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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der Euren aussprach, doch nun ist es so weit: Wir brauchen die Hilfe der Zwerge.«
    Phorkus stand da wie ein Gartenmännchen der Menschen, regungslos und mit diesem starren, unbeugsamen Blick, als würde jeder Hammer, der versuchte, ihn in die Erde zu rammen, an seinem Dickschädel zerbersten. Dann hob er das Kinn, musterte Grim und Mia mit unverhohlenem Missmut und presste die Lippen zusammen.
    »Ein Steinkopf in Menschengestalt«, murrte er und ließ seinen Blick zu Mia hinüberschweifen. »Eine Menschenfrau. Dem Baron wird es nicht gefallen, wenn ich jene in unser Reich lasse. Die Zwerge unterhalten keine Freundschaft zu Menschen und Gargoyles.«
    Theryon nickte. »Dies ist uns bewusst. Doch jetzt ist nicht die Zeit für Feindschaften, die in der Vergangenheit begründet liegen. Ich bin ein Alb, genau wie Ihr es seid, und ich verbürge mich für diese beiden.«
    Es blitzte kurz in Phorkus' Augen auf. Dann nickte er kurz, lief zum Kamin, stemmte sich seitlich dagegen — und schob ihn beinahe mühelos beiseite. Dahinter lag ein Schacht in der Wand mit einer Art hölzernen Rutsche, die abwärtsführte. »Bitte sehr«, sagte der Zwerg mit höhnischem Lächeln. »Dieser Weg führt euch ins Reich der Zwerge unterhalb dieser Stadt.«
    Misstrauisch trat Grim näher und stellte fest, dass die Rutsche sich nach einem kurzen Stück in der Finsternis verlor.
    »Es ist der einzige Weg«, fügte der Zwerg scheinbar beiläufig hinzu, doch Grim hörte deutlich die Genugtuung in seiner Stimme.
    »Und wie kommst du von dort unten hier herauf?«, grollte er düster, denn er schätzte es nicht, für dumm verkauft zu werden. »Hast du in Wahrheit Flügel?«
    Der Zwerg lächelte überheblich. »Nicht jeder kann so groß sein, um aus Dachrinnen saufen zu können«, sagte er schlicht. »Meine Lore ist für euch zu klein. Entscheidet euch. Ich habe noch zu tun.«
    Theryon trat vor. Noch immer lag das freundliche Lächeln auf seinem Gesicht, und als er sich vor dem Zwerg in vollendeter Form verbeugte, bewunderte Grim zum wiederholten Mal seine Gemütsruhe. Wortlos schwang der Feenkrieger sich auf die Rutsche und war sogleich in der Dunkelheit verschwunden. Mia folgte ihm zögernd, und als Grim die Beine durch den Schacht steckte, spürte er ein krampfhaftes Zucken im Inneren seiner Tasche. Er warf Phorkus noch einen Blick zu, der die Arme vor der Brust verschränkte wie einen Abwehrpanzer. Dann schob er sich vor — und sauste die Rutsche hinab.
    Kühler Wind schlug ihm entgegen, er hörte Remis in seiner Tasche schreien, aber er selbst spürte ein erhebendes Gefühl in seinem Magen wie bei einem rasanten Looping. Vielleicht sollte er anregen, solche Rutschen auch in Ghrogonia einzuführen. Dem einen oder anderen verknöcherten Senator schadete es überhaupt nicht, einmal ordentlich in Fahrt zu kommen. In einiger Entfernung wurde es hell, Grim raste durch den letzten Rest eines Tunnels. Dann verlangsamte sich seine Fahrt, und er kam in einer länglichen Höhle zum Stehen.
    In regelmäßigen Abständen lagen die Enden ähnlicher Rutschen nebeneinander, ebenso wie Loren zum Aufwärtstransport, die vor roten und grünen Ampeln warteten. Zwerge in robuster Kleidung eilten auf die Loren zu, nur vereinzelt musterten sie die Eindringlinge mit einem abschätzigen Blick. Lautlos nahm Grim Gargoylegestalt an. Neugierig schwirrte Remis aus seinem Mantel, und Mia griff nach seiner Klaue und hielt sie fest. Ihr blasses Gesicht verriet keine Spur von Angst, aber Grim bemerkte, mit welchem Misstrauen die Zwerge sie ansahen, und er konnte sich vorstellen, wie beklemmend diese Erfahrung für Mia sein musste. Aufmunternd lächelte er ihr zu, während sie Theryon folgten, doch sie wandte sich bereits der Kleidung der Zwerge zu, die trotz ihrer Robustheit aus kostbaren Materialien bestand, und betrachtete sie mit verzaubertem Gesichtsausdruck. Ein Lächeln huschte über Grims Lippen. Manchmal vergaß er, dass sie ein Mensch war, der noch vor nicht allzu langer Zeit nichts von der Anderwelt geahnt hatte. Wie überwältigend mussten ihr Orte wie dieser erscheinen, wenn bereits er, ein jahrhundertealtes Anderwesen, von ihnen verzaubert wurde, und das auch noch gegen seinen Willen? Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, und ein Schauer flog über seinen Rücken, wie immer, wenn sie ihn mit diesem weltentrückten, glücklichen Ausdruck ansah. Er hatte Augenblicke wie diesen vermisst.
    Schweigend folgten sie Theryon einen Gang hinab, dessen Wände und

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