Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Und auch darüber, dass der Barschl mit Sicherheit der Letzte sein durfte, der den Polizeihof verlassen würde.«
Und plötzlich reißen die Nerven von der Barschl. Sie beginnt furchtbar zu weinen.
»Es war beim besten Willen nicht mehr auszuhalten! Beim besten Willen nicht«, flennt sie.
»Verdammt, blöde Kuh! Halt doch den Mund!«, zischt die Wuchtbrumme ihr gegenüber. Aber nix. Bei der Barschl sprudelt nun alles hervor wie bei einem Wasserfall. Wirklich alles.
»Niemand kann sich das überhaupt vorstellen. Niemand! Dieser schmierige Typ in seinen … seinen Fummeln und den High Heels. Immer vorm Spiegel. Immer mit Lippenstift. Er wollte meine Nägel lackieren. Und ich musste die seinen lackieren. Meine Freundin wollte er sein. Ha! Meine Freundin! Er benutzte mich wie … ja, wie einen Gegenstand. Er benutzte mein Parfum. Meine Mascara. Und meine Slipeinlagen. Es war einfach die Hölle!«
Das tut ihr gut, merkt man sofort. Sie wirkt gleich viel entspannter, wie sie aufhört zu reden. Wer jetzt weniger entspannt wirkt, ist der Rudi. Der gibt nämlich auf einmal Töne von sich, die hab ich im ganzen Leben noch nicht gehört. Und sein Schädel färbt sich rot. Feuerrot sozusagen. Und außerdem kneift er die Augen zusammen.
»Wenn du nicht sofort dein blödes Maul hältst, quetsch ich ihm die Eier ab. Ich schwör’s!«, brüllt das Mörderweib neben dem Rudi. Jetzt muss ich mir notgedrungen die Situation einmal genauer anschauen. Und was ich da seh, fügt mir fast selbst körperliche Schmerzen zu. Schmerzen der heftigsten Sorte sogar. Die Hausladen … die hat nämlich den Birkenberger im wahrsten Sinne an den Eiern, das kann man kaum glauben. Sie hat die Teile fest im Griff, was man gut sehen kann, wenn man sich tief genug bückt. Ich schau langsam wieder nach oben, und da laufen ihm schon die Tränen übers Gesicht. Oder ist es der Schweiß? Ja, könnte ebenso gut Schweiß sein. Dann lässt er sich schwerfällig auf den Boden plumpsen. Aber da hat er die Rechnung nicht mit der Dicken gemacht. Die schmeißt sich nämlich jetzt auf ihn, mit ihren ganzen Pfunden und ohne jede Vorwarnung. Schmeißtsich drauf, dass der arme Rudi nur noch japst. Irgendwie kriegt er aber nun ihre Haare zu fassen und reißt und zerrt und droht schließlich damit, sie zu skalpieren. Ich weiß momentan nicht genau, was ich tun soll, und so beobachte ich das Ganze aufmerksam. Und ehrlich gesagt: wär es nicht so unglaublich tragisch, dann könnt ich mich wegschmeißen vor Lachen. Einfach köstlich, die beiden. Ein paar Passanten gesellen sich um uns. »Hilf mir doch, du Arsch!«, winselt der Rudi.
Sie spürt seine Not und nimmt ihn gleich noch fester in den Schwitzkasten. Und er schwitzt, frag nicht! Doch plötzlich packt ihn wohl die schiere Verzweiflung und er haut ihr den Zeigefinger ins Auge. Mitten ins Auge. Mit voller Wucht.
Sie kreischt kurz auf. Aber sie lässt ihn nicht los. Nicht ums Verrecken lässt sie ihn los. Ein Mörderweib, ohne Frage.
»Mach doch was!«, fleht der Rudi mich an.
»Ja, können vor Lachen!«
»Verdammt, jetzt mach endlich was!«
»Ja, was denn?«, schrei ich planlos.
»Knall sie ab!«
»Okay, okay!«, sag ich und zieh meine Waffe.
»Ja, verdammt, schieß doch, du Vollarsch!«, schreit mich der wandelnde Doppelzentner jetzt an. »Glaubst du, ich hätt noch was zu verlieren? Glaubst du das?«
Ich nehm sie ins Visier. Ganz genau. Aber es geht nicht. Es geht einfach nicht. Ich kann doch keine Frau umbringen. Und sei sie noch so hässlich. Ich schau mich kurz um. Und dann … dann kommt mir Gott sei Dank der Aschenbecher ins Blickfeld. Ich schnapp mir das bleischwere Teil und hau’s ihr einfach auf den Schädel. Fertig. Und wie aufs Kommando ist augenblicklich Schluss mit Sumo-Ringen. Ruhe ist. Schwer lädiert hockt sich das lebende Fleischpflanzerl zurück in ihren Stuhl und hält sich das Hirn. Ich fixier sie bessergleich mal dort. Der Rudi quält sich von allen vieren mühsam in die Höhe. Peinlich, keine Frage. Mittlerweile hat sich eine ganze Ansammlung Schaulustiger um uns rum eingefunden. Darunter auch die Bedienung. Sie schüttelt den Kopf, geht und holt ein paar kalte Lappen für die Versehrten.
»Du hast mich belogen!«, schreit das Kampfweib durch ihren Lappen hindurch. »Du hast von einer Verabredung gesprochen, nicht von einem Verhör, du elendiges Miststück!«
Der Rudi würd sich jetzt gern in Luft auflösen, das merkt man genau. Ein Weilchen sagt keiner mehr was. Nachdem aber alle
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