Griechisches Feuer
Wenn er in dieser unnachgiebigen Stimmung war, hätte sie, anstatt mit ihm zu reden, genauso gut mit bloßen Fäusten auf eine Steinwand einschlagen können - der Effekt wäre der gleiche gewesen.
Also würde sie mitspielen - im Augenblick jedenfalls. Sie würde mit ihm schwimmen gehen und sonnenbaden. Sie würde ihm das Gefühl geben, dass sie nach seiner Pfeife tanzte, bis der Zeitpunkt gekommen war, ihn eines Besseren zu belehren.
Und wenn er es dann am wenigsten erwartete, würde sie ihn fragen, was er mit diesem rätselhaften Satz gemeint habe. Und dann würde sie darauf bestehen, dass er ihr antwortete.
Zu Grace' Überraschung verlief der restliche Tag ohne weitere Zwischenfälle. Sie hielten sich genau an Constantines Pläne: erst ein Bad im warmen Meer und dann ein Sonnenbad am Strand. Danach zogen sie sich ins klimatisierte Schlafzimmer zurück, um der Gluthitze des Mittags zu entgehen.
Und auch im Schlafzimmer passierte das Gleiche wie jeden Tag. Constantine brauchte sie nur in die Arme zu nehmen und sie mit seinen Küssen zu verzaubern, und alle Probleme wichen wie Morgennebel vor der Sonne. Grace überließ sich ganz seinen erfahrenen, geschickten Berührungen, und ihre Sinne wurden einer nach dem anderen geweckt, bis sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und seufzend vor Verlangen in seinen Armen lag.
Aber etwas hatte sich geändert. Etwas, das ihre Leidenschaft stärker und fordernder werden ließ und ihre Begierde beinahe unstillbar machte. Zuerst wusste Grace nicht, was es war, denn das Verlangen nach Constantines Körper und nach Erfüllung war so stark, dass sie an nichts anderes denken konnte. Erst als der Nachmittag schon fast vorüber war und die Erschöpfung ihren Tribut forderte, fragte sie sich, ob nicht die Worte, die Constantine an diesem Morgen gesagt hatte, etwas damit zu tun haben könnten.
Irgendwie sind wir beide durchgefallen.
Constantines rätselhafte Worte waren das Letzte, an das sie dachte, bevor sie einschlief, und sie waren das Erste, was ihr einfiel, als sie aufwachte.
Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt. Constantine schlief noch ganz entspannt neben ihr. Leise stand Grace auf.
Sie duschte, wusch sich das Haar und zog ein schlichtes grünes Kleid an. Und die ganze Zeit über dachte sie fieberhaft nach.
Wir sind beide durchgefallen. Hatte der immer so beherrschte und selbstbewusste Constantine Kiriazis tatsächlich einen Fehler zugegeben? Nein! Das konnte und wollte sie nicht glauben.
Aber irgendetwas hatte er damit sagen wollen, die Frage war nur, was.
Sie ging auf den kleinen Balkon und ließ gerade ihr Haar im Wind trocknen, als sie hörte, wie Constantine aufstand und genau wie sie vorher unter die Dusche ging.
Er hat mich einmal geliebt, dachte sie wehmütig. Damals, als er ihr das Kästchen mit den Herbstblättern geschenkt hatte. Aber was fühlte er jetzt für sie? Das Gegenteil von Liebe war Hass, doch sie war sicher, dass bei ihm die Liebe nicht in Hass umgeschlagen war. Sonst wäre sie nicht hier, auf seiner geliebten Insel, im Haus seiner Familie.
Vielleicht kam, wenn die Liebe erkaltet war, einfach nur ein großes Nichts. Sicher, Constantine fühlte sich von ihrem Körper angezogen, das hatte er ja auch offen zugegeben, ansonsten empfand er nichts für sie. Aber er hatte sie einmal geliebt. War es wirklich nur ein Wunschtraum, wenn sie hoffte, dass diese Liebe eines Tages wieder erwachen würde?
Erschrocken zuckte Grace zusammen, als etwas sie am Nacken berührte. Gleich darauf fühlte sie Constantines warme Lippen auf ihrer Haut, direkt unter dem Verschluss der Kette aus goldenen Blättern.
"Ich würde alles dafür geben, jetzt deine Gedanken lesen zu können!" flüsterte er und stellte sich neben sie. Er sah umwerfend gut aus in seinem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose.
Fieberhaft suchte Grace nach einer unverfänglichen Antwort.
Sie durfte ihm nicht ihre wahren Gedanken verraten. "Wenn du es genau wissen willst, ich habe mich gerade gefragt, wie du es schaffst, dich von dieser wundervollen Insel loszureißen. Ich jedenfalls werde sehr traurig sein, wenn wir abreisen müssen."
Was ja bald der Fall war. Der Urlaub neigte sich dem Ende zu. Noch einige Tage, und sie würden sich wieder auf dem Rückweg nach England befinden.
"Leicht fällt es mir nicht", gab Constantine zu. "Aber der Gedanke daran, jederzeit zurückkehren zu können, ist sehr beruhigend."
Bezog er das nur auf sich oder auf sie beide? Von der Antwort auf diese
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