Grim - Das Erbe des Lichts
vollständig in den Schatten der Gasse verborgen lag.
Mia und Jakob sind meine Schüler, ich weiß, dass sie fähig sind, Alvarhas den Bann abzunehmen. Gemeinsam mit Asmael werden sie ihn jagen — und ich werde mich euch anschließen.
Grim nickte wortlos, und auch Mia und Jakob neigten die Köpfe zum Zeichen der Zustimmung.
»Von nun an seid Ihr frei«, sagte die Königin und zog Grims Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Mein Volk strebt nicht nach der Herrschaft über die Menschen — uns genügen ihre Kinder. Daher überlasse ich es Euch, über die Sterblichen zu regieren, wie es Euch beliebt — zu ihrer Qual und unserer Freude.«
Carven versteifte sich unter Grims Klaue. Wie träumend griff er nach der Hauswand, um sich daran abzustützen, und wäre dennoch gefallen, wenn Grim ihn nicht gehalten hätte.
Die Menschen schrien erschrocken auf, als Alvarhas auf sie zutrat. Leichtfüßig sprang er die Treppe des Tempels hinab, während die Menschen vor ihm zurückwichen, und blieb auf einer der letzten Stufen stehen. Mit grausamem Lächeln zog er sein Rapier. Grim sah das hitzige Brennen in seinen Augen, das ihn an die Gier eines ausgehungerten Panthers erinnerte. Die Menschen waren zu seinem Vergnügen hier, das wusste Grim plötzlich, und alle Ereignisse, die nun folgen sollten, waren ein erster Schritt in die blutige Herrschaft, die Alvarhas auf der Welt errichten würde.
Mit spielerischer Geste entbot er den Menschen den Fechtgruß, die ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen anstarrten. »Mein Name ist Alvarhas von Markar«, sagte er leise und bedrohlich. »Doch lasst euch nicht einfallen, ihn auszusprechen. Ihr seid es nicht wert, ihn auf eurer Zunge zu fühlen. Ich bin euer neuer König und ihr ...« Er hielt inne und betrachtete sie herablassend. »Ihr seid nichts als wimmerndes Gewürm. Ich sollte euch alle auf einmal töten, denn euer jämmerlicher Anblick ist kaum zu ertragen. Aber das wäre zu einfach, nicht wahr? Es verschafft keine Befriedigung, etwas zu töten, das das Leben nicht verdient.« Er lächelte, und sein Schweigen ließ die Menschen noch enger zusammenrücken. »Und vielleicht irre ich mich. Vielleicht ist einer unter euch, den es sich zu töten lohnt. Daher fordere ich einen von euch zum Kampf. Ich werde keine Magie anwenden, nichts, das nicht auch euch zur Verfügung stünde. Gewinnt mein Gegner, schenke ich ihm sein Leben. Verliert er — geschieht das!«
Ehe Grim auch nur die Bewegung seiner Hand hätte verfolgen können, stieß Alvarhas sein Rapier vor, schickte schwarzes Feuer aus seiner Waffe und verbrannte einen Menschen in der ersten Reihe in einem winzigen Augenblick bei lebendigem Leib. Mit lauten Schreien des Entsetzens wichen die Menschen zurück. Schreckensstarr sahen sie zu Alvarhas auf, der prüfend durch die Reihen blickte. Grim hatte aufgehört zu atmen. Angestrengt lauschte er in die Stille seiner Gedanken, doch die Elfen riefen nicht nach ihm. Nur ihre leisen Stimmen hörte er, und er fühlte die Magie ihrer Worte, die sich langsam dem Ende des Zaubers näherten.
»Hat keiner den Mut, gegen mich zu kämpfen?«, rief Alvarhas, und Zorn schwang in seiner Stimme mit. »Will keiner versuchen, sein lächerliches Leben zu retten? Wie ihr wollt!«
Wieder stieß er seine Waffe vor, doch da rief eine Stimme: »Ich will es versuchen!«
In die Menge kam Bewegung. Jemand drängte sich aus ihrer Mitte nach vorn. Grim sah, wie die Menschen zurückwichen, bis eine Gestalt aus ihren Reihen trat. Es war ein Mann mit grauen, wirr vom Kopf abstehenden Haaren, der in einem einfachen schwarzen Anzug steckte. In seinem rechten Ohr hing ein goldener Ring, und in seinen außergewöhnlich blauen Augen sprang ein Funke auf und nieder, der es Grim schwer machte, sich abzuwenden. Es war Tomkin, der Barde, der vor scheinbar ewig langer Zeit im Pub des Zwergs Phorkus gesungen hatte und später in der Nähe der Half Penny Bridge von den Alben entführt worden war. Jedes Lachen war aus seinem Gesicht verschwunden, als er zu Alvarhas aufschaute und langsam mit seinem Schwert einen Gruß entbot.
Alvarhas sah ungläubig auf den dürren Mann in seinem unförmigen Anzug hinab, der sich schützend zwischen ihn und die Menge gestellt hatte. Für einen Moment glaubte Grim, er würde ihn mit einer Bewegung seiner Hand in Brand setzen. Doch dann hob Alvarhas den Kopf, holte tief Atem — und sprang vor. Grim fiel es schwer, seiner Bewegung zu folgen, doch Tomkin wich mit überraschender Schnelligkeit aus,
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