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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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in den Nacken, fühlte noch, wie die Kristalle nach vorn schossen — und hörte im nächsten Moment das blutig feuchte Geräusch von zerschnittenem Fleisch.
    Jedes Geräusch um sie herum war verstummt. Sie sah die Funken ihres Zaubers als glitzernde Wand zwischen ihren Feinden und sich selbst niederrieseln, sah, wie die Körper der Alben auseinanderfielen — und stürzte selbst ohne Schutz auf den harten Boden. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, als die Scherbe sich weiter zu ihrem Herzen schob, und noch während Grim einen Heilungszauber durch ihren Körper schickte, sah sie, wie weitere Alben durch die Fenster ins Innere des Saales stürmten, während graue Nebel aus den reglosen Körpern der Angreifer krochen, um sie zu heilen. Sie fühlte den Bannzauber, der mit kalter Glut auf sie zuraste, aber sie spürte keine Verzweiflung, sondern eine trotzige, unbeugsame Genugtuung. Denn dort, wo gerade noch Carven gestanden hatte, war nichts mehr zu sehen als erlöschendes Licht. Sie hatte Carven die Flucht ermöglicht, und was auch immer die Schneekönigin oder Alvarhas nun mit ihr anstellen mochten — den Krieger des Lichts würden sie nicht bekommen. Noch hatten sie nicht endgültig gesiegt.
    Dann traf sie der Bannzauber und riss sie in die Dunkelheit.

Kapitel 47

    er Bannzauber drückte wie eine Decke aus Eis auf Grims Lider und machte es ihm schwer, die Augen offen zu halten. Er spürte, wie der Zauber ihm seine Magie aus dem Körper zog, und stolperte benommen hinter Theryon an Deck des zwischen den Bäumen des St. Stephen's Green gelandeten Schiffes, dicht gefolgt von Jakob und Hortensius. Remis hing in der Klaue eines Albs, ebenso wie Mia, die achtlos über die Dielen des Schiffes geschleift wurde. Mit raschen Gesten fesselten die Alben ihre Gefangenen an die Reling, die wie ein brennender Ast in Grims Rücken stach, und erhoben sich gleich darauf in die Luft. Erst jetzt hörte Grim das Rauschen, das durch die Nacht zog wie das Flattern unzähliger , Tücher, und als er den Kopf in den Nacken legte, stockte ihm für einen Moment der Atem. Der Himmel über ihm schwirrte von unzähligen Albenkörpern, die in rasender Geschwindigkeit durch die Luft glitten. Sie verließen die Stadt Richtung Tara, vereinzelt sah Grim Menschen in ihren Klauen. Nach wenigen Augenblicken waren die Alben nichts als eine schwarze Wolke am Horizont der Nacht.
    Grim lehnte den Kopf gegen die Reling. Er hörte die ängstlichen Stimmen zahlreicher Kinder unter Deck. Ansonsten war das Schiff verlassen, abgesehen von Alvarhas, der mit spöttischem Lächeln am Bug hockte und zu ihnen herüberstarrte. Und vor ihm, die Hände in ruhiger Geste vor der Brust gefaltet, stand die Schneekönigin. Grim hörte Mia neben sich stöhnen, sie erwachte aus ihrer Ohnmacht. Er wollte sich ihr zuwenden, doch die Königin hielt seinen Blick gefangen. Lautlos flüsterte sie einen Zauber, der das Schiff mit leisem Ächzen in die Luft hob. Langsam glitt es über den Dächern Dublins durch die Nacht.
    Hoheitsvoll trat die Königin auf ihre Gefangenen zu. Einen nach dem anderen schaute sie an. Grim spürte, wie sich die Schnüre tiefer in sein Fleisch gruben, als ihr Blick auf ihm ruhte, und er sah die Befriedigung auf ihrem Gesicht, als er vor Schmerzen die Luft einsog. »Dies war nicht euer Kampf«, sagte sie ruhig, während sie in gemessenen Schritten vor ihnen auf und ab ging. Ihr Kleid schleifte über die Dielen des Schiffes, die Perlen am Saum verursachten dabei ein Geräusch wie fallender Regen. »Ich bin nicht in diese Welt zurückgekehrt, um Unfrieden in der Anderwelt zu stiften. Niemals lag es in meinem Interesse, gegen Kobolde, Zwerge, Hybriden oder Mitglieder meines eigenen Volkes in den Krieg zu ziehen — und möglicherweise hätte ich Erbarmen gezeigt mit einzelnen Menschen wie diesen Hartiden, wenn sie sich in die Anderwelt zurückgezogen und meine Pläne nicht gestört hätten. Alles wäre gut geworden — wenn ihr nicht beschlossen hättet, gegen mich zu kämpfen. Wie sinnlos euer Kampf war, hat sich heute Nacht gezeigt. Ihr habt alles verloren, und ich — ich stehe kurz davor, endlich meine Ziele zu erreichen.« Sie hielt inne, und Grim sah, dass sie den Zorn in seinen Augen erkannte und darüber lächelte. »Es lag nie in meinem Sinn, unnötig Blut zu vergießen«, fuhr sie fort. »Mein Hass richtet sich auf niemanden auf diesem Schiff — und aus diesem Grund werde ich euch die Möglichkeit geben, euer Leben zu retten. Wie ihr wisst, bin

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