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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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und ...«
    In diesem Moment hörte Grim das Rauschen von Schwingen in der Luft, dicht gefolgt von einem gellenden Ruf — einem Schrei, der ihm auf der Stelle das Blut aus dem Kopf zog.
    »Du irrst dich, Königin des Schnees!«
    Grim fuhr zusammen, als er diese Stimme hörte, und er traute seinen Augen kaum, als er Carven auf dem Rücken Asmaels über den Bug des Schiffes kommen sah. Ehe Alvarhas etwas hätte tun können, bäumte der Hippogryph sich auf und hieb mit solcher Heftigkeit nach dem Alb, dass seine Tritte auf dessen Körper Funken sprühten. Grim hörte das Brechen der Rippen, als Asmael seinen Gegner mit mehreren Bannzaubern umwickelte und über die Reling schleuderte, und vernahm Alvarhas' lang gezogenen Schrei, ehe er mit dumpfem Geräusch tief unten in der Stadt aufschlug. Gleich darauf sprang Carven von Asmaels Rücken. Er hatte sich seinen Mantel eng um den Körper gezogen, seine Lippen zitterten, als würde er frieren. Regungslos blieb er stehen und sah die Königin an.
    »Ich bin kein Feigling«, sagte er ruhig.
    Die Königin verzog den Mund zu einem amüsierten Lächeln. »In der Tat«, erwiderte sie spöttisch. »Es gehört viel Mut dazu, mit einem solchen Auftritt auf das Schiff deiner Feinde zu kommen, noch dazu unbewaffnet. Mut — oder Dummheit.«
    Grim ballte die Klauen, dass seine Fesseln ihm ins Fleisch schnitten. Die Königin hatte vollkommen recht — Carven hatte den Verstand verloren! Was, zur Hölle noch eins, wollte er mit diesem Auftritt erreichen?
    Die Königin lächelte, als hätte sie seine Gedanken gehört. »Sieh dir deine Freunde an! Sieh dir an, wie entsetzt sie sind, dass du gekommen bist! Keiner von ihnen glaubt an dich!«
    Grim spürte, wie ihm eiskalt wurde bei diesen Worten, doch Carven stand regungslos, und Grim meinte sogar, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. »Das ist unwichtig«, erwiderte der Junge. »Jemand hat einmal zu mir gesagt:
Und wenn die ganze Welt sich gegen dich verschworen hat — solange du weißt, dass es richtig ist, was du tust, ist alles gut.«
    Die Königin verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse. »Wer hat dir solchen Unsinn beigebracht, ein Narr?«, fragte sie boshaft.
    Carven senkte leicht den Blick, erstmals schien es Grim, als hätte die Königin ihn getroffen. Doch dann wandte der Junge den Kopf und sah Hortensius an. »Nein«, flüsterte Carven kaum hörbar und lächelte. »Ein Held.«
    Grim hielt den Atem an, denn er spürte den Zauber, der sich in diesem Moment über Hortensius und den Jungen legte wie ein zeitloser Schein aus Licht. Dann stieß die Königin die Luft aus und trat auf Carven zu.
    »Tapferer Krieger des Lichts«, flüsterte sie höhnisch und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Die Menschen sind schwach, das habe ich gewusst. Doch dass sie so erbärmlich sind, dass ein Kind ihre Welt vor mir bewahren soll — das hätte ich nicht erwartet.«
    Sie streckte die Hand nach Carven aus, sanfte Schleier glitten über ihre Finger auf ihn zu. Grim hörte die Stimmen, die in der Magie der Königin lagen, es war ein mächtiger Zauber, der Carven umschmeichelte und ihn näher an sie heranzog. Seine Augen tränten, als er ihr ins Gesicht schaute, schon war sie ihm nah genug gekommen, um sein Kinn mit der Hand zu berühren. Flüchtig strich sie mit den Fingern über seine Wange, blaue Eiskristalle zogen sich über seine Haut.
    »Der Krieger des Lichts ist zurückgekehrt«, sagte sie beinahe zärtlich. »Doch er ist kein zweiter Kirgan, kein Held und strahlender Krieger. Er ist ein Menschenkind, nicht mehr.« Sie schaute Carven von oben herab an. »Bist du gekommen, um auf Knien das Leben deiner Freunde zu erbetteln?«
    Da warf Carven seinen Mantel über die Schulter zurück, riss das Schwert in die Luft, das er darunter verborgen gehalten hatte, und traf den Arm der Königin. Erschrocken wich sie zurück, Carvens Augen glühten vor Zorn. »Ich bin der Krieger des Lichts!«, rief er und sprang mit vorgestrecktem Schwert auf sie zu. »Und ich falle vor niemandem auf die Knie!«
    Mit diesen Worten riss er das Schwert empor und brüllte den Zauber, der auf seiner Klinge stand. Sofort stoben donnernde Blitze über die Waffe, Lichter aus schwarzen und weißen Funken umhüllten Carvens Körper, und als er vorsprang, war er so schnell, dass das Abbild seiner Gestalt für einen Moment in der Luft stehen blieb.
    Mit einem Schrei stürzte er sich auf die Königin, seine Bewegungen waren selbst für Grims Augen kaum zu

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