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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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mit dem roten Mond darüber, als er Grim ansah.
    Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Grim fühlte Mias Herzschlag, schwach und zitternd, und spürte den reglosen Blick des Feenkriegers wie einen kühlen Windhauch auf seinem Gesicht. Dann stürzte Theryon vor. Er schlug seinen Zauber gegen die Wand, gab den Menschen einen gemurmelten Befehl und zog Grim mit sich. Dicht gefolgt von einem jungen Mann mit lockigem schwarzen Haar und außergewöhnlich hellen Augen, den Grim unter dem Namen Mio kennengelernt hatte, eilten sie durch einen dunklen Flur und gelangten in ein kleines, mit hellen Vorhängen versehenes Zimmer. Mehrere Lampen hingen an der Decke und tauchten den Raum in goldenes Licht. Ein Bett stand neben mehreren Regalen an einer Wand. Theryon deutete darauf.
    »Was ist geschehen?« Seine Stimme klang warm und sanft wie immer, doch Grim hörte deutlich die Unruhe darin.
    Er drängte sich an Mio vorbei, der regungslos neben der Tür stehen blieb, und durchschritt eilig das Zimmer. Kaum hatte er Mia auf das Bett gelegt, flüsterte sie Feenworte, als riefe sie nach jemandem. Erschrocken wich Theryon zurück. Grim sah den Schatten, der unter der durchscheinenden Haut des Feenkriegers entlangkroch und sich in den Winkeln seiner Augen sammelte. Mit angespannter Miene trat Theryon näher und beugte sich über Mia. Er hielt seine Hände dicht über ihren Körper und murmelte leise einen Zauber. Farben strömten aus seinen Fingern und glitten in tastenden Bewegungen über Mia hinweg. In knappen Worten berichtete Grim von den Ereignissen der letzten Nacht, von dem blutigen Ritual der Alben, von den Feen, die in die Welt zurückgekehrt waren, von dem Angriff der Alben auf Mia — und davon, wie Grim sie gefunden hatte.
    »Ich riet ihr, zu meinem Turm zu gehen, um sich in Sicherheit zu bringen, doch das tat sie nicht. Ich fand sie in Jakobs alter Wohnung, sie war bewusstlos und murmelte wie jetzt Feenworte vor sich hin. Um sie herum war dieser Nebel, er war eiskalt und ...«
    Er brach ab, denn in diesem Moment hob Theryon den Kopf, blitzschnell wie eine Schlange kurz vor dem Biss. Reglos stand der Feenkrieger da, als hätten die Worte ihn wie eine Gewehrsalve getroffen und würden sich nun mit tödlichem Zauber in seinen Körper fressen.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte Grim, als er Theryons starren Blick nicht mehr aushielt. »Was haben die Alben mit ihr gemacht?«
    Theryon schüttelte den Kopf, und in dieser Geste lag eine Kälte, die Grim noch nie an seinem Freund bemerkt hatte. »Es waren nicht die Alben«, sagte der Feenkrieger leise. »Sie waren nur die Boten. Du weißt, wer hinter ihnen steht. Du hast sie gesehen — und ihre Königin.«
    Grim sah zu, wie Theryon zu einem Regal eilte und drei gläserne Behälter herausnahm. Mit einer Handbewegung rief er Milo zu sich, der wortlos einen Beutel aus dem Regal nahm und lavendelfarbenen Sand auf die ausgestreckte Hand des Feenkriegers streute. Mit einem Flüstern verwandelte Theryon diesen in blauen Dunst.
    Langsam kroch der Nebel in einen der Behälter, während Theryon zusammen mit Milo die anderen Gläser mit farbigem Sand füllte und diesen ebenfalls verwandelte. Grim wusste, dass er Theryon bei dieser Arbeit nicht unterbrechen durfte, aber er begriff nicht, was der Feenkrieger mit seinen Worten andeuten wollte, und die Unruhe zerriss ihn fast. Mia atmete schnell, sie warf den Kopf hin und her, als würde sie einen schrecklichen Albtraum durchleben. Angespannt griff Grim nach ihrer Hand, während Remis ihr unbeholfen die Haare aus dem Gesicht strich.
    »Jemand muss die Alben gerufen haben«, sagte Theryon endlich, als er die Nebel in einen rötlichen Glasbehälter gab, und warf Grim einen Blick zu. »Jemand in dieser Welt. Hast du keine Idee, wer das getan haben könnte?« Er wartete Grims Antwort nicht ab und fuhr fort: »In
wessen
Wohnung hast du Mia gefunden?«
    Remis sog scharf die Luft ein. »Das ist unmöglich«, flüsterte der Kobold, doch Theryon schüttelte den Kopf.
    »Jakob hat seinen Geist in die Feenwelt verbannt, um eines Tages in die Welt der Menschen zurückkehren zu können«, sagte er und fuhr mit einer gläsernen Pipette in den Behälter. Blau glitzernder Nebel blieb an dem Röhrchen haften. Vorsichtig strich Theryon ihn über Mias Stirn. Für einen Moment krampfte Mia sich zusammen. Sie holte tief Luft, als hätte sie sich erschreckt — dann sank sie zusammen und lag still. Grim ließ ihre Hand nicht los. Er hörte ihre tiefen

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