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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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dass er gejagt wurde – er, niemand sonst.
    Warum willst du mich stehlen?
    Mit glühenden Peitschen schlugen die Reiter nach seinem Zauber, und er spürte jeden Hieb tief in seinem Fleisch. Gleichzeitig glitt die Kälte des Diamanten in ihn hinein. Uraltes Gift war es, das dieser Höllenstein in seinen Körper schickte, und es rief etwas in ihm, das mit heiserem Brüllen antwortete. Grim ballte die Klauen. Er war ein Kind des Feuers, verflucht noch eins, er würde keine Qualen leiden in einer fremden Glut! Etwas lachte in ihm, als er die Schwingen ausbreitete und sich mitten hineinstürzte in die schwarzen Feuer.
    Golden strömte die Magie durch seine Adern, es war nur ein winziger Schritt, um keinen Unterschied mehr zu fühlen zwischen der Glut in seinem Inneren und den Flammen ringsherum, und etwas in seiner Brust schrie in brennendem Durst nach der Kühle, die so nah war und die er ersehnte wie ein Wanderer das Wasser nach einem langen Marsch durch die Wüste. Wieder hörte er den Ruf der Krähe, fühlte das Licht ihrer Augen auf seiner Haut, und er vernahm noch einmal das Wort, das ihn in den Schatten durchdrungen hatte wie ein tödlicher Schwerthieb. Arrmonghur . Außer sich raste er dahin, er spürte die Nacht in seinen Gliedern, die mehr, viel mehr war als diese Feste, die Geisterstadt Rha’manthur oder die Unterwelt Prags. Alle Schatten der Welt lagen in dem Schrei, der ihn durchdrang, er war jede Dunkelheit, jeder schwarze Traum, und als er seine Klaue nach den Flammen ausstreckte, da wusste er, dass er sie nur packen musste, um wie sie zu sein und das Brennen in seiner Brust mit einem einzigen Schlag zu vernichten. Kaltglühend umfasste das Gift des Diamanten seine Sinne, aber er spürte noch die Glut der Flammen an seinen Fingern – und er hörte die Stimme, die beinahe lautlos durch seine Gedanken strich. Verliere dich nicht.
    Er riss die Klaue zurück, als Mias Gesicht durch die Finsternis brach – ihr Lächeln, hilflos und fern, und das Grün ihrer Augen, das seinen Schmerz linderte.
    Die Stille kam mit einem mächtigen Flügelschlag und brachte das Feuer rings herum zum Erlöschen. Heftiger Schwindel pulste hinter Grims Stirn, es schien ihm, als würden Schwaden aus Asche ihn umstürmen, und als er landete, fand er sich in grauer Dämmerung über einem Abgrund wieder, die Füße auf einer winzigen Scholle, die frei in der Luft schwebte.
    Er atmete heftig, der Diamant war warm und leicht in seiner Klaue, doch nur für einen Moment. Gleich darauf begann er in rotem Licht zu glühen und wurde so heiß, dass er Grim aus den Fingern glitt. Er wollte ihn noch packen, doch da sprang er auseinander, mit tiefem, mächtigen Dröhnen, und heraus brach ein Phoenix, pechschwarz und von einem goldenen Licht erfüllt, das zusehends heller wurde. Seine Schwanzfedern reichten bis weit hinab in den Abgrund, sein Gefieder erinnerte Grim an schimmerndes Sonnenlicht auf einem dunklen See, und seine blauen Augen schauten unverwandt auf ihn herab. Grim erwiderte den Blick, die Flammen wurden sanft und weich. Ein Seufzen erklang, so durchdringend, dass es Grim ans Herz griff, und er sah die Träne, die glitzernd über die Wange des nun gleißend hellen Phoenix lief. Mit leisem Klingen löste sie sich von ihm, und im selben Moment verbrannte er in goldenem Licht.
    Grim fühlte die Funken auf seinem Gesicht, und gerade noch fing er die Träne auf, ehe sie in die Finsternis gefallen wäre. Es war ein Schwarzer Diamant. Kurz meinte er, Mia darin zu erkennen, doch da schickte der Schwindel dunkle Schleier vor seinen Blick. Mit letzter Kraft stieß er sich ab, die Scholle zerbrach unter ihm, und er flog durch die Finsternis. Das Gift in seinen Gliedern ließ ihn zu Boden sinken, und er landete auf dem Rand einer Klippe. Mit letzter Kraft hob er den Diamanten vor seine Augen, glimmend legte sich dessen schwarzer Schein auf sein Gesicht, und er hörte den Schrei des Uthu darin widerhallen, den Schrei des Phoenix, der in den grausamsten Feuern verbrannte, um stets aufs Neue aus der eigenen Asche zu erstehen. Welche Anmut hatte in diesem Wesen gelegen, welche Kälte – und welche Schönheit.
    Der Schmerz wurde so heftig, dass Grim aufhörte zu atmen. Sein Heilungszauber rannte mit aller Kraft gegen das Gift an, doch es schien ihm, als wäre er nicht mehr als ein erlöschender Funke angesichts der Finsternis, die ihn umgab, und er wusste nicht, ob er träumte oder wachte, als er plötzlich Schritte hörte. Aus weiter Ferne

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