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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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die Luft, Grim packte Remis, der von seiner Schulter glitt, und breitete die Schwingen aus, aber gleich darauf traf ihn ein Flügelschlag so heftig im Nacken, dass er meinte, seine Knochen brechen zu hören. Er erhob sich in die Luft, stieß die Faust vor und traf eine Krähe an der Schläfe. Lähmender Frost überzog seine Klaue, aber das Untier tauchte in die Schatten wie in ein Meer aus dunkler Seide. Grim fuhr herum. Schemenhaft erkannte er Samhur, der sich durch die wirbelnden Flügel der Krähen schwang, als würde er schwarzen Schwertern ausweichen, und hörte zu spät den Schrei, der ihm die Luft unter den Schwingen nahm. Im nächsten Moment traf ihn ein messerscharfer Schnabel an der Schulter. Er schrie auf vor Schmerz, er fühlte, wie sich die Augen der Krähe zu weißer Glut entfachten, und ehe er sich abwenden konnte, packte ihn eine mächtige Kralle am Kragen und riss ihn an dieses Licht heran.
    Nie zuvor hatte Grim in eine Helligkeit gesehen, die gleichzeitig nichts als Dunkelheit war. Alles, was er wahrnahm, waren die Flüche, die nun aus dem Abgrund brachen und sich mit gleißenden Strahlen in sein Fleisch brannten. Schwefel und Flammen tränkten die Luft. Er grub seine Klauen in das Gefieder der Krähe und sah die Ersten Dämonenkönige durch deren Augen brechen, die goldenen Drachenschalen in ihren Händen, aus denen Albträume stoben. In schwarzen Schwaden hüllten sie ihn ein, und kaum, dass sie seine Haut berührten, sah Grim, wie Us’vuril und Kar’monthas ihr Volk durch die Steppe von Udhur führten, wie sie die Berge des Ostens spalteten und dem Feuer der Erde geboten, ihre Körper mit sich zu reißen, um eine vollendete, eine grenzenlose Existenz zu erlangen. Er schaute ihnen in die Augen, die nichts als Licht und Schatten waren, und als die Krähe zum dritten Mal schrie, fühlte er keinen Schmerz mehr und keine Kälte. Stattdessen hörte er ein Grollen in seinem Inneren, die Finsternis um ihn herum war sanft wie eine Liebkosung, und er wusste, dass die Glut hinter seiner Stirn darin aufgehen musste, dass es keinen anderen Weg gab als diesen: den Flug in die Schatten. Dunkel klang der Schrei der Krähe in ihm wider, und er erkannte, dass es ein Wort war, das aus ihrer Kehle drang, ein Wort, das auch in ihm selbst lag und das das schmerzhafte Brennen in seiner Brust mit einem Schlag ersticken konnte. Arrmonghur . Er war im Herz des Zorns angekommen, er hatte das Wort gefunden … das auf ewig hier unten lauern wird auf jene, die nicht anders können, als sich in deine Finsternis zu stürzen.
    Samhurs Stimme traf Grim wie ein Pfeil. Kurz spürte er wieder die Kälte des Jägers durch seine Glieder rasen, und er zögerte nicht. Er riss den Blick aus dem Licht der Krähe und schickte seinen Flammenzauber in sie hinein, dass goldenes Feuer durch ihren Körper brach. Krächzend wich das Untier zurück, Grim fiel aus großer Höhe. Gerade noch rechtzeitig breitete er die Schwingen aus und landete auf der halb zerstörten Brücke. Um ihn tobte heftiger Sturm, er fühlte Remis’ Herzschlag rasend schnell an seiner Brust. Schon schwangen sich zwei weitere Krähen hinter ihm durch die Schatten, doch gerade, als sie mit erhobenen Krallen aus der Finsternis brachen, sprang Samhur vor ihm auf die Brücke.
    Sein Mantel flatterte im Wind, doch er stand regungslos wie bei seinem Kampf gegen den Drachen – die Finsternis um sich herum ahnend, die Dunkelheit im eigenen Inneren durchdringend. Langsam zog er sein Schwert. Die Fluchzeichen auf der Klinge loderten auf, wie Lanzen aus Licht warfen sie sich den Krähen entgegen und verwandelten sie in schwarze Asche. Sie schrien, doch Grim hörte die Stimme des Schwertes lauter in seinem Kopf, diesen singenden, klagenden, drängenden Ruf, der so lange schon in Ketten lag und nun für einen Augenblick freigelassen wurde. Ein silberner Schutzwall bildete sich über ihnen, geschwungene Zeichen glitten durch ihn hindurch, als wären sie winzige Fische, die Grim mit seinem Blick nicht erfassen konnte. Kühl flogen die Zeichen über seine Haut, als er dem Jäger über die Brücke folgte, und er spürte die kalte Stärke, mit der Samhur den Willen der Nacht durchbrach. Sie ließen die Brücke hinter sich, aber die Krähen folgten ihnen durch die Tunnel und verlassenen Säle. Immer wieder stießen sie aus den Schatten auf sie herab und riefen die Flüche, die in den Mauern der Feste schliefen. In knisternden Flammen erwachten sie zum Leben, entsetzlich entstellte

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