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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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durch seine Stimme erneut auf ihre Spur zu bringen. »Sie töten die Menschen, als wäre es ...
    »... ein Spiel.« Grim nickte düster. »Ich habe erlebt, was Alvarhas und seine Schergen in Paris angerichtet haben. Ich habe die Leichen der Menschen gesehen, ebenso wie den unterirdischen Ritualraum, und diesen Anblick werde ich niemals vergessen. Eines sage ich euch: Das da draußen ist erst der Anfang. Nicht umsonst sind sie in früheren Zeiten von den übrigen Alben verbannt worden.«
    Theryon hatte den Blick zum Fenster gerichtet, es war, als blickte er in weite Ferne. »Und nun hat die Schneekönigin diesen Bann gebrochen. Die Pforten zur Zwischenwelt stehen offen, die Welt der Menschen versinkt in Finsternis und Chaos — sie wird zu einem Ort, den die Alben schätzen werden.«
    Remis flog auf Mias Schulter, sein Herz schlug so heftig gegen seine Rippen, dass sein Körper zuckte wie unter Stromstößen.
    »Aber warum hat sie das getan?«, flüsterte er. »Die Alben sind eine schreckliche Macht, warum hat sie ...«
    Da unterbrach ihn ein Geräusch, das Mia zusammenfahren ließ. Es war erneut der silberne Klang einer Fanfare. Mia fühlte ihr Herz im ganzen Körper, als sie neben Grim trat. Der Himmel stand in blutrotem Licht. Die sieben Risse sahen aus, als wären sie von einer gewaltigen mutierten Tigerpranke ins Firmament geschlagen worden, und der rote Schein sickerte aus ihnen wie Blut aus einer Wunde. Schwarz wie Scherenschnitte erhoben sich die Gebäude der Stadt. Schatten glitten durch die Luft und über die Dächer, verfolgten noch immer fliehende Menschen in den Straßen und töteten einzelne mit flammenden Zaubern. Doch das alles nahm Mia kaum wahr.
    Ihr Blick hing an Alvarhas, der hoch oben am Himmel schwebte — beinahe regungslos, wie ein Engel, der zur Erde hinabschaut. Sein Haar flatterte im Wind, sein nackter Oberkörper glänzte im Schein des Blutlichts, das sein Volk über die Welt gebracht hatte, und auf seinen Lippen lag ein Lächeln, das seine Züge fast weich machte. Doch Mia sah die Vorfreude auf etwas Unsagbares darin, die Gier und die Brutalität, die sie bereits bei ihrer ersten Begegnung in Alvarhas' Zügen erkannt hatte. Angespannt folgte sie seinem Blick, der scheinbar gleichmütig auf die Straßen hinabglitt, und stellte fest, dass nach und nach die Schreie der Menschen verstummten. Die Alben ließen von ihnen ab, sie zogen sich auf die Dächer der Häuser zurück wie auf eine Tribüne und schauten unverwandt zu ihrem Anführer auf. Mia griff nach Grims Klaue, und er hielt sie fest. Auch er schauderte bei dem Anblick der reglosen Schattenalben, die sich auf den Dächern der Stadt versammelten. Bald sah es aus, als hätten sie die Häuser der Innenstadt unter sich begraben, als gäbe es nur noch ihre reglosen Körper und die starren Totenaugen, die wie aus einem gierigen Meer zum Himmel hinaufstierten.
    Kaum hatten die Letzten ihre Plätze eingenommen, erklang erneut der silberne Ton der Fanfare, und Alvarhas warf den Kopf zurück, als würde dieser Klang ihn bis ins Mark durchbohren. Mia spürte durch das Fenster hindurch eine Erschütterung in der Luft, als befände sie sich unter Wasser und könnte die Strömung des Meeres über jedes Hindernis hinaus fühlen. Alvarhas bewegte die Hände wie ein Dirigent durch die Luft, woraufhin die Alben mit unheimlicher Gleichzeitigkeit auf die Beine kamen und beide Hände zum Horizont ausstreckten. Alvarhas stieß einen Schrei aus. Schwarze und rote Blitze schossen aus seinen Händen und denen seiner Anhänger und rasten donnernd über den Himmel auf den Horizont zu. Dort schlugen sie mit gewaltigem Krachen ein. Mia fühlte die Erschütterung im Boden des Schlosses und sah, wie die Blitze sich an einem Punkt versammelten und in einem Inferno aus Licht und Farben immer heller wurden. Das Licht ließ Mia zurückweichen, es überflutete die Häuser Dublins und tauchte die Welt für einen Moment in gleißende Helligkeit. Dann explodierte es in silberne Funken, die wie Schneeflocken durch die Luft stoben. Schlagartig wusste Mia, was geschehen war.
    »Tara«, flüsterte sie atemlos. »Die Alben haben die Feen von dem Bann befreit!«
    Alvarhas hob die Hand wie zum Gruß, und da sah Mia es auch. Aus der Dunkelheit der Nacht schob sich ein Schiff aus purem Gold. Masten und Segel funkelten wie unter dem Einfall der Morgensonne, und erst auf den zweiten Blick bemerkte Mia die schwarzen Ruder, die das Gefährt lautlos und rasend schnell über den Himmel

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