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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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soll? Bist du willig, dein Blut an dieses Kind zu binden, dein Ich — und dein Leben, wenn es versagen sollte?«
    Atemloses Gemurmel erklang, gepaart mit einer fast fühlbaren Anspannung in den Augen der Zuschauer. Remis schwirrte in die Luft und knetete seine Hände so intensiv, dass Grim meinte, sie wären aus Gummi. Hortensius neigte leicht den Kopf. »Das bin ich«, erwiderte er dann.
    Der König nickte, als hätte er bis zuletzt auf eine andere Antwort gehofft. Dann bewegte er die Finger der vorgestreckten Hand, ein blauer Funke tanzte darüber hin. »Nun«, sagte er leise, »so empfange die Macht deines Eides!«
    Energisch streckte er die Finger vor und deutete auf Hortensius. Ein blauer Lichtstrahl schoss aus seiner Hand, ergriff den Zwerg und riss ihn wie vom Blitz getroffen ein ganzes Stück weit in die Höhe. Blaue Lichter zuckten über Hortensius' Körper, Carven schaute erschrocken zu ihm auf, und auch Grim spürte das Entsetzen in seiner Brust, als die Glieder des Zwergs unkontrolliert zuckten. Dann verebbten die Blitze, und ein sanfter Schleier aus blauem Licht ließ Hortensius zurück zur Erde sinken. Lautlos zog das Licht sich in seinen Augen zusammen und versank darin.
    »Seid ihr bereit?« König Lir schaute von einem zum anderen, und Grim sah, wie Hortensius für einen Moment die Hand auf Carvens Schulter legte. Dann trat der Zwerg an den Rand der Arena, und Carven nickte. König Lir lächelte ein wenig, aber es war ein Lächeln ohne Freude. »So sei es!«, rief er und hob die Arme. »Carven, Anwärter zum Krieger des Lichts — empfange deinen Gegner!«
    Unruhig setzte Grim sich auf, Remis biss sich vor Aufregung in die Hand, und zahlreiche Zuschauer erhoben sich von ihren Rängen. Nur Carven stand regungslos, aber Grim sah, dass seine Hände zitterten. Da drangen Schritte durch die Anspannung, ruhige, gemessene Schritte, die langsam näher kamen. Was für ein Monstrum hatten die Zwerge in den Tiefen ihres unterirdischen Reiches aufgetrieben, war es ein Magier, ein Dämon, war es ... ein Kind? Grim riss die Augen auf, als eine kleine schmächtige Gestalt im Eingang der Arena erschien. Er zog die Brauen zusammen. Das war ...
    »Carven«, flüsterte Remis neben ihm.
    Er hatte vollkommen recht. Der Gegner Carvens schien er selbst zu sein — ein Abbild des Jungen stand in der Arena. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass der neue Carven ganz in Weiß gekleidet war und ein Lächeln auf den Lippen hatte, das Grim schaudern ließ, so eisig war es, und die Augen dieses Jungen waren nicht blau wie bei Carven, sondern schwarz. Für einen Moment standen sie sich reglos gegenüber, der fremde Junge mit diesem unheimlichen, schwarz lächelnden Blick, Carven unsicher, als würde er dem Bild des Anderen nicht trauen.
    »Was willst du denn hier?«, fragte der Fremde da. Auch seine Stimme klang anders als die Carvens. Sie erinnerte Grim an den Schrei, der aus Carvens Kehle gekrochen war — damals in der Vision, als er seinen Stiefvater getötet hatte. Carven wollte etwas erwidern, aber der Fremde ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Glaubst du im Ernst, dass du mich besiegen kannst?«, fuhr er mit spöttisch verzogenem Mund fort. »Du hast wohl vergessen, dass ich der Stärkere bin von uns beiden!«
    Mit einem Schrei stieß er die Faust in die Luft, ein glänzendes Schwert entstand in seiner Hand, und stürzte auf Carven zu. Der wich zurück, taumelnd fiel er zu Boden, hob den Arm schützend vor sein Gesicht — und die Klinge seines Gegners prallte von dem silbernen Schwert ab, das aus seiner Faust erwachsen war. Für den Bruchteil eines Augenblicks starrte Carven auf die Waffe in seiner Hand, als hätte er diesen Trick hundertfach geübt und als wäre er ihm gerade zum ersten Mal gelungen. Dann sprang er auf die Füße und schlug in so schneller Folge nach seinem Gegner, dass Grim anerkennend die Brauen hob. Schon standen dem Anderen Schweißperlen auf der Stirn, er konnte sich kaum mehr verteidigen, stolperte rückwärts — und verwandelte sein Schwert in einen gleißenden Feuerball, den er mit Wucht in Carvens Richtung schleuderte. Im letzten Moment warf der Junge sich zu Boden, doch die Flammen verbrannten sein Haar. Grim nahm den Geruch wahr — und er sah, wie auch das Haar von Hortensius anfing zu qualmen.
    »Du hast keine Macht über mich!«, rief der fremde Junge und schleuderte grelle Blitze nach Carven, der ihnen keuchend auswich. »Ich habe uns von ihm befreit! Ich war das! Du hättest ihn

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