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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Zauber der Fee den Tod zurück, doch Theryons geschundener Körper saugte den goldenen Glanz auf wie trockene Erde das Wasser. Sie mussten sich beeilen.
    Sie erreichten das Ende der Treppe und eilten einen langen, gewundenen Gang hinab, von dem zahlreiche Türen abzweigten. An seinem Ende lag ein prunkvolles, mehrfach magisch gesichertes Portal, und davor saß ein Gargoyle in Bibergestalt hinter einem steinernen Tresen und schaute ihnen entgegen.
    »OGP, das ist ein Notfall«, grollte Grim und drückte seinen Daumen auf das rot leuchtende Schild neben dem Portal. Der Biber musterte Theryon kurz, dann sprang er auf und fuhr mit einem leuchtenden Stab vor Grim durch die Luft. Auch Remis wurde auf verbotene magische Substanzen untersucht, ebenso wie Mia.
    »In Ordnung, Herr Präsident«, sagte der Biber eilfertig, und Mia hätte über Grims zerknirschtes Gesicht gelacht, wenn sie nicht in Sorge um Theryon gewesen wäre. Schnell presste auch der Biber seinen Daumen auf das Schild, worauf die Doppeltür des Portals sich lautlos öffnete und gleich hinter ihnen wieder schloss.
    Sie gelangten in einen riesigen sechseckigen Raum. Die Wände und die Decke wurden von wabenförmigen diamantenen Käfigen gebildet. Ohne zu zögern, betrat Grim einen der Gänge, die vom Hauptraum abzweigten. Mia beeilte sich, ihm zu folgen. Auch der Boden bestand aus gläsernen Käfigen, sodass sie sich vorkam wie in einem gewaltigen Bienenstock aus Kristall. Wirre Farben schlugen gegen die Diamanten, als sie ihre Füße daraufsetzte, und oft meinte sie, dunkle und betörende Stimmen zu hören, die wie durch dichte Tücher zu ihr drangen. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen, doch es gelang ihr nicht. Sie befanden sich im Hochsicherheitstrakt der OGP, an jenem Ort, an dem seit Jahrhunderten die gefährlichsten Feinde der Gargoyles gefangen gehalten wurden: die Dämonen.
    Vereinzelt meinte Mia, Gesichter in den diamantenen Käfigen zu erkennen, in denen die Gefangenen im Feuer lagen. Nicht alle Dämonen waren bösartig, und selbst die gefährlichen stellten nicht unbedingt eine Bedrohung für die Anderwelt dar, sodass sie auf gewöhnliche Weise von der OGP reglementiert werden konnten. Doch die Dämonen in diesem Gefängnis waren ein anderes Kaliber. Grim hatte Mia von gewaltigen Schlachten erzählt, in denen es den Dämonen immer wieder beinahe gelungen war, die Herrschaft über die Anderwelt an sich zu bringen, auch weit nach jenem Kampf um Prag, in dem die Gargoyles die Machtposition über die Anderwelt errungen hatten. Grim selbst hatte gegen die Dämonen gekämpft und die Letzten und Mächtigsten ihrer Art in einer Reihe von Schlachten niedergestreckt, um sie in diese Diamanten zu stecken. Immer wieder hörte Mia ein hasserfülltes Kreischen wie aus weiter Ferne, und ihr wurde klar, dass Grim nicht nur einen Feind hatte unter den Dämonen. Doch er ließ sich nicht beunruhigen. Scheinbar unbewegt marschierte er durch die Gänge und öffnete immer wieder vielfach gesicherte Portale in weitere Bereiche, die vor allem eines signalisierten: Der Dämon, zu dem sie auf dem Weg waren, musste gefährlicher sein als all die anderen.
    Mia sah zu, wie sich ein weiteres Portal öffnete, und wusste im nächsten Moment, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Sie standen in einem pechschwarzen, ebenfalls sechseckigen Raum. Nur ein diamantener, von schimmerndem goldenen Licht erfüllter Käfig schwebte in der Mitte des Zimmers. Ringsherum bildeten geschliffene Diamanten die Wände, die bei auch nur einer falschen Bewegung des Dämons ihre Flammen entlassen würden. Mia sah die goldenen Schleier, die sich im Inneren des faustgroßen Diamanten auf und ab warfen, und trat nicht ohne Faszination näher.
    »Verus Crendilas Dhor«, flüsterte sie, als sie den Namen gelesen hatte, der an der Seite des Diamanten eingraviert war.
    Grim legte Theryon vorsichtig auf den Boden. Noch bedeckte eine dünne Schicht aus goldenem Glimmer die Haut des Feenkriegers, doch er stöhnte leise, als würde ihm die Luft aus der Lunge gepresst. Seine Hände verdrehten sich wie unter Krämpfen, und Mia sah die Schatten, die hinter seinen Lidern flatterten.
    »Schnell«, sagte sie und griff nach Grims Arm.
    Er nickte, aber sie sah eine Unruhe in seinem Blick, die ihr Angst machte. Wortlos trat er auf den Diamanten zu. Einen Augenblick hielt er inne, dann legte er beide Klauen um den Käfig. Dunkel brachen sich die Worte seines Zaubers an den Wänden. Das goldene Licht im Inneren des Diamanten

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