Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
glitzerte wie Schnee und ließ Grim die Brauen noch stärker zusammenziehen. Brauchte es wirklich noch schlechte Vorbedeutungen? Er hatte genug von dieser Stadt, genug von den argwöhnischen Blicken der Zwerge, die ihn betrachteten, als würde er sich jeden Augenblick in einen Drachen verwandeln und sie alle in einer riesigen Feuerwolke dahinraffen.
    Er warf Hortensius einen Blick zu, der starr wie ein Felsen inmitten des Trubels saß und seltsam blass um die Nase wirkte. Leise holte Grim Atem. Der Zwerg hatte allen Grund, nervös zu sein. Jeden Augenblick würde ein Menschenkind dort auf dem Sand der Arena versuchen, die Prüfung eines Helden zu bestehen, und wenn es versagte ... Grim presste die Zähne aufeinander, als er auf Hortensius' Hände schaute, die der Zwerg in seinem Schoß gefaltet hatte. Wenn Carven versagte, würde der Zwerg sterben, das hatte König Lir unmissverständlich klargemacht. Remis knetete seine Hände, als würde er sich gerade mit ähnlichen Gedanken herumschlagen, und schaute immer wieder sorgenvoll zu Hortensius hinüber. Angespannt hob Grim den Kopf, als er Schritte hörte — die leichten Schritte Carvens auf dem Sand der Arena.
    Zögernd trat der Junge aus dem Schatten des Eingangs. Schreie und Pfiffe erklangen von den Rängen und brandeten zu ihm hinab. Grim sah ihn zusammenzucken, als wäre er von faulenden Tomaten getroffen worden. Erschrocken schaute Carven zu den Rängen hinauf, für einen Moment flackerte unverhohlenes Entsetzen über sein Gesicht. Die Zuschauer beschimpften ihn auf Zwergisch, ihre Gesichter waren zu Fratzen verzerrt, und die drohenden Gesten ihrer Fäuste ließen die Schultern des Jungen nach vorn fallen. Schweigend neigte er den Kopf und blieb an einer Markierung vor dem Thron des Königs stehen.
    Hoheitsvoll erhob sich der Herrscher der Zwerge, breitete die Arme aus, um sein Volk zu beruhigen, und schaute in Würde durch die Reihen. »Heute ist ein besonderer Tag«, rief er. »Ihr wisst, wie streng bewacht unser Reich hinter den Felsen ist, ihr wisst auch, wie gefährlich und unbarmherzig die Krieger der Rosen Eindringlinge niederstrecken. Niemand hat sie seit langer Zeit bezwungen — bis auf dieses Kind!«
    Grim beobachtete, wie Carven den Kopf hob und sich ein feines, kaum merkliches Lächeln in seinen Blick stahl. Die Zuschauer schienen nicht wenig beeindruckt zu sein von diesen Neuigkeiten, denn die Schimpfworte schmolzen rasch zu einem kaum wahrnehmbaren Gemurmel zusammen und verklangen schließlich ganz.
    »Dieser Junge«, fuhr der König fort, »ist ein Menschenkind, das in der Tat über eine gewisse magische Begabung verfügt. Ich selbst habe sie geprüft und sage euch: Sie ist größer als so manches zwergische Talent für Zauberei, das augenblicklich in diesen Reihen sitzt — viel größer. Und eines steht außer Zweifel: Dieser Junge ist der Nachfahre Kirgans — der Nachfahre des Kriegers des Lichts.«
    Wieder wurden die Stimmen der Zuschauer lauter, doch der König hob die rechte Hand und brachte sie zum Schweigen. »Er verlangt das Schwert Kirgans«, sagte er ruhig, als wäre er nichts als ein Mittler zwischen Carven und der Macht, die der Junge begehrte. »Er verlangt die Waffe des Kriegers des Lichts, um gegen die Feen zu bestehen, die die Welt der Menschen bedrohen. Er ist nur ein Kind, ein Mensch, schwach und verführbar. Aus diesem Grund lehnte ich sein Gesuch ab. Doch der Letzte Ritter des Ordens der Sterne bürgte für ihn und zwang mich so zu einer Prüfung, die wohl schon bald blutig enden wird. Hortensius Palmadus Fahlon, Sohn des Vintius, Mitglied der Gilde der Buchbinder, Inhaber der Goldenen Lettern in der sechzehnten Generation und Ritter der Sterne! Tritt vor und empfange die Macht deiner Bürgschaft!«
    Remis seufzte hörbar, und Grim fing Hortensius' Blick auf, als dieser sich erhob und langsamen Schrittes zu Carven auf den Platz trat. Ein seltsamer Blick war es, voller Verzweiflung, Traurigkeit — und einer Gewissheit, die Grim den Atem stocken ließ. Eine merkwürdige Sicherheit strömte bei diesem Blickwechsel durch Grims Körper, eine Wärme, die er nicht deuten konnte. Er sah zu, wie Hortensius sich neben Carven aufstellte und wie sie beinahe gleichzeitig den Blick zum König wandten, der regungslos vor seinem Thron stand und langsam die linke Hand vorstreckte.
    »Hortensius Palmadus Fahlon«, sagte er feierlich. »Knüpfst du dein Leben an das des Kindes, das hier und jetzt die Prüfung zum Krieger des Lichts bestehen

Weitere Kostenlose Bücher