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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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offenem Mund anstarrte. »Ich hörte also davon«, fuhr er an Lyskian gewandt fort. »Dämonen greifen nach der Macht, das Gesocks der Schatten, wieder einmal. Und wenn ich eure bunte Heldentruppe so ansehe, Gesichter wie zehn Tage Regenwetter, kommt mir der Gedanke, ihr könntet beschlossen haben, sie daran zu hindern. Ich frage euch nicht danach, ich weiß, dass ich recht habe. So ist es meistens, ich wünschte, es wäre anders. Es ist schrecklich, die Dummheit wie unter einem Brennglas sehen zu müssen und nichts gegen sie ausrichten zu können.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr braucht Schwarzes Petroleum. Ich weiß. Und ich würde es euch gern geben, denn für gewöhnlich habe ich genügend Albträume, denen meine Kunden auf den Grund gehen können, aber … Nun, das Verschwinden der Menschen aus jener Welt wirkt sich auch auf mein Geschäft aus. Die Traumwelt verbindet alle Wirklichkeiten, versteht ihr? Sie ist die mächtigste Zauberin, die ich kenne. Doch nun herrscht ein anderer über die Träume der Menschen, und so sind sie mir ausgegangen – die Finsternisse, nach denen ihr mich fragt.«
    »Gibt es denn keinen anderen Weg?«, fragte Mia. Balthasar schaute sie an. Dunkelheit hatte sich in seinen Blick geschlichen, es war dieselbe kalte Gewissheit, die sie aus Lyskians Augen kannte und die sie frösteln ließ.
    Der Gargoyle lächelte ein wenig, die Lampe, die dicht über dem Tisch hing, zeichnete Schatten auf sein Gesicht. Mia konnte sich nicht von ihm abwenden, und für einen Moment sah sie ihn auf einem Floß stehen, das Ruder in den Händen, und die Kapuze, die jetzt nachlässig auf seinen Schultern lag, tief ins Gesicht gezogen. Ihre Füße traten über einen sandigen Abhang auf ihn zu, und sie hörte die Wellen des Flusses und roch die salzige Luft. Balthasar war mehr als ein Gargoyle, das spürte sie nun. Er war auch ein Fährmann, der niemals eines der Ufer betreten durfte und das Wasser des tödlichen Stromes gerade deswegen nicht fürchten musste: weil seine Sehnsucht jenseits davon lag. Er wandte sich ab, ehe sein Ebenbild in seinen Augen den Kopf heben konnte, und zerbrach es. »Es gibt immer einen anderen Weg«, erwiderte er. »Die Frage ist nur, ob man bereit ist, ihn zu gehen.«
    Schweigend schaute er zu Lyskian hinüber und Mia fühlte die Schwärze in dessen Augen brennen wie Feuer. Er sah sie an hinter seiner Maske aus Eis, und ohne dass er auch nur ein Wort sagte, verstand sie, welchen Weg Balthasar meinte.
    »Wir müssen einen eigenen Traum nutzen«, sagte sie kaum hörbar. »Wir müssen in einen unserer eigenen Albträume hinabsteigen, um an Schwarzes Petroleum zu gelangen.«
    Balthasar lächelte kaum merklich, doch ehe er etwas erwidern konnte, stieß Jaro die Luft aus. »Es gibt schlimmere Dinge als Träume«, sagte er. »Wenn es weiter nichts … «
    Doch ehe er seinen Satz beenden konnte, fixierte Balthasar ihn mit solcher Kälte, dass er wie erstarrt innehielt. »Seit du hereinkamst«, sagte der Gargoyle, »höre ich deine Herablassung. Seit du hereinkamst, spüre ich deinen Zorn und deine Arroganz. Doch ich sage dir: Du verstehst nichts, gar nichts von dem, was dich hier umgibt. Wäre es anders, würdest du dir vor Angst in die Hose machen, du großer und mächtiger Seher!« Jaro sackte schwer atmend in sich zusammen. Balthasar streifte Edwin mit seinem Blick, mit großen Augen, aber ohne Furcht sah der Junge zu ihm auf. »Es gibt nichts Gefährlicheres auf der Welt – sei es in dieser oder einer anderen – , als die Kraft eines Traums, der dich umschließt. Und weißt du auch, aus welchem Grund?«
    »Weil nichts auf der Welt so stark ist wie ein Traum«, erwiderte Edwin kaum hörbar. Noch nie zuvor hatte seine Stimme so ruhig und sicher geklungen wie in diesem Moment.
    Der Gargoyle nickte langsam. »Es ist eine Sache, in einen fremden Traum hinabzusteigen«, fuhr er an alle gewandt fort. »Ihm auf den Grund zu gehen und ihm sein Geheimnis zu entreißen. Schon hierfür muss man seine Kräfte kennen, man muss spüren, wohin man die Schritte setzen soll auf den tückischen Pfaden. Es ist schon vorgekommen, dass sich Wanderer in fremden Träumen kurzzeitig verloren haben, dass sie Gefahren begegneten, denen sie zunächst nicht gewachsen waren – doch selten vermochte es der Kern eines solchen Traumes, sie zu verschlingen.«
    Radvina schaute zu den Kristallen in den Regalen hinüber. »Und sind sie … gestorben?«, fragte sie.
    »Das sind sie«, erwiderte Balthasar. »Auch fremde

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