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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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flirrenden Magiefunken, die die Szene entlarvten. Remis schwirrte neben der Staffelei auf und ab und sah, was Mia malte — es war Grims Gesicht. Ein Lächeln glitt über die Lippen des Kobolds, als Mia nach kurzer Zeit die Augen öffnete.
    »Das war nicht schwer«, sagte sie leise. »Ich denke so oft an ihn.« Grim spürte das Lächeln, das auf sein Gesicht flog, und während die Erinnerung Theryons langsam verblasste, hob er leicht die Schultern. »Meine Augen sind aber nicht so dunkel«, sagte er verlegen, als Remis ihn mit hochgezogenen Brauen ansah. Im nächsten Moment war das Bild um sie herum verschwunden. Sie stürzten aus scheinbar großer Höhe und landeten erneut auf hartem Grund. Grim kam auf die Beine und fand sich im Raum mit den Folianten wieder.
    »Ich muss also den Begriff aussprechen, über den ich mehr erfahren möchte«, sagte er und sah Remis an, der eifrig nickte. »Und schon gelange ich in Theryons Erinnerung?«
    Der Kobold zuckte die Achseln. »Meist sammeln die Feen nur wesentliche Dinge — so wie das, was wir gerade gesehen haben.« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Ich denke so oft an ihn —
uuuh!«
    Grim verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Lass uns weitermachen«, grollte er und räusperte sich. Als Remis merkte, dass er es offensichtlich ernst meinte, schwirrte er auf seine Schulter.
    »Die Schneekönigin«,
raunte Grim. Wieder drang der Nebel aus den Reihen, dicht gefolgt von einem heftigen Windstoß, der Grim auf der Stelle von den Füßen riss. Doch statt zu fallen, wurde er durch die Luft gerissen, flackernde Bilder rasten auf ihn zu, die er wie Hologramme durchschlug, bis die Luft um ihn her plötzlich kalt wurde — eiskalt wie in einem Schneesturm. Dann wurde Grim zurückgerissen, und er spürte, dass er fiel. Er griff nach Remis und versuchte, ihren Sturz abzufangen. Krachend landeten sie auf hart gefrorenem Boden.
    Grim rappelte sich auf und fand sich auf einer weiten weißen Ebene wieder. Schneeflocken fielen aus der Dunkelheit des Nachthimmels und tanzten im Wind durcheinander, der in eiskalten Böen über die Winterlandschaft fegte. Endlos schien die Fläche zu sein, nur vereinzelt ragten verkrüppelte Bäume aus der Wüste aus Eis und Schnee, die sich an den Rändern in schleierhaften Nebeln verlor.
    »Wo zum Teufel sind wir?« Grim wischte sich den Schnee von den Armen und ließ es zu, dass Remis auf seiner Schulter Platz nahm. Die Augen des Kobolds waren tellergroß wie immer, wenn er aufgeregt war, und seine Zähne schlugen vor Kälte heftig aufeinander. Grim setzte sich in Bewegung und stapfte einen kleinen Hügel hinauf, bis er unter sich die warmen Lichter von Menschensiedlungen erblickte. Rauch stieg aus den Häusern auf, Grim roch den heimeligen Duft von frisch gebackenem Brot. Angestrengt lauschte er durch das Schneetreiben und hörte die Stimmen der Menschen. »In Norwegen«, murmelte er nachdenklich. »Vor ein paar Hundert Jahren.«
    Remis starrte ihn fassungslos an, doch er kam nicht dazu, etwas zu erwidern. Denn plötzlich erbebte die Erde wie unter den Tritten unzähliger schwerer Schlachtrösser. Grim wandte sich um und sah, wie sich Gestalten in silbernen Rüstungen aus dem Nebel schoben. Fast schien es, als würden sie vom Nebel selbst gebildet, so hell war ihre Erscheinung. Zuerst dachte Grim, dass es Menschen oder Geister wären, doch dann erkannte er die besonderen Augen, die nichts und niemanden spiegelten, und die bleiche, durchscheinende Haut. Es waren Feen.
    In mehreren Schlachtreihen zogen sie über die Ebene, es waren so viele, dass sie sich zu den Seiten im Nebel verloren. Einige ritten auf schneeweißen Pferden, andere marschierten zu Fuß, allesamt in voller Rüstung. Grim sah die kunstvollen Schilde, die silbernen Harnische und die Helme, von denen lange Rosshaare auf die Rücken ihrer Träger hinabfielen. Majestätisch kam das Heer auf Grim und Remis zu, doch keine der Feen schien sie zu bemerken. Es war, als wären sie unsichtbare Beobachter, und kaum, dass Grim das gedacht hatte, ließ die Kälte um ihn herum ein wenig nach.
    Gleich darauf blieb das Heer stehen, und ein Reiter preschte aus den Reihen nach vorn. Er trug eine schimmernde Rüstung, Eisblumen zogen sich darüber hin wie eine dünne Haut aus Kälte. Weißes, langes Haar fiel auf den Rücken des Reiters, doch erst als dieser den Kopf wandte, sah Grim, um wen es sich handelte: Es war die Schneekönigin. Die Konturen ihres Gesichts wurden von einem filigran gefertigten

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