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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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sicher, dass Josi und ihre Mutter sie hörten. Ich verspreche es.
    Sie spürte, wie die Hand in der ihren sich in Nebel verwandelte. Als sie die Augen öffnete, war ihre Familie verschwunden.

Kapitel 3
    Das Bureau der Alchemisten lag im Dunkeln. Nur der Kristall, der vor Grim und Mia auf dem Tisch lag, schickte sein Licht in silbernen Reflexen durch den Raum und erhellte schwach die mit allerlei Zauberutensilien beladenen Regale. Vraternius lief über den mit Kreidestrichen und Bannkreisen bedeckten Boden, entfachte in der Luft schwebende Kerzen und suchte Beutel mit farbigem Staub, brodelnde Tinkturen und verschiedene Edelmetalle zusammen. Zwischen seinen Brauen hatte sich eine Falte gebildet, die sein ansonsten meist freundliches Gesicht verdunkelte und eines ganz klarmachte: Sollte mich jemand stören, wird er in eine der gläsernen Phiolen gesperrt, in denen normalerweise boshafte Geister gefangen gehalten werden, und erst nach kräftigem Schütteln wieder entlassen.
    Grim hatte nicht vor, ihn zu stören. Zusammengesunken saß er Mia auf einem der Sessel gegenüber, die Vraternius und seine Kollegen normalerweise für ihren plüschigen Sitzkreis benutzten, der in Wahrheit natürlich eine alchemistische Gesprächsrunde zu einem stets hochbrisanten Thema war, und betrachtete den Kristall, in dem sich Nebelschleier gegen das Glas drückten. Noch immer pochte der Schmerz in seinen Schläfen, ebenso wie der Zorn, der ihn nicht mehr losließ, seit er vergangene Nacht auf dem verwaisten Bahnhof wieder zu sich gekommen war. Er erinnerte sich an die Stille, die ihn aus seiner Ohnmacht geweckt hatte, an den Nebel, der in geisterhafter Tücke über die Gleise gekrochen war und an die Flammengestalt des Minotaurus. Der Kerl hatte die Menschen geraubt, das wusste Grim ohne jeden Zweifel, und die gesamte OGP stand hilflos wie ein Kind vor den Ereignissen und schaute dumm aus der Wäsche.
    Mit dem Einbruch der Nacht war der Nebel zurückgekehrt, und wieder hatte er Menschen mit sich genommen, ohne dass die Schattenflügler etwas dagegen tun konnten. Jegliche Bemühungen, die Sterblichen zu retten, waren fehlgeschlagen. Es geschah genau das, was Mia ihnen berichtet hatte: Ihre Körperfunktionen versagten, sobald sie den Nebel verließen, und sie starben, wenn sie nicht umgehend wieder zurückgebracht wurden. Mit ebenso durchschlagendem Erfolg wie Grim hatten die Schattenflügler versucht, den Minotaurus zu stellen, und dabei lediglich noch einmal erfahren, dass er den Nebel beherrschte und über ein außergewöhnlich großes magisches Potenzial verfügte. Schaudernd dachte Grim an die Striemen im Gesicht der Frau, die ihn aus nebligweißen Augen angesehen hatte. Alle Menschen träumten von dem Fremden, ehe sie verschwanden, wenigstens das hatten die Schattenflügler herausgefunden. Unheimliche Träume waren es, in denen der Minotaurus ihnen aufzulauern schien, doch deren Bedeutung hatten sie nicht klären können, und so war Grim niedergeschlagen wie ein Rekrut im ersten Jahr vor wenigen Stunden aus der Besprechung mit Mourier gekommen. Der König hatte keine Kritik geäußert, aber Grim hatte den Blick des alten Löwen durchaus bemerkt, die hochgezogenen Brauen und die hängenden Lefzen, als wollte er sagen: Ist das etwa alles? So einfach lässt sich mein Erster Schattenflügler und Präsident der OGP von einem lächerlichen Kerl mit Hörnern an der Nase herumführen?
    Grim starrte in den Nebel des Kristalls und kurz schien sich das Gesicht des Minotaurus herauszubilden. Dieser Kerl hätte ihn töten können, ohne jeden Zweifel, doch stattdessen hatte er ihn angesehen, abwartend und mit einem Schatten im Blick, der ein Lächeln hätte sein können und der Grim in glühender Verwirrung zurückgelassen hatte. Ärgerlich stieß er die Luft aus und sah zu, wie das Bild zerriss. Mochte der Minotaurus vorhaben, was er wollte – die Menschen würde er nicht für seine Pläne missbrauchen, solange Grim es verhindern konnte, so viel stand fest.
    Seufzend hob er den Kopf und sah zu Mia hinüber, die einen Punkt im Nirgendwo fixierte und mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders war. Das Licht des Kristalls flammte über ihr Gesicht, und als sie seinen Blick bemerkte und ihn ansah, ohne ihn zunächst wirklich zu erkennen, lächelte er. Vorsichtig legte er seine Klaue auf Mias Hand und umfasste ihre Finger. Er konnte ihre Sorge um Josi und Cécile fühlen, er trug sie selbst, hatte er ihre Familie doch ins Herz geschlossen, wie er es

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