Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
feierlich, das Tütchen mit Tabak. Ich glaub es nicht! Der Papa legt würdevoll die Zeitung beiseite und beginnt, Tabak in einen Trichter Papier zu drehen.
»Du wirst doch etwa hier nicht …«, keif ich ihn an.
»Lassen Sie ihn doch!«, unterbricht mich die Hausherrin. »So ein Zigarettchen nach dem Essen ist doch nicht schädlich. Ganz im Gegenteil. Ist sogar prima für die Verdauung.«
Der Papa grinst und nickt.
»Steh auf!«, sag ich relativ aggressiv.
»Ich denk gar nicht dran!«, sagt er und lehnt sich behaglich zurück. Aber nur kurz. Dann zieh ich meine Waffe.
Die Frau Moratschek quietscht.
Der Papa flucht.
Und er erhebt sich. Langsam zwar, aber immerhin. Er geht auch gleich barfuß zum Wagen. Tür zu und weg. Auf der ganzen Heimfahrt sagt er kein Wort. Aber das ist mir wurst. Daheim übergeb ich ihn dann der Oma und die schlenzt ihm die Wange. Sagt ein paar Mal »Depp, damischer!«, aber schlenzt ihm die Wange.
Wie ich hinterher im Rathaus eintreff, riecht es schon im Korridor nach Kaffee und Kuchen, und aus dem Büro der Verwaltungsschnepfen tönen Stimmen und Gelächter. Die Mooshammer Liesl sitzt mittig und hat ein Kuchenblech auf dem Schoß. Zwetschgendatschi. Selbstgemacht.
»Servus, Eberhofer«, sagt die Liesl, wie sie mich sieht. »Geh, hol dir einen Teller und geh her. Ein Stückerl ist noch übrig.«
Ich beweg mich zur Kaffeemaschine und hol frischen Kaffee. Der Bürgermeister streckt seinen Schädel zur Tür rein.
»Mooshammerin, was habens’ denn da Schönes? Ah … einen Datschi! Selbergemacht, nehm ich mal an?«
Die Liesl nickt. Reden kann sie nicht, weil sie den Mund voller Kuchen hat. Und bis ich schau, schnappt sich der Bürgermeister das allerletzte Stückerl und beißt hinein.
»Heeeey!«, schrei ich und könnt schäumen vor Wut.
»War das der Ihrige, Eberhofer?«, fragt er in meine Richtung. Jedenfalls glaub ich das zu hören. Verstehen kann man ihn nämlich nicht. Mund rappenvoll. Vermutlich bis zur Gurgel runter.
»Ja, das war meiner, Majestät!« Mehr krieg ich nicht über die Lippen. Ich dreh mich ab und geh raus.
»Eberhofer … jetzt wartens’ doch, bitt schön! Wollens’einmal beißen?«, hechelt er hinter mir her. Aber der Eberhofer will nicht. Schließlich graust’s dem auch vor irgendwas.
»Sie, der Dings ist bei Bewusstsein, wissen’s schon … der Doktor …«, sagt er und tupft sich mit einem Tempo über die Lippen.
»Brunnermeier«, sag ich und setz mich nieder.
»Genau! Der Brunnermeier. Grad kam ein Anruf vom Klinikum. Geh, sinds’ doch so gut und fahrens’ da hin. Und fragens’ den Dings, den Doktor, weshalb er eigentlich aus unserer wunderbaren Welt scheiden wollte.«
Ja, so wunderbar ist jetzt unsere Welt auch wieder nicht, dass man nicht auch einmal ans Ausscheiden denken könnte.
Aber gut. Ich nehm den Autoschlüssel und beweg mich zur Tür raus.
»Aber seien Sie ein bisserl taktvoll, Eberhofer. Ein bisserl taktvoll, gell. Nicht, dass er gleich noch mal …«
Auf dem Weg nach draußen kommt mir der Taxifahrer entgegen. Er will schnell seine Aussage zu Protokoll geben, sagt er, weil er zufällig grad in der Gegend ist. Also machen wir das. Er berichtet mir haarklein, was ich ohnehin schon weiß, und kann die Frau Barschl bis ins letzte Detail beschreiben. Er muss sie schier mit den Augen gefressen haben, anders ist das gar nicht möglich. Außerdem kann er nicht aufhören, von »diesem Hammerweib« zu erzählen. Mir reicht diese Aussage vollkommen und drum geleite ich ihn zu seinem Taxi zurück und verabschiede mich. Dann mach ich mich aus dem Staub.
Nachdem ich einen erstklassigen Parkplatz in der Rettungszone ergattert hab, bin ich auch schon auf dem Weg zum neugeborenen Brunnermeier.
»Sind Sie das Arschloch, das mich gerettet hat«, fragt der, kaum dass ich zur Tür drin bin.
»Nein, das war unser werter Herr Bürgermeister. Ich persönlichhab nur Ihre Pulsadern abgedichtet, bis der Sanka kam«, sag ich und nehm auf dem Stuhl neben ihm Platz.
»Ja, dann sind Sie halt das Arschloch, das meine Adern abgedichtet hat. Großartig! Zwei Arschlöcher retten mein Leben. Herzlichen Dank! Ja, glauben Sie denn, ich hab das aus Jux und Tollerei gemacht? Man bringt sich doch nicht einfach so um, ohne vorher gründlich darüber nachzudenken! Und dann, wenn man diesen Entschluss endlich einmal gefasst hat … ja, dann will man halt in Ruhe sterben. Klar? Und nicht von zwei Vollidioten gerettet werden! Verdammt noch mal!«
»Das versteh ich
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