Griechisches Feuer
Augen auf und begegnete seinem Blick.
"Natürlich."
Sie hatte zu schnell geantwortet. Sofort merkte sie, dass Constantine ihr nicht glaubte, und sie hatte Angst, er könnte herausfinden, was wirklich mit ihr los war. Hastig bemühte Grace sich, ihn abzulenken.
"Ich ... ich bin nur ein bisschen müde", schwindelte sie. "Ich hatte eine ziemlich harte Woche im Büro. Es gab Probleme mit einer neuen Werbekampagne ..."
"Arbeitest du immer noch bei Henderson & Cartwright?"
"Ja."
Das war schon besser. Sie hatte ihre Stimme jetzt unter Kontrolle und war wenigstens nach außen hin ruhig und gelassen.
"Ich bin vor kurzem befördert worden. Jetzt leite ich ... Aber ich glaube nicht, dass dich das interessiert."
Grace wollte nicht, dass es ihn interessierte. Er sollte nichts über ihr Leben oder das, was sie tat, erfahren. Er hatte dieses Recht verwirkt, als er sie verlassen hatte, und sie hatte nicht vor, ihr Leben wieder mit ihm zu teilen.
Constantines
Schulterzucken bewies ihr, dass ihre
Bemerkung zutreffend gewesen war.
"Ich dachte, wir treiben hier nur höfliche Konversation", sagte er gleichgültig. "Das könnt ihr hier in England doch so gut, vor allem in unangenehmen Situationen."
"Das ist für mich keine unangenehme Situation", verteidigte sich Grace scharf.
"Vielleicht habe ich das ja eher auf mich bezogen."
"Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen!" Ungläubig schüttelte Grace den Kopf. "Ich habe noch nie erlebt, dass dich irgendetwas aus der Fassung gebracht hat. Du hast dir noch nie Gedanken über andere Menschen gemacht. Immerhin hattest du ja auch den besten aller Lehrmeister, deinen Großvater."
Sie war zu weit gegangen. Das wusste sie in dem Augenblick, als Constantine zurückzuckte und seine Augen drohend zu funkeln begannen. Aber er ließ sich nicht anmerken, wie es in ihm aussah, als er ihr antwortete: "Trotzdem ... Ich dachte, diese Situation könnte irgendwie ..." Er suchte nach dem passenden Wort. "Irgendwie peinlich für dich sein."
"Das ist noch untertrieben!"
Sofort erkannte Grace, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und biss sich auf die Lippe. Sie wünschte, sie hätte die unüberlegt geäußerten Worte zurücknehmen können, denn sie gaben ihm einen unschätzbaren Vorteil.
Constantine nutzte ihre Schwäche auch gleich aus und genoss ihre Verlegenheit sichtlich.
"Pech für dich. Ivan hat dir nicht gesagt, dass er mich eingeladen hat, und es gibt hier sicher einige Gäste, die genau wissen, was zwischen uns geschehen ist."
Er war sich natürlich genau wie sie darüber im Klaren, dass fast jeder hier wusste, dass sie vor zwei Jahren kurz davor gewesen war, diesen Mann zu heiraten, die Hochzeit aber nie stattgefunden hatte. Die Einzelheiten waren nur den wenigsten bekannt, aber nach der letzten, auch noch öffentlich in der Eingangshalle der Werbeagentur ausgetragenen Auseinandersetzung konnte es keinen Zweifel geben, dass Constantine sie verlassen und ihrer Bitte um eine zweite Chance keine Beachtung geschenkt hatte.
Die Tatsache, dass auch sie Fehler gemacht hatte, hatte ihr zusätzlich zu einem Gefühlschaos auch noch ein schlechtes Gewissen beschert. Sie ballte die Hände zu Fäusten und war froh, dass Constantines Mantel diese Bewegung verbarg.
"Das ist jetzt zwei Jahre her, Constantine", antwortete sie und war selbst überrascht, wie ruhig ihre Stimme klang. "Ich habe seitdem mein Leben weitergelebt, und du sicher deines."
"Ich bin darüber hinweg", eröffnete er ihr gleichgültig.
"Ich auch." Grace wünschte, sie könnte genauso überzeugend wirken wie er, aber es wollte ihr nicht gelingen. "Die Leute haben uns schon längst vergessen. Wir waren vielleicht einmal das Topereignis, aber heute ist das Schnee von gestern. Wenn einer von uns jetzt geht, wäre Ivan enttäuscht. Also sollten wir einfach das Beste daraus machen."
Abschätzend sah er sie an, und er kniff die Augen zusammen, während er über ihren Vorschlag nachdachte.
"Das ist einfach", antwortete er schließlich ohne die kleinste Gefühlsregung. "Ich werde ganz so tun, als hätte es dich nie gegeben, als hätten wir uns nie getroffen. Das hat in den letzten zwei Jahren ja auch sehr gut funktioniert."
"Warum bist du dann überhaupt hierher gekommen? Du hast doch gewusst..."
"Natürlich habe ich das gewusst, aber ich wollte Ivan an seinem Geburtstag nicht enttäuschen, und so habe ich - wenn auch mit Widerwillen, das kannst du mir glauben - das Risiko in Kauf genommen, dich hier zu treffen."
Er wollte
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