Grim - Das Erbe des Lichts
Truppen auszuschließen. Er warf Mia einen Blick zu, die neben ihm stand und konzentriert auf Morrígans Tempel schaute, und nickte Jakob, Asmael und Theryon zu. Der Feenkrieger hatte einen Zauber über alle gelegt, denen sonst durch die maskenlosen Augen seines Volkes Gefahr gedroht hätte, und er lächelte leicht, als er Grims Blick begegnete. Vorsichtig legte Grim Carven die Klaue auf die Schulter und schaute auf den Arm des Jungen, an dem das Zepter der Gargoyles flammte. Nach einem eindringlichen Gespräch hatte Mourier es dem Jungen für diesen Kampf überlassen, und es würde Carvens Zauber um ein Vielfaches verstärken. Gemeinsam würden sie sich zur Königin durchschlagen, das Schwert zurückerlangen und den Albenbann an sich bringen — und dann würden sie die Feen wie auch die Alben in ihre Welten zurücktreiben und die Risse des Himmels verschließen.
Aufmerksam hörte Grim auf die Stimmen der Elfenmagier. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Zauber vollendet wäre. Es wurde Zeit, in der Stadt Position zu beziehen, denn die Alben würden den Abschluss des Zaubers spüren, und es galt, sie im Augenblick dieser Erkenntnis zu überraschen, ehe sie vollständig realisierten, was vor sich ging. Da vernahm er Remis' Ruf Er intensivierte den Druck seiner Klaue auf Carvens Schulter, und als der Junge ihn ansah und nickte, hob Grim die Faust und gab das Zeichen.
Lautlos glitten sie die Anhöhe hinab und ergossen sich wie ein Strom aus fließenden Schatten in die Gassen der Tempelstadt. Grim fühlte, wie die Nebel der Feenmagie seinen Körper umschmeichelten, und eilte so schnell er konnte an einer Reihe spitzgiebeliger Totenhäuser vorüber. Unwillkürlich musste er an Thyros, die einstige Hauptstadt der Anderwelt, denken, die tief unterhalb Roms in Ruinen lag. Er erinnerte sich an die Erhabenheit, die er bei seinem Besuch in jener Stadt gespürt hatte, und fühlte jetzt, da er durch die verlassenen Straßen der Tempelstadt lief, etwas ganz Ähnliches. Ein seltsamer Zauber lag über diesem Ort, eine Verwunschenheit, die ihm einen Schauer über den Rücken schickte. Diese Stadt war ein Wunder der Alten Zeit, das sich neu errichtete. Grim ließ seinen Blick über die Gebäude gleiten, die zum Teil vollständig von den Wurzeln der Banyanbäume umschlossen wurden. Mitunter hatten die Pflanzen den Eingang offen gelassen, der in ihren Klauen wirkte wie ein Schlund in ein geheimes Zauberreich. Einige Tempel verfügten über Türme, in deren Kristall riesige Gesichter eingearbeitet waren, und immer wieder meinte Grim, in den schwarzen Augen der Gottheiten ein Flackern zu sehen oder ein Lächeln auf den scheinbar reglosen Lippen. Ja, dieser Ort war ein Reich der Magie, und Grim spürte ein Aufwallen in sich, als ihm bewusst wurde, dass er gerade dabei war, diese Magie wieder aus der Welt zu verbannen. Er holte tief Atem. Die Welt war reicher geworden, seit die Magie der Feen zurückgekehrt war, das stand außer Frage — doch der Preis der Schneekönigin für dieses Wunder war zu hoch. Die Menschen waren ein Teil der Welt. Sie konnte nicht wieder ganz werden, wenn zwar ein Teil der Magie zu ihr zurückkehrte, dafür jedoch ein anderer Part unwiederbringlich vernichtet wurde.
Kaum hatte Grim das gedacht, fühlte er die ersten Lichter des goldenen Tempels Morrígans auf seinem Gesicht. Er verlangsamte seine Schritte und wandte sich halb zu Mia und den anderen um, während sie sich von einer schmalen Seitengasse aus näher an den Platz heranschlichen. Grim sah die dunklen Gestalten der Alben, die mit ihren geflügelten Panthern den Platz füllten, und die Feen, die sich in silbernen Rüstungen unter die Alben gemischt hatten oder auf den Stufen des Tempels saßen. Doch in der Mitte des Platzes, umringt von bewaffneten Alben, standen einige Hundert Menschen. Sie drängten sich verängstigt aneinander. Viele hatten Platzwunden und Kratzspuren am Körper, ihre Kleider waren schmutzig und zerrissen, und in den Händen hielten sie Waffen — Schwerter, Dolche, sogar Morgensterne erkannte Grim im Gewühl. Er zog die Brauen zusammen, als ihm bewusst wurde, dass dies die Menschen waren, die von den Alben aus Dublin entführt worden waren. Was, zur Hölle noch eins, hatte die Königin mit ihnen vor?
Ein Raunen ging durch die Menge der Alben und Feen, als die Schneekönigin in Begleitung von Alvarhas zwischen den vorderen Säulen des Tempels erschien, begleitet von vornehmem Applaus. Beide trugen auffallend kostbare Kleidung
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