorgehabt, allein zu essen.
Grace blieb am Eingang stehen und beobachtete ihn. Gerade in diesem Moment blickte er ungeduldig auf die Uhr. Sie lächelte verstohlen, denn genau das hatte sie erreichen wollen.
Sie hatte alles genau geplant und war so spät gekommen, dass ihr gerade noch zwei Minuten blieben, bis die Frist abgelaufen war, die Constantine ihr gesetzt hatte. Es schadete ihm gar nichts, wenn er sich mit der Frage herumschlug, ob sie nun kommen würde oder nicht. Ganz langsam, ganz gelassen ging sie auf ihn zu.
"Guten Abend, Constantine."
Schnell blickte er hoch. Anscheinend war er sich seiner Sache doch nicht so sicher gewesen! Grace lächelte triumphierend.
"Du bist also doch gekommen."
Bevor sie antworten konnte, war er schon aufgesprungen, um den Tisch gegangen und hatte ihr den Stuhl zurechtgerückt. Auf eins konnte man sich bei Constantine immer verlassen: seine untadelige Höflichkeit.
"Sag bloß, du hast nicht daran geglaubt."
Grace war stolz, dass ihre Stimme nicht ein bisschen zitterte.
"Gestern hast du dich ja noch strikt geweigert."
Grace setzte sich, nahm die Serviette und legte sie sich auf den Schoß. Das gab ihr Zeit, über ihre Antwort nachzudenken.
"Frauen ändern ihre Meinung oft. Das solltest du eigentlich wissen."
"Und hast du auch deine Meinung geändert, was meinen Vorschlag angeht? Oder findest du immer noch, dass es sich dabei um eine moderne Form der Sklaverei handelt?"
Grace nahm ihr Glas und trank einen Schluck Wasser. Ihre Kehle war auf einmal wie ausgetrocknet.
"Ich würde es eher ein Geschäft nennen. Du bezahlst mich großzügig für meine Dienste. Und glaub mir, das wird nicht gerade billig für dich."
"Damit habe ich auch nicht gerechnet." Spöttisch musterte er sie. "Dann wissen wir jetzt beide, woran wir sind. Lass uns unser Geschäft mit einem Handschlag besiegeln."
Deswegen war sie doch hergekommen! Genau das war es gewesen, was sie gewollt hatte. Weshalb zögerte sie dann?
"Was ist los, Grace? Hast du es dir schon wieder anders überlegt?" fragte Constantine, als sie sich nicht rührte.
Er sollte auf keinen Fall ihren inneren Zwiespalt bemerken.
Also rang sie sich ein Lächeln ab und reichte ihm die Hand.
"Bestimmt nicht. Außerdem weiß ich ja, dass ich im Gegensatz zu dir ein gutes Geschäft gemacht habe."
"Wenn das so ist..." Er nahm ihre Hand und drückte sie fest die Hand, an der sie den goldenen Armreif trug. Und plötzlich fiel ihr ein, woran dieser Armreif sie erinnerte: an die Ketten, mit denen man früher Sklaven gefesselt hatte.
8. KAPITEL
"Gracie, Schatz, irgendwie siehst du so blass aus. Was ist los? Kümmert sich dein Grieche nicht genug um dich?"
"Doch, Ivan." Grace lächelte ihren Freund gequält an.
"Eigentlich kümmert er sich viel zu sehr um mich."
"Ach so!" Ivan verdrehte die Augen und zeigte nur allzu deutlich, was er darunter verstand.
"Nein, Ivan, so meine ich das nicht." Grace lachte, und dieses Mal war das Lachen echt. "Na ja, jedenfalls fast nicht. Er überhäuft mich außerdem noch mit Geschenken." In Wahrheit überhäufte Constantine sie nicht nur mit Geschenken, sondern sie schien förmlich in ihnen zu ertrinken. Schon gleich am nächsten Tag, nachdem sie sich einig geworden waren, hatte er begonnen, seinen Teil der Abmachung zu erfüllen - und zwar mit einer Energie, die sie immer wieder erstaunte.
Er war bei ihr mit einem großen, in Geschenkpapier eingewickelten Paket erschienen.
"Ich habe dir etwas versprochen, und hier ist es."
Gespannt zog Grace die silberne Schleife auf, öffnete das Paket und nahm den Inhalt vorsichtig heraus.
Der Morgenmantel steht dir nicht, hatte er gesagt. Und ihr schlichtes Nachthemd hatte anscheinend auch keine Gnade vor seinen Augen gefunden. Beinahe
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