Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
einen Ausflug macht, kann sich der Franz seine Leberkässemmeln sonst wo hinstecken. Also schnapp ich mir den Ludwig und wir wandern rüber zum Metzger. Ich muss ständig an den Barschl denken. Krieg diesen Schuft im Rock einfach nicht raus aus meinem Schädel. Aber zum Glück haben andere Menschen ebenfalls Sorgen. Andere freilich, aber das zählt genauso.
Ich komm also grad so zum Simmerl rein, wie der seinen Filius total zur Sau macht.
»Jetzt hat das Rindvieh seit zwei Wochen den Führerschein, und was macht er? Fährt meinen BMW so dermaßen gegen eine Hauswand, dass man nur noch ein Kehrblech braucht, um ihn zu entsorgen!«
»Jetzt gib doch eine Ruh, Herrschaft!«, mischt sich die Gisela ein. »Und sei froh, dass dem Maxl nix passiert ist. Da hätt ja wer weiß was rauskommen können dabei.«
»Genau!«, sagt der Sohnemann.
»Eine Bockfotze kriegst gleich, eine gescheite, wennst’ dich nicht schleichst!«, brüllt der aufgebrachte Metzger und hebt drohend die Hand.
»Zuerst machst mir aber ein paar Warme mit Händlmaier, Simmerl«, sag ich, um die Situation zu entschärfen. Der Max schmeißt mir dankbare Blicke zu und flieht auf dem kürzesten Weg Richtung Schlachthaus.
»Saubub, elendiger!«, brummt der Metzger noch, wie er meine Semmeln eintütet. Ich leg ihm das Geld auf den Tresen.
»Was ist eigentlich mit dem Flötzinger los? Den hab ichja ewig schon nicht mehr gesehen«, fragt mich die Gisela, wahrscheinlich um das Thema zu wechseln.
»Kastration«, sag ich nur, und dann bin ich auch schon wieder weg.
Hernach, auf dem Weg in mein Büro, geh ich noch schnell bei der Susi vorbei und leg ihr die Namen auf den Schreibtisch, die mir der Karl zuvor durchgegeben hat.
»Du, Susi. Kannst mir da die Adressen raussuchen?«, frag ich sie.
»Freilich, Schatz«, sagt sie, und die blöden Weiber kichern wie Schulmädchen. Tür zu und raus.
Dann ruft die Taxizentrale an. Ja, heißt es, die Frau Barschl ist tatsächlich in der Tatnacht von Landshut nach Freising gefahren. Und zwar ganz exakt zur Tatzeit. Der Fahrer ist sich aus zweierlei Gründen total sicher. Erstens kann er sich prima an dieses Wahnsinnsweib erinnern. Er hatte große Probleme, sich überhaupt auf die Fahrbahn zu konzentrieren und nicht ständig in den Rückspiegel zu starren. Und zweitens haben sie noch an einer Tankstelle angehalten, weil die Kundin Zigaretten brauchte. Und weil dort zu genau dieser Uhrzeit eine enorme Benzin- und Alkoholnachfrage war, hat das halt ein Weilchen gedauert in der Tankstelle. Und da hat der Fahrer gleich mehrmals auf die Uhr geguckt. Damit dürfte die Frau Barschl wohl aus dem Schneider sein. Weil sie ein Alibi hat. Und ein ziemlich wasserdichtes obendrein. Gut, sag ich, ich brauch das natürlich noch schriftlich. Der Fahrer möge in den nächsten Tagen seinen Arsch hierher bewegen, um mir das zu unterschreiben.
Am Abend steht das Auto vom Leopold im Hof, und hinten aus dem Garten tönen laute Stimmen. Da geh ich halt mal hin. Der Papa hat den Grill angeschmissen und die Oma macht den Tisch zurecht. Dem Leopold seine kleine Thailänderin,die Panida, mischt Salat durch und Zwerg Nase, das gemeinsame Töchterchen, sitzt in der Wiese und zerdatscht Gänseblümchen. Sie sieht mich als Erste.
»Onkel Wans«, schreit sie und kommt gleich mit winzigen Schritten und ausgestreckten Ärmchen auf mich zu gerannt. Sie landet in meiner Einflugschneise und ich dreh sie im Kreis, bis sie quietscht.
»Jetzt hör endlich auf, ihr wird doch ganz schlecht!«, schnauzt der Leopold rüber. Ich hör auf zu drehen und nehm sie auf den Arm. Die Sushi (so nenn ich die Kleine, obwohl sie eigentlich Uschi heißt, aber wegen Mandeläuglein, drum eben Sushi) greift mir in den Bart und sagt: »Igitt!«
Ich kann sie verstehen.
Die Panida kommt, stellt sich auf Zehenspitzen und gibt mir ein Bussi auf die Backe. Der Leopold droht zu zerplatzen.
Unter dem Apfelbaum, aus einer Liege heraus, beobachtet uns der Paul und lächelt ein bisschen. Da gehen wir dann hin, die Sushi und ich.
»Kennst du den Paul schon, Sushi?«, frag ich die Kleine. Sie schüttelt kurz den Kopf, nimmt dann die Hände vors Gesicht und drückt sich an mein Schulterblatt. Dabei grinst sie natürlich.
»Hör sofort damit auf! Sie fürchtet sich ja zu Tode«, poltert der Leopold und reißt mir unsanft das kleine Bündel aus den Armen. Aber bis er überhaupt schauen kann, haut ihm das Goldstück mit Inbrunst beide Hände ins Gesicht und schreit wie am Spieß.
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