Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
nervös von einem zum andern und wieder zurück.
»Servus, Rudi«, sag ich und lass die beiden Weiber dabei nicht aus den Augen. »Ich nehm mal an, die Damen kennen sich?«
Keinerlei Regung.
»Also nein?«, sag ich, schieb mit dem Unterarm Tassen und Teller beiseite und schmeiß meine Unterlagen dort auf den Tisch. »Das ist natürlich ausgesprochen seltsam. Wenn man bedenkt, dass Sie doch immerhin drei Nächte lang ein gemeinsames Krankenzimmer bewohnt haben.«
Stille. Eine ganze Weile.
»Du verdammtes Miststück!«, knurrt plötzlich die Dicke den Rudi an. »Du hast mich die ganze Zeit verarscht! Du Wichser, du blöder!«
Der Rudi zuckt gelangweilt mit den Schultern und wirkt dabei leicht … sagen wir: überheblich.
»Ja, gut, wir kennen uns«, sagt sie weiter mit Blick auf die Frau Barschl. »Und, ist das verboten?«
»Verboten? Nein, überhaupt nicht. Blöd nur, dass kurz nachdem ihr zwei euch kennengelernt habt, ausgerechnet die Männer gestorben sind, die euch beiden am nächsten standen. Einmal der Gatte, einmal der Vater.«
Die Ivana bläst sich die Haare aus der Stirn.
»Kommt da noch etwas oder war das schon die Pointe?«, fragt ihre Komplizin jetzt patzig.
»Sie, Frau Hausladen, tuns’ ein bisserl freundlicher sein, wenn’s recht ist. Und ja, es kommt noch was.«
Ich lehn mich weit im Stuhl zurück, atme tief durch und schau ein paar Mal abwechselnd in die verunsicherten Mienen. Im Anschluss verles ich die Anklageschrift.
»Ihr zwei Weiber habt euch also vor ein paar Monaten im Krankenhaus kennengelernt, wo ihr beide jeweils wegen einer Abtreibung stationär untergebracht wart. So dürftet ihr euch vermutlich nicht nur das Zimmer, sondern auch eine gewisse desolate Stimmung geteilt haben, hab ich recht? Die letztendlich wohl dazu führte, dass ihr euch gegenseitig das Herz ausgeschüttet habt.«
Die zwei Grazien wechseln kurz einen Blick, der Rudi hebt eine Augenbraue. Und ich lege, um die Dramatik zu steigern, eine Gedenkminute ein. »Und so habt ihr zwei Hübschen bald durchaus Gemeinsamkeiten gefunden, ganz klar. Weil halt eine jede mehr oder weniger gezwungen war, das Leben mit einem Typen zu fristen, der ihr widerwärtig war. Ich kann mir das schon ziemlich gut vorstellen, muss ich sagen. Möge der liebe Gott verhüten, dass der Leopold jemals bei uns einzieht. Aber wo waren wir stehen geblieben?«
Jetzt hab ich direkt den Faden verloren und muss einen Moment nachdenken. Die anderen denken wahrscheinlich auch grade nach, jedenfalls sagt keiner was. Ach ja, widerwärtige Typen, genau. Ja, das schreit doch direkt nach Mordgedanken, oder?
»Jetzt komm schon zum Punkt!«, mischt sich der Rudi ein. »Also, eure Kerle sind euch auf die Eier gegangen, auf Deutsch gesagt, und da seid ihr recht zügig auf den Einfall gekommen, euch wechselseitig von dieser Last zu befreien, stimmt’s? Anfangs vielleicht nur im Spaß, wer weiß. Aber die Idee fand schließlich Gefallen. Und sie nahm Formen an. Alles andere war nur noch eine Sache der Planung«, sagter und schaut selbstgefällig in die Runde. Die zwei Weiber bocken. Hocken da mit verschränkten Armen und machen einen auf beleidigt. Lächerlich. Aber so kommen wir natürlich nicht weiter. Rein überhaupt nicht. Drum übernehm ich jetzt wieder das Kommando. »Also packen wir’s. Fangen wir mit Ihnen an, Frau Hausladen. Sie haben doch die Gewohnheiten Ihres Vaters aus dem Effeff gekannt, gell. Und drum war der Mord auch recht schnell geplant. Sie haben einfach der Frau Barschl den Hausschlüssel ausgehändigt, und die hat dann nur noch abwarten müssen, bis ihrem Opfer der Alkohol ausging. Und wie der Mann schließlich auf dem Weg in den Keller war, haben Sie ihn einfach die Treppe runtergeschubst. Was keineswegs schwierig gewesen sein dürfte, war er doch sowieso in einem sehr desolaten Zustand, oder?«
Holla, jetzt gibt’s böse Blicke!
Ich schau zum Rudi rüber. Der nimmt den Pass souverän an, checkt kurz die Position der Gegenspieler und macht sich auf den Weg zum Tor.
»Ja, und ein paar Wochen später«, sagt er mit einem fast zärtlichen Unterton, »ein paar Wochen später hat dann die neugewonnene Busenfreundin quasi als Gegenleistung dem armen Barschl eiskalt die Kehle gespalten. Genau so, wie sie es laut Auskunft diverser Nachbarn auf dem väterlichen Hof schon zigmal bei den Tieren getan hat. So war’s doch, Mädels. Ich nehm einmal an, dass sie vorher von ihrer Komplizin über die Hochzeitsfeierlichkeiten informiert worden ist.
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