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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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leicht die Schultern. »Wir wissen nicht, was ihn die Rückkehr in unsere Welt gekostet hat, wie schwierig der Weg für ihn war. Eines ist sicher: Er liegt nicht mehr in seinem Grab, er hat es auf magische Weise verlassen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Kobolde ihn aufgespürt haben, und dann sind wir endlich wieder zusammen.«
    Grim sah sie an, für einen Moment verfinsterte sich der nachdenkliche Schatten auf seinem Gesicht. Dann lächelte er und zog sie an sich. »Du hast recht«, sagte er und strich sanft durch ihr Haar. »Die Kobolde sollen ihn suchen, bis ihre Riesennasen wund sind — und dann feiern wir seine Rückkehr, dass die Gnome in ihren Partykellern noch etwas von uns lernen können!«
    Mia schloss die Augen. Sie spürte die Wärme von Grims Körper. Es kam nicht oft vor, dass er in seinem Alltag Menschengestalt annahm. Er hatte ihr von dem Riss in seiner Brust erzählt, von dem Zwiespalt zwischen seiner menschlichen und seiner anderweltlichen Seite, mit dem er noch nicht gelernt hatte umzugehen. Der Menschenkörper intensivierte jeden Gedanken und jedes Gefühl, so hatte Grim es ihr erklärt, und so zog er sich in seinen steinernen Körper zurück, um dem Widerspruch seines hybriden Daseins zu entgehen. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Jahrhundertelang hatte er geglaubt, nichts als ein Anderwesen zu sein. Er würde Zeit brauchen, um sein Leben als eine Existenz zwischen den Welten zu akzeptieren. Dennoch genoss sie es, seinen menschlichen Körper zu spüren, sie lehnte den Kopf an seine Brust, hörte auf seinen Herzschlag — und fühlte im nächsten Moment die unsichtbaren Finger des Windes, die nach ihrer Wange griffen. Kaum mehr war es als ein Hauch, aber genug, um ihr die Kälte in die Glieder zu treiben und jeden Frieden von ihren Schultern zu scheuchen. »Gibt es neue Entwicklungen, was die Morde betrifft?«, fragte sie, um den Gedanken beiseitezuschieben, und löste sich von Grim. In knappen Worten berichtete er ihr von den Vorkommnissen der vergangenen Nacht, während sie ihren Weg fortsetzten.
    »Und jetzt ist der Mörder irgendwo da draußen«, schloss Grim düster. »In dem Fleischstück steckt seine Magie, so verborgen und unsichtbar sie auch sein mag. Ich habe es den Alchemisten gegeben, aber bislang konnten sie die Magie nicht herausfiltern — und die brauche ich, damit die Spürnasen die Fährte des Mörders aufnehmen können. Ich habe keine Ahnung von dem magischen Firlefanz, den die Alchemisten in ihrer Zaubererriege veranstalten, aber eines weiß ich: Das dauert zu lange.«
    Mia hob die Schultern. »Vraternius wird sein Bestes tun, da bin ich mir sicher. Du weißt doch, dass er Tag und Nacht arbeitet, wenn es sein muss. Er wird tun, was er kann, und dann wirst du den Mörder finden.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Denn du bist der Held, hast du das schon vergessen? Der Schattenflügler, der Ghrogonia und die Welt der Menschen vor Seraphin und seinen Schergen bewahrte. Der Gargoyle, der in Wahrheit ein Hybrid ist und seine menschliche Seite lieben gelernt hat. Der Senator, der Ghrogonia zu einem gerechteren Ort gemacht hat, indem er den König dazu brachte, das Parlament für alle Anderwesen zu öffnen, der sämtliche Schluchten modernisieren ließ und stets vermittelnd zwischen allen anderweltlichen Gruppierungen fungiert. Der Polizeipräsident, der binnen weniger Monate das gesamte bürokratische Taftgewand der OGP auf ein Minimum reduzieren und seine eigenen, vereinfachenden Strukturen innerhalb der Polizei durchsetzen konnte. Und nicht zuletzt bist du eines: der Engel der Nacht, den ich liebe, der Beschützer der Menschen und der Anderwelt.« Sie blieb vor einem kleinen Trödelladen mit hölzerner Tür stehen. »Wenn einer die Menschen vor dem Grauen retten kann, das sie bedroht«, sagte sie leise, »dann bist du das.«
    Grim sah sie an, für einen Moment schien es ihr, als wollte er etwas entgegnen, das ihm wie Blei auf der Zunge lag. Doch dann erwiderte er ihr Lächeln und öffnete ohne ein weiteres Wort die Tür.
    Silberne Glöckchen begannen aufgeregt zu bimmeln, als sie eintraten. Im ersten Moment glaubte Mia, sich in einem Lagerraum zu befinden, denn überall standen Möbel herum, alte und neue, von allen Seiten umlagert von anderweltlichen Kuriositäten und magischen Utensilien. Sie konnte keine Ordnung in dem Wirrwarr erkennen, und Grim ging es offenbar nicht anders. Scheppernd stieß er sich den Kopf an einer bronzenen Hängelampe und brachte

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