Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
niemals daran gehindert, sie zu schlagen! Du hättest dich nie getraut, etwas gegen ihn zu tun!«
    Er schleuderte den letzten Blitz und traf Carven so heftig vor die Brust, dass dieser durch die Luft flog, hart auf dem Boden aufschlug und reglos liegen blieb. Er atmete schwer, blankes Entsetzen stand in seinem Blick, als er zu dem Fremden hinübersah. Es war, als würden sich dessen Worte als Fesseln um seine Kehle legen und ihm die Luft abdrücken. Ein unsichtbarer Hieb des Anderen traf ihn an der Stirn und schlug seinen Kopf heftig auf den Boden.
    Im selben Moment schwankte Hortensius und fuhr sich ins Gesicht. Grim sah das Blut, das ihm aus der Nase lief, er hörte den Aufprall, als der Zwerg ungeschützt mit dem Gesicht im Sand landete. Hortensius atmete schwer, doch Carven bemerkte es nicht. Wie betäubt hob er den Kopf, Blut rann ihm über die Stirn. Gebannt starrte er den fremden Jungen an, der nun direkt über ihm stand und erneut ein Schwert erschuf. Langsam richtete er die Klinge auf Carvens Kehle.
    »Du bist ein Versager«, flüsterte der Fremde, aber seine Worte tropften wie Gift über jede Reihe der Arena. Auf einmal war es totenstill, selbst Remis hatte aufgehört zu atmen. »Und soll ich dir noch was sagen? Unsere Mutter, sie hat dich dafür ... gehasst!«
    Da sprang Carven auf die Beine, riss den Fremden zu Boden und drückte die Klinge seines Schwertes gegen seine Brust. »Nein!«, brüllte er, und mit diesem Wort zerriss die Szene der Arena, und Bilder flackerten um Carven herum auf. Grim zog sich der Magen zusammen, als er erkannte, welche Bilder er sah, und er spürte wieder die Angst in dem dunklen Zimmer, die Hilflosigkeit, als er die Erwachsenen streiten hörte, die Tränen seiner Schwester auf seinem Gesicht. Er hörte das dumpfe Geräusch der Prügel, das ihm den Magen zusammenzog, roch den Alkohol, sah, wie seine Schwester starb, und spürte noch einmal die Hitze der Magie in seiner Hand. Wieder sank sein Stiefvater tödlich getroffen zu Boden, der hasserfüllte Blick seiner Mutter flammte als abscheuliche Fratze in der Arena auf. Die Bilder erloschen, in schwarzen Funken fielen sie in den Sand um Carven nieder, der wortlos sein Schwert sinken ließ. Der fremde Junge beobachtete ihn lauernd.
    »Doch«, flüsterte der Andere und erhob sich in unnatürlich schneller Bewegung. »Ich habe ihn getötet und ...«
    Da riss Carven den Blick hoch, eine Kälte lag darin, die Grim schaudern ließ. Auch der Fremde hielt mitten in seiner Bewegung inne und starrte ihn an wie ein Tiger, der bei der Mahlzeit gestört worden war.
    »Nein«, flüsterte Carven kaum hörbar. »Du bist das nicht gewesen. Ich — ich war das!« Langsam trat er auf den Fremden zu und hob dabei die Hände. Grim fuhr zusammen, als er sah, dass Blut über seine Finger lief und in den weißen Sand fiel. »Ich habe ihn gehasst, ja, in jeder verdammten Nacht, da er betrunken nach Hause kam, in jedem Augenblick, da er meiner Schwester oder meiner Mutter wehgetan hat. In diesen Momenten war ich wie du. Du hast mich aufgefressen mit diesem Gefühl und für einen Moment — für diesen einen Moment bin ich verschwunden, ich war nur noch du. Aber dann ...« Carven hielt inne. »Dann habe ich etwas anderes in mir gefunden, einen winzigen Rest, der dich zurückgetrieben hat in deine Welt aus Hass und Dunkelheit.« Der Fremde stand starr, es war, als würde er von einem Bannzauber dazu gezwungen, sich nicht mehr zu rühren. Grim warf einen Blick auf Hortensius, langsam hob und senkte sich der Brustkorb des Zwergs, als Carven die Klinge seines Schwertes an die Brust des Fremden setzte — dorthin, wo das Herz war. »Meine Mutter hat mich gehasst«, flüsterte er. »Jeder ihrer verfluchten Liebhaber hat mich gehasst. Aber meine Schwester hat mich geliebt, und um ihrer Liebe willen habe ich es getan. Und obwohl unser Stiefvater ein Scheusal war, ein Despot und Tyrann, der unser aller Leben in eine Hölle auf Erden verwandelt hat, habe ich um ihn geweint. In dem Augenblick, da ich ihn getötet habe, ist ein Teil in mir gestorben. Aber das wirst du nie verstehen.«
    Der fremde Junge stieß die Luft aus, aber seine Stimme klang seltsam dünn, als er antwortete: »Du bist nichts als ein weinerliches Kind.«
    Für einen Moment drückte Carven die Spitze seines Schwertes tiefer in seine Brust, und Grim meinte, eine seltsame Gier und Sehnsucht in den Augen des Fremden zu erkennen — fast so, als begehrte er den Tod. Dann hielt Carven inne. »Jede meiner

Weitere Kostenlose Bücher