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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Menschen liegt die Möglichkeit zur Veränderung, die Aussicht auf eine bessere, eine freie Welt. Die Alben töten nicht die Kinder der Menschen, sie töten einen Teil des Lichts, das uns alle am Leben hält, und wenn wir das zulassen — wenn wir zulassen, dass sie uns dieses Licht nehmen, dann sind wir nicht mehr wert als das Blut unter ihren Nägeln. Dann wird die Anderwelt genauso vernichtet werden wie jetzt die Welt der Menschen — und zwar ganz ohne die Hilfe der Alben und Feen.«
    Er trat vor und schaute Carven auf seine besondere Weise an. »Gewusst haben wir das schon immer«, sagte er leise, und seine Stimme wehte wie ein weiches Tuch über Grims Gesicht. »Doch gefühlt und verstanden haben wir es erst durch dich und deinen Meister. Er ist gestorben, weil er an dich geglaubt hat. Jetzt ist die Gelegenheit gekommen, seinen Orden ins Leben zurückzurufen und mit ihm eine Institution, die zwischen den Welten vermittelt. Bald schon werden meine Truppen bei uns sein, ebenso wie die Armee Ghrogonias uns erreichen wird. Wir sind bereit, an deiner Seite in die Schlacht zu ziehen.«
    Grim hielt den Atem an. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Larvyn, der Elfenkönig, war gekommen, um ihnen beizustehen. Er war gekommen, um für die Menschen zu kämpfen. Carven sah zu dem goldenen Wesen auf, das aus blauen Augen auf ihn niederschaute, und dann — langsam und hoheitsvoll — neigte Larvyn den Kopf. Grim spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog, als er sah, dass die Elfen es ihrem Herrscher gleichtaten, ebenso wie Mourier und die Krieger Ghrogonias, und er fühlte den Zauber dieses Augenblicks wie gleißendes Licht in seiner Brust. Hier standen Wesen, die jahrhundertealt waren, Geschöpfe der Ewigkeit und der mächtigsten Magie, Kreaturen aus Stein, Licht und Farben — und sie neigten in Ehrfurcht und Demut den Kopf vor einem Menschenkind.

Kapitel 50

    as Meer atmete in seinem unveränderlichen Rhythmus aus Wildheit und Geheimnis. Grollend kamen die Wellen an den Strand und spülten über die Steine hinweg, die dem fortlaufenden Wasser klackernd nacheilten. Die Sonne war eine glühende Scheibe aus rotem Feuer. Langsam sank sie auf den Horizont zu und schickte ihre Strahlen als tanzende Funken über die Rüstungen der Elfenarmee, die stolz und erhaben am Strand Aufstellung genommen hatte. In ihren Händen hielten die Krieger kunstvoll geschnitzte Bögen. Larvyn stand in Elfengestalt neben Theryon und Asmael an vorderster Front und betrachtete regungslos das blumengeschmückte Floß, das bei den Wellen lag. Mit Jakobs Hilfe hatte Mia Hortensius darauf aufgebahrt, und nun fielen die Sonnenstrahlen auf sein Gesicht, als wollten sie es ein letztes Mal berühren.
    Carven stand dicht bei dem Floß. Unverwandt betrachtete er das Gesicht seines Meisters, als wartete er darauf, dass Hortensius noch einmal zu ihm sprechen würde. Unbarmherzig zerrte der Wind an seinen Haaren, und Mia spürte, wie Grim sich neben ihr versteifte, als er sah, dass der Junge zitterte. Remis seufzte hingegungsvoll auf ihrer Schulter, und auch ihr selbst zog es das Herz zusammen, Carven so zu erleben. Doch sie wusste, dass er in diesem Moment weder Kälte fühlte noch Wind. Das, was in diesen Stunden in seinem Inneren vorging, hatte vor nicht allzu langer Zeit auch in ihr selbst gewütet — dieses fühllose, brutale Nichts, das an die Stelle eines geliebten Wesens trat, das man verloren hatte. Sie warf Jakob einen Blick zu, der dicht neben ihr stand, und er erwiderte ihre Geste. Er war zu ihr zurückgekehrt, und auch, wenn sein Sieg über den Tod noch nicht vollständig war, so hatte er doch den ersten Schritt getan.
    Erneut richtete Mia den Blick zum Horizont und meinte für einen Augenblick, das Zischen der Sonne zu hören, als sie die Wasseroberfläche berührte. Im gleichen Moment trat Theryon einen Schritt vor. Sein Haar flatterte im Wind, in seiner dunklen Uniform wirkte er wie ein geheimnisvoller Schatten vor den lichtdurchfluteten Rüstungen der Elfen. Er richtete den Blick erst auf Hortensius, dann auf die Sonne, die langsam hinter dem Horizont versank, holte tief Atem und begann zu singen.
    Unwillkürlich griff Mia nach Grims Arm. Noch nie hatte sie eine solche Stimme gehört, eine Melodie von solcher Erhabenheit und Schönheit, und obgleich Theryon in der Sprache der Alben sang, die Mia nicht kannte, verstand sie instinktiv jedes Wort. Der Feenkrieger sang von den Schlachten der Ersten Zeit, von der früheren Einheit der

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