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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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waren zu diesem Schritt bereit, und mit Ablauf der Frist mehrten sich die Übergriffe der Kazhai auf die Städte und Dörfer der Menschen. Ich konnte ihren Zorn gut verstehen, doch zu lange lag es in der Tradition unserer Familie, den Menschen freundschaftlich verbunden zu sein, als dass ich nun gegen sie in die Schlacht gezogen wäre. Mehr noch hielt die Ehrfurcht vor meinem Vater und die Liebe zu meinen Söhnen mich davon ab, mich meiner Wut hinzugeben. Als Feenkrieger Rhendralors hattest du dich längst entschlossen, dein Leben für die Menschen zu riskieren, und Auryl sollte eines Tages selbst entscheiden, auf wessen Seite er stehen wollte. Und das hat er getan.« Ihr Blick glitt ins Leere, und Grim konnte trotz der Maske vor ihren Augen sehen, wie heftige Empfindungen in ihr aufwallten, bevor sie fortfuhr. »In jener Nacht, die alles veränderte, war der Himmel pechschwarz und von so vielen Sternen übersät, wie ich es selbst noch nie gesehen habe. Es war, als wären unzählige Juwelen auf ein gewaltiges Tuch aus Dunkelheit geworfen worden. Die Kazhai bestürmten ein Dorf der Menschen in der Nähe unseres Schlosses, und wie die anderen Feenkrieger bist auch du ausgezogen, um die Menschen zu verteidigen, die ruhig in ihren Betten schliefen. Doch ihr seid nicht allein gegangen. Auryl war bei euch, ohne dass ihr es bemerkt habt, um die Menschen zu verteidigen, besonders die Kinder, die er so oft sehnsuchtsvoll beobachtet hatte, ohne doch jemals an ihren Spielen teilhaben zu können — und um an deiner Seite zu stehen: an der Seite seines Bruders, den er seit jeher bewundert hatte wie einen Helden, ehe er in der kommenden Nacht gemeinsam mit mir für alle Zeit die Welt der Menschen verlassen sollte. Auryl kämpfte gegen die Kazhai, ohne dass sie oder ihr es bemerkt hättet.«
    Sie holte Luft, um fortzufahren, doch da ergriff Theryon das Wort. »Ja«, sagte er kaum hörbar. »Ich selbst lehrte ihn den Zauber, seine Kindergestalt in die eines Kriegers zu verwandeln. Und so kämpfte er an meiner Seite, und erst als seine Tarnung von der Lanze eines Kazhai zerrissen wurde, erkannte ich ihn. Doch ich konnte ihm nicht mehr helfen. Durch den Hieb seines Gegners schwer verwundet, zerriss der Zauber über ihm, der ihn vor der Menschenwelt schützte. Ich versuchte, ihn zu retten, legte einen neuen Schutz über ihn, doch ...«
    Theryon brach ab, und auch die Königin schwieg für einen Augenblick. Dann holte sie Atem, langsam und zitternd. »Du kamst zu spät«, flüsterte sie. »Er war noch jung, die Augenblicke ohne Schutz waren zu viel für ihn. Niemals werde ich vergessen, wie du ihn auf deinen Armen in unser Schloss getragen hast, wie er sich quälte, stunden- und nächtelang, wie er innerlich verbrannte in eiskalter Glut, ohne dass wir auch nur das Geringste daran hätten ändern können. Mein Sohn starb, da die Welt der Menschen — seine einstige Heimat — für ihn und seinesgleichen zu einem tödlichen Ort geworden war. Sein Ende wurde besiegelt bei dem Versuch, jene Wesen zu verteidigen, die unserem Volk die Heimat nahmen und unzählige von uns töteten, ohne es überhaupt zu wissen.«
    Da schüttelte Theryon den Kopf, und die Kälte kehrte auf seine Züge zurück. »Nicht die Menschen haben Auryl getötet, sondern der Hass unseres Volkes — jener Hass, in dem du deine Trauer ertränkt hast und der dich nun so sehr erfüllt, dass du nichts anderes mehr bist als er.«
    Die Schneekönigin lächelte traurig und ohne Zorn. »Die Kazhai haben für die Freiheit unseres Volkes gekämpft«, erwiderte sie leise. »Sie kämpften für unsere Heimat und viele von ihnen ließen ihr Leben dafür — da sie kämpfen mussten gegen Geschöpfe ihres eigenen Blutes, Feenkrieger wie dich, die sich auf die Seite der Menschen stellten! Ja — Zwietracht hat unser Volk vergiftet, ebenso wie Tod und Leid. Doch ohne die Menschen wäre es nie so weit gekommen, und das weißt du.«
    Theryon atmete schnell, als er ihren reglosen Blick erwiderte, und Grim schauderte, als ein zärtliches Lächeln über ihre Lippen glitt. »Ich weiß, wie sehr du Auryl vermisst«, flüsterte sie kaum hörbar. »Denn ich weiß, wie sehr mein eigener Schmerz mich zerreißt — Nacht für Nacht seit damals. Doch nun ...« Sie hielt kurz inne, ihr Blick flatterte prüfend über Theryons Gesicht, als würde sie all ihre Kraft anstrengen, um seine Maske aus Kälte nur für einen Moment zu durchdringen. »Ich habe einen Weg gefunden, ihn zurückzubringen«, sagte sie

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