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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gleichzeitig einen silbernen Kerzenständer zu Fall.
    »Entweder bin ich zu groß, oder der Laden ist zu klein«, murmelte er und schob den Kerzenständer zurück an seinen Platz.
    »Wen haben wir denn da«, rief in diesem Moment eine Stimme, die wie eine zu rasch ablaufende Spieluhr klang. Mia und Grim fuhren herum und entdeckten auf einer Kommode einen Waldwicht mit grauem Spitzbart in einem hellblauen, altenglischen Anzug mit grau gestreifter Weste und fliederfarbenem Schnupftuch. Er lächelte durch einen goldenen Zwicker auf sie herab, griff nach seiner Taschenuhr, ließ ohne hinzusehen den Deckel auf- und wieder zu-schnippen und lüftete seinen winzigen schwarzen Filzhut.
    »Willkommen in Balthasars Flimmermarkt, Hieronimus Firensius Balthasar höchstselbst«, sagte er freundlich, sprang mit klatschendem Geräusch — denn er trug keine Schuhe — von der Kommode auf den Boden und schüttelte zuerst Mia und dann Grim die Hand. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Name ist Mia Lavie«, erwiderte Mia. »Sie haben mir eine Nachricht zukommen lassen. Ich bereite die Ausstellung anderweltlicher Artefakte im Louvre ...«
    »Looouvre!«, rief Hieronimus und schlug dreimal in die Hände. Augenblicklich fielen drei Steppenkobolde von der Decke — über und über behaarte Geschöpfe mit winzigen Flügeln, die kaum größer wurden als eine menschliche Hand und im Allgemeinen eine Vorliebe für altertümliche Gegenstände entwickelten, wie Mia von Remis erfahren hatte. Offensichtlich hatten sie gerade geschlafen, denn während zwei von ihnen ausgiebig gähnten, ehe sie Mia und Grim begrüßten, landete der dritte klirrend in einem Stapel silberner Untersetzer und schlug sich den Kopf an. Hektisch rappelte er sich auf.
    »Kunst- und Suchtrupp meldet sich zum Dienst«, rief er enthusiastisch und riss tatsächlich das dünne Ärmchen zum Salutieren an den Ansatz seiner safranfarbenen Löwenmähne.
    »Schön, schön«, sagte Hieronimus, indem er die Hände faltete und Mia einen Blick zuwarf. »Ich habe Sie zwar aus einem bestimmten Anlass benachrichtigt, aber möglicherweise finden Sie auch an dem einen oder anderen weiteren Artefakt Gefallen.« Damit wandte er sich an die Kobolde. »Hier werden Artefakte für die Ausstellung benötigt. Hopp! Hopp!«
    Und ehe er ein weiteres Wort gesprochen hatte, stoben die Kobolde in die Luft und begannen, wie wahnsinnig in dem voll gestellten Raum herumzusuchen. Hieronimus hingegen schwang sich auf eine mit unzähligen bronzenen Miniaturfiguren beladene Werkbank und eilte auf ihr entlang, bis er vor einer verzierten Truhe stehen blieb. Mit leisem Flüstern öffnete er das magische Schloss, schob den Deckel auf und begann, mehrere Zierdeckchen und geblümte Porzellantassen auszuräumen, die er sorgfältig neben der Truhe auf die Werkbank stellte.
    »Verzeihen Sie die Unordnung«, sagte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken zu Mia. »Aber besondere Dinge bedürfen besonderer Aufbewahrungsorte, nicht wahr? Und in einer Truhe mit Deckchen und Tässchen würde wirklich niemand auf das kommen, was ich darin versteckt habe. Ich verfolge Ihre Bemühungen um die Ausstellung übrigens schon recht lange, und ich habe mich von Anfang an gefragt ... Nun ja ...« Hieronimus hielt in seinen Bewegungen inne und fasste nervös nach seiner Taschenuhr.
    »Fragen Sie, was Sie wollen«, erwiderte Mia mit einem Lächeln und nahm ein kunstvoll geschmiedetes Schwert von der Wand. Kostbare Steine funkelten auf dem Knauf, und Mia spürte die Magie, die von ihm ausging, wie leichte elektrische Impulse.
    »Warum planen Sie diese Ausstellung?« Der Waldwicht hielt seine Uhr umfasst, während er mit der freien Hand weitere Tassen aus der Truhe nahm, aber sein Blick war aufmerksam und erinnerte Mia durch den Zwicker an das wachsame Starren eines Raben. Sie hängte das Schwert an seinen Platz zurück und holte tief Atem. Unzählige Male hatte sie Fragen dieser Art beantworten müssen, seit der Plan der Ausstellung bekannt geworden war, und doch war es ihr immer noch unangenehm, mit dem Zweifel mancher Anderwesen konfrontiert zu werden.
    »In früheren Zeiten waren die Welten verbunden«, erwiderte sie und griff nach einem goldenen Kelch, in dem die Reste eines Zaubertranks klebten. »Und ich möchte, dass es eines Tages wieder so ist wie damals — dass die Menschen von der Anderwelt wissen, ohne dass deren Geschöpfe um ihr Leben fürchten müssen. Eines Tages möchte ich den Zauber des Vergessens brechen. Doch

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