Grim
ließ.
»Wir … «, begann Edwin, aber Jaro fiel ihm ins Wort.
»Ich habe es euch doch gesagt«, meinte er ungeduldig. »Ich habe euch gesagt, dass wir was Besonderes sind.« Dann sah er Grim erwartungsvoll an. »Und was jetzt?«
Grim schnaubte. »Jetzt sucht ihr euch ein trockeneres Versteck und wartet, bis wir euch holen. Das kann eine ganze Weile dauern, aber wenn all das hier vorbei ist … «
Mia griff nach seinem Arm. »Wir können sie nicht hierlassen«, sagte sie eindringlich und schaute ihn auf eine Weise an, die es ihm schwer machte, ihr zu widersprechen.
»Wir können sie auf gar keinen Fall mitnehmen«, entgegnete er dennoch. »Wir wissen nicht, welche Gefahren uns erwarten, das wird kein Spaziergang, so viel steht fest, und … «
»Sie sind vollkommen schutzlos«, unterbrach sie ihn, und das Grün ihrer Augen wurde zu dem Sturm, dessen Tosen er wenig entgegenzusetzen hatte. »Wenn wir sie allein lassen, sind sie Freiwild für alle Anderwesen, die die Situation nutzen, um die Regeln zu brechen, und du weißt das!«
Grim wollte etwas erwidern, es war so leicht, ihre Worte zu zerbrechen, aber etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten. Er kannte sie, die Sehnsucht, die sich jetzt ihren Weg durch den Sturm bahnte, er wusste, dass sie immer den Wunsch gehegt hatte, andere ihrer Art zu finden – andere, die sehen konnten, was sie sah. Entschlossen wandte er sich ab. Er konnte nicht das Risiko eingehen, die gesamte Gruppe zu gefährden, und er würde nicht Mias Leben aufs Spiel setzen, um …
Da sog Lyskian die Luft ein, kurz nur, aber so schneidend, dass jeder Gedanke Grims auf der Stelle zerriss. Bisher hatte der Vampir schweigend neben Mia gestanden und die Menschen undurchsichtig beobachtet, doch nun wandte er sich ab und witterte. Anspannung lief durch seine Glieder, binnen eines Wimpernschlags färbten sich seine Augen pechschwarz, und jede Faser seines Körpers wurde ein Teil des Raubtieres, das er in seinem Inneren war. Grim fing seinen Blick auf, doch bevor er etwas hätte tun können, hörte er das Gleiten schwerer Körper, die sich in mächtigen Sprüngen durch die Luft bewegten – und sah den Flammenwirbel, der auf ihn zuschoss.
Im letzten Moment warf er ihn mit einem Spiegelzauber zurück, aber der Aufprall hallte schmerzhaft in ihm wider, so stark war der Angriff gewesen. Eilig breitete er die Schwingen aus, sah noch, wie Mia mit Remis, Edwin und Radvina im Inneren der Krypta verschwand, und erhob sich in die Luft. Lyskian sprang aus dem Stand auf das Dach des Gebäudes und überzog es mit einem silbernen Schutzzauber. Nur Jaro stand da wie angewurzelt. Grim wollte ihm zurufen, dass er verschwinden sollte, doch da brachen die Angreifer aus der Dunkelheit.
AufdenerstenBlickwirktensiewiesechsmenschlicheSchatten,aberGrimerkanntedieAsseln,KäferundMaden,diesichschwarzglänzendumihreGliederwanden,underfühltedenglühendenBlickdereitriggelbenAugen,alswolltensieihmdasFleischverbrennen.FreieDämonenwarenes,dochandersalsdiewildzusammengewürfeltenSprücheklopferimWaldhattendiesesichvorbereitet.SieallehattendieselbeGestaltangenommen,undalssiesichüberdenBaumkronenformiertenundeinenmächtigenPfeilhagelaufdieKryptaschickten,hatteGrimkeinenZweifelmehr:JederEinzelnevonihnenstammtemindestensausderKastederIphryr,undsiewarennichtgekommen,umsiezuärgern,sondernumsiezutöten.
Zischend rasten die Pfeile auf Grim zu. Seine rechte Faust entbrannte in gleißendem Feuer, er zog einen mächtigen Flammenschweif hinter sich her und verbrannte die Geschosse, ehe sie die Krypta auch nur berühren konnten. Donnernd schlug er einem Angreifer die Faust ins Gesicht. Die Maden verbissen sich in seinen Fingern, und er schüttelte sie ab, doch sofort jagte ein weiterer Dämon auf ihn zu. Der Kerl riss ein flammendes Schwert hoch, bei jeder Bewegung schrie die Waffe in entsetzlichen Tönen. Benommen wich Grim zurück, er sah Lyskian aus dem Augenwinkel, der mit Flammenwirbeln drei Dämonen umfasste und weit über die Gräber katapultierte, und spürte kaum den Schwerthieb, der seine Schulter traf.
»Verfluchte Ausgeburt der Hölle!«, brüllte er, zerriss den Bann der Waffe und ließ den Schmerz durch seinen Körper peitschen. »Weißt du nicht, wer ich bin?«
Damit stieß er die Faust vor und packte das Schwert. Kurz nur schnitt das Licht des Dämons in sein Fleisch. Er fand keinen Schrecken in dem Madengesicht seines Gegenübers, aber er fühlte dessen Schmerz, als er seine Magie in die Waffe schickte und ihn von
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