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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Kreaturen, die mit scharfen Klauen nach ihnen ausschlugen, doch obgleich sie seine Zauber mehrfach in Fluchfeuer verwandelten und schmerzhaft zu ihm zurückschickten, richtete Samhur sie alle. Und jedes Mal, wenn ein Angreifer zu Asche verbrannte, flammte sein Gesicht auf dem des Jägers auf und verzerrte es zu einer dämonischen Fratze, bis Grim nicht mehr sagen konnte, welches Antlitz das des Vampirs war und welches eine Maske.
    Endlich erreichten sie eine Kluft, deren Schlund pechschwarz zu ihren Füßen lag und eiskalten Wind zu ihnen heraufschickte. Selbst die Krähen wichen kurz zurück, es schien, als würden sie den Atem fürchten, der aus den Tiefen der Feste heraufbrandete. Der Mantel des Jägers wehte im Wind, und etwas stand in seinen Augen, das wie eine Frage war, die Grim noch nicht begreifen konnte. Da zerrissen die Schwingen der Krähen die Luft, in geballter Kraft stürzten sie auf sie nieder, doch Samhur riss die Fäuste empor, Schatten lösten sich von den Wänden und stoben als flammende Schleier auf ihn zu, und als er seine Stimme in ihr Feuer schickte, stürzten sie sich auf die Krähen. Grim sah ihre Leiber aufleuchten, noch einmal hörte er sie schreien. Dann zerfielen sie zu Asche. Glühend trafen die Flocken seine Haut, und er vernahm schon die heiseren Schreie, die die verbrannten Körper durch die Luft trieben, um sie in den Schatten neu zu bilden. Kaum merklich lächelte Samhur, als er Grim anschaute.
    Das Ziel ist nah, raunte er und umfasste sein Schwert fester. Denk daran, dass du fliegen musst – nicht fallen!
    Und ohne eine Erwiderung abzuwarten, sprang er hinab in die Kluft. Grim breitete die Schwingen aus und glitt ihm nach, er tat es sofort, ehe ihn sein Zweifel daran hätte hindern können, und er war heilfroh, dass Remis in seinem Mantel nicht sehen konnte, was außerhalb seines Schutzraums geschah. Noch einmal hörte er die Schreie der zerrissenen Krähen weit über sich, doch sie wurden rasch übertönt vom Sturm, der sie umgab. Immer wieder schlug er Grim die Schwingen zurück und schleuderte ihn umher wie ein Blatt im Wind. Er prallte gegen die Felswand und spürte Remis’ Haar an seinem Hals, der Kobold rief etwas, aber Grim hörte es kaum. Denn plötzlich durchbrach eine Stimme den Sturm – seine eigene Stimme war es, die jeden Schmerz in ihm erstickte. Ich falle nicht , hallten seine Worte in ihm wider, jene Worte, die er vor so langer Zeit zu Mia gesagt hatte und die der Wahrheit entsprachen, anders, stärker noch als damals. Ich fliege! Entschlossen ballte er die Klauen. Fliegen , dachte er und schickte seine Stimme durch die Nacht, die ihn umgab. Ich bin nicht geboren worden, um zu fallen!
    Und als hätten diese Worte Wind unter seine Schwingen getrieben, legte er den Kopf in den Nacken und durchbrach den willenlosen Taumel, in den er geraten war. Er schwang sich in die Luft, und kaum, dass er durch den Sturm dahinraste, riss Samhur das Schwert empor und brüllte einen Zauber. Gleißendes Licht brach aus der Klinge, so hell, dass Grim geblendet zurückfuhr. Er sah noch, wie schnell sie dahinrasten, erkannte vereinzelte Kreaturen, die um sie herum zerrissen wie Papier – und nahm gleich darauf nichts mehr wahr als weißes Licht, das Stille mit sich brachte.
    Langsam glitten sie tiefer. Das Licht um sie herum fiel wie Sternenstaub und ließ eine samtene, tiefschwarze Dunkelheit ohne Kälte und ohne dämonisches Feuer zurück. Erst das Rauschen von Wellen durchbrach die Stille, und als Grim das Meer unter sich erkannte, da wusste er, dass es Gharasund hieß und aus den Tränen verlorener Seelen bestand. Und in seiner Mitte lag eine Insel, umgeben von Hügeln aus Eis. Es war ein Vogelnest, verwaist und groß wie eine Wüste, und doch meinte Grim, als sie auf seinem Rand landeten, dass er nur die Klaue auszustrecken brauchte, um es in seiner Manteltasche mit fortnehmen zu können.
    Samhur lächelte auf diese stille und zugleich leicht spöttische Art, die Grim inzwischen ohne Zweifel zeigte, dass der Jäger seine Gedanken gelesen hatte. Schrei des Uthu, sagte er und ging in die Knie, um die Finger über den aschebedeckten Boden zu führen. Kind des Rhagal und der Hekaiste, Jünger des Schwarzen Zorns und Träger des Fluchzeichens auf goldener Stirn. Umringt von Nacht und Feuer ist dies dein Hort. Dies ist dein Tod und dein

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