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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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gehört?«
    Grim verdrehte die Augen. »In der Tat«, erwiderte er ernst. »Und es reagiert ausgesprochen allergisch auf Windpocken, Dummheit und andere Krankheiten der Menschen. Wer seid ihr und was habt ihr mitten in der Nacht auf einem gottverlassenen Friedhof zu suchen?«
    Da lachte der junge Mann auf, es war ein hartes Lachen ohne Klang, aber in seinem Blick tanzte ein übermütiger Funken. »Das ist Radvina Hergetova«, sagte er und deutete auf die Frau. »Und sein Name ist Edwin Munk. Wir sind übrig geblieben, als die anderen Menschen verschwunden sind. Seitdem hat die Stadt sich ein wenig verändert, und … na ja, hier erschien es uns sicherer.« Leicht schwankend kam er auf die Beine. Er trug einen Trainingsanzug, der augenscheinlich bereits vor seinem Ausflug auf den Friedhof schmutzig und zerrissen gewesen war, und hielt Grim die Hand entgegen. »Jaro«, stellte er sich vor. »Wie es aussieht, bist du einer von den Guten.«
    Grim schaute auf die ihm dargebotene Hand, ehe er Jaro fixierte. »Du verstehst nicht das Geringste von Gut und Böse«, erwiderte er dunkel und wandte sich an alle. »Keiner von euch tut das. Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr zum ersten Mal ein Wesen wie mich seht?«
    Radvina und Edwin nickten so enthusiastisch, dass Remis lachen musste, doch Jaro legte leicht den Kopf schief. Er ließ seine Hand sinken, Grim entging nicht, dass der Funke in das reglose Grau seiner Augen zurücksank und ein frostiger Schatten über sein Gesicht glitt. »Ich hab’s schon immer gewusst«, erwiderte er und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dass das nicht alles sein kann, meine ich. Mir hat nur nie wer geglaubt.«
    Grim nickte kaum merklich. Vermutlich hatte Jaro vor den Ereignissen der vergangenen Tage tatsächlich schon Bekanntschaft mit anderweltlichen Phänomenen gemacht, doch Grim sah ihm an, dass er noch niemals einem Wesen wie ihm begegnet war. »Du … «, begann er, aber da hörte er Schritte hinter sich. Er seufzte, als Mia neben ihm auftauchte, dicht gefolgt von Lyskian, bei dessen Anblick Radvina noch eine Spur bleicher wurde.
    »Was ist … «, begann Mia, doch kaum hatte sie die Menschen bemerkt, verstummte sie. Wie erstarrt blieb sie stehen und schaute von einem zum anderen, als wäre sie in einen verwirrenden Traum geraten.
    »Das ist Mia«, sagte Remis eilfertig und schwirrte auf Edwin zu. Der Junge wich zurück, doch kaum, dass der Kobold ihm freundlich zuzwinkerte, lächelte er verlegen. »Ich bin Remis, ein Moorkobold, Lyskian, ein Vampir, und Grim, ein … «
    »Das reicht«, sagte Grim etwas zu laut, so dass seine Stimme an den Grabsteinen widerhallte und Radvina angstvoll die Hände auf den Boden presste, als würde sich jeden Moment die Erde unter ihr auftun. »Offensichtlich hatte Jakob recht«, sagte Grim an Mia und Lyskian gewandt. »Der verfluchte Nebel hat die gewöhnlichen Menschen mitgenommen und … «
    Jaro zog die Brauen zusammen. »Was soll das bedeuten – die gewöhnlichen Menschen? Was ist in den letzten Tagen mit der Welt passiert, wo sind all die Leute, und warum sind wir noch hier?«
    Grim wollte ihm gerade unmissverständlich klarmachen, welche Konsequenzen es haben konnte, wenn ein Grünschnabel wie er auf die Idee kam, einen Schattenflügler zu unterbrechen, doch Mia kam ihm zuvor. Kaum merklich strich sie mit dem Finger über ihren Mund für den Zauber, der ihre Worte in Jaros Sprache übersetzen würde. Grim unterdrückte ein Lächeln. Er erinnerte sich gut an ihre Flüche aus der Zeit, da sie diesen Wandelzauber bei Theryon erlernt und über Monate immer wieder geübt hatte. Dabei waren die Sprachen der Menschen nicht sonderlich kompliziert, das hatte er im Laufe seines Lebens festgestellt – jedenfalls nicht für ein Anderwesen wie ihn.
    »Du bist ein Hartid«, sagte Mia kaum hörbar. »Ihr alle seid das. Vor langer Zeit wurde ein Zauber auf die Menschen gelegt, der die Anderwelt vor ihnen verbirgt – jene Welt, die in der unseren existiert, eine Welt voller Magie, in der es Einhörner gibt und Gargoyles und Kobolde und Vampire und noch unendlich viel mehr, das wir normalerweise nur aus Büchern kennen. Die Menschen haben diese Welt verloren, doch einige können sie noch immer sehen. Menschen wie wir. Wir sind die Seher des Möglichen.«
    Grim hörte das Zittern in ihrer Stimme, er spü rte auch den Zauber , der sich bei ihren Worten für einen winzigen Augenblick wie Goldstaub auf die Gesichter der Menschen legte und Remis seufzen

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