Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
oder später. Und dann wirst du nicht mehr als ein Schatten sein — wie ich.
Für einen Moment wollte sie sich der Müdigkeit hingeben, die aus der Dunkelheit nach ihr rief, wollte sich treiben lassen in Dumpfheit und Schwere und die Kälte ihre Gedanken lähmen lassen. Kaum hörbar war die Stimme, die durch die Finsternis zu ihr drang. Es war die Stimme eines Gargoyles ... eines Hybriden ... eines dunklen Engels.
Heller, als ich mir die Sonne denken kann.
    Mia spürte einen Krampf in ihrer Brust, als hätte eine steinerne Klaue ihr Herz umfasst und zugedrückt. Atemlos riss sie die Augen auf und starrte Nahyd an, der erstaunt die Brauen hob.
    »Ich bin nicht wie du«, flüsterte sie angestrengt und ballte die rechte Faust. »Denn ich ... bin am Leben!«
    Mit diesen Worten stieß sie die Faust vor und schlug sie Nahyd mit aller Kraft ins Gesicht. Der Totensänger taumelte zurück, Blut schoss ihm aus der Nase, und er machte ein Gesicht, als wäre er noch nie im Leben auf diese Weise überrumpelt worden. Doch schon erhob er seine Stimme, und während Mia sich in die Dunkelheit ihres Selbst stürzte wie in ein schwarzes Meer, umtoste sie die Magie des Totensängers. Jede Faser ihres Körpers wurde zum Zerreißen gespannt, jeder Ton brannte sich in ihre Haut und strich mit flammenden Zungen über ihre Gedanken, bis sie nichts mehr waren als Asche und Rauch, die in der Finsternis ihres inneren Meeres auf den Wellen trieben. Nahyds Gesang spülte über ihren Körper hinweg, er lähmte ihre Glieder, ihre Gedanken ... Mit einem Ruck riss Mia den Kopf hoch. Aber nicht ihren Willen.
    Dann sah sie ein Licht in der Dunkelheit aufflammen, das jeden Schatten vertrieb. Sie raste über die Wellen wie ein Vogel, ergriff das Licht — und schickte es in gewaltigen Feuerströmen auf Nahyd zu. Gleichzeitig brach das Meer auseinander und umtoste sie in einem wilden Sturm.
    Für einen Moment riss der Totensänger die Augen auf. Dann wurde er von den Flammen eingehüllt. Sie fraßen ihm das Fleisch von den Knochen, doch er hörte nicht auf zu singen. Ein gewaltiger Orkan erstand aus seiner Stimme, er zerriss die Dunkelheit um Mia herum, bis sie sich auf dem Gang der Verliese wiederfand. Der Eiszauber über Theryon zerbrach, gemeinsam eilten sie zu Jakob, der langsam zu sich kam, und sahen zu, wie die Flammen Nahyd verzehrten. Als der letzte Funke erloschen war, blieb die Gestalt des Totensängers für einen Augenblick wie eine Figur aus tausend Masken vor ihnen stehen. Dann drang ein Seufzen aus seinem Mund, der letzte Ton seines Requiems, und sein Körper zerstob zu Asche.
    Gleich darauf klangen Stimmen durch den Gang, dicht gefolgt von Wurfscheiben aus grellem Licht, die sich in tödlicher Geschwindigkeit ihren Weg bahnten. Atemlos rannte Mia hinter Theryon und Jakob durch die Finsternis. Immer wieder duckten sie sich vor den zischenden Scheiben, wichen Flammenzaubern aus, die ihnen nacheilten, und erreichten endlich das Ende des Ganges. Theryon brach ein Portal auf, und sie rannten auf den Bannzauber zu, der sich nicht weit von ihnen entfernt als flirrende Wand aus Licht erhob. Ein flammender Speer schoss dicht an Mias Kopf vorbei, die Stimmen der Feen kamen näher, fast meinte sie, ihren Atem im Nacken zu fühlen. Sie umfasste Jakobs Hand. Theryon eilte vor ihnen durch den Zauber, Mia stieß sich ab und sprang. Unsanft landete sie auf dem Boden und rappelte sich auf.
    Vor ihr stand eine flimmernde Wand aus Farben — und dahinter, abgetrennt durch Theryons Zauber, lag Fynturil, das Schloss der Feen Funkensprühend prasselten die Zauber ihrer Verfolger gegen den Wall, Mia sah die verzerrten Gesichter, als die Feen mit letzter Konsequenz begriffen, dass sie gefangen waren. Erleichtert stieß sie die Luft aus und zog Jakob an sich. Sie hatten es geschafft.

Kapitel 43

    it finsterer Miene ließ Grim seinen Blick über die Sitzreihen des kristallenen Amphitheaters gleiten, das sich inmitten eines Gewirrs aus Straßen nicht weit von Falkantros entfernt erhob. Es war bis zum letzten Platz gefüllt. Die Kunde von dem Jungen, der sich der Prüfung der Krieger des Lichts unterziehen musste, hatte sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreitet und neben unzähligen Zwergen auch Steintrolle und Höhlengnome angelockt, die sich auf den oberen Rängen niedergelassen hatten. Der König saß auf einem funkelnden Thron direkt über dem Eingang, während Grim neben Remis und Hortensius ganz unten Platz genommen hatte. Der weiße Sand der Arena

Weitere Kostenlose Bücher