Grim
Praa’nam!«
BlaueStrömeausLichtzogenüberLyskiansKörper,undalserdieHandausstreckte,traferdenGeistmiteinergrellenLanzeindieBrust.DerFremderissdenKopfindenNacken,alsLyskiansZauberihnniederzwang.WieunterHöllenqualenrangerdieHände,mitkrachendemGeräuschlandeteeraufdenKnien.BlutrannihmausdemMund,dochgerade,alsLyskianaufihnzutrat,umihnendgültigzuBodenzuwerfen,ballteerdieFaust.EinLautwieeinFluchdrangüberseineLippen,MiaspürtedieKälte,dievielstärkeralsbishervonihmausging,undsiehörtedasStöhnen,alsderFrostLyskiansZauberzuEiserstarrenließ.DerFremdehieltinne,Miakonntekaumatmen,sokaltwaresindemRaumgeworden.UndeutlichvernahmsiedasKeuchenvonRadvinaundJaro,EdwinzitterteinhaltloserPanik,dochsiehattejetztkeineZeit,sichumdieHartidezukümmern.SieschauteLyskiananunddenRaureif,derdurchdenZauberüberseineHändeliefundseineAugenknisterndmitEisüberzog.Gleichdaraufbracherzusammen,seinHaarergosssichaufdemdunklenBoden,seineHautschimmertebleichinderDämmerung,undderFremderissdieFäustehochundließtödlicheScherbendurchdieLuftsegeln.ImletztenMomentrissMiaeinenSchutzwallindieHöheundsprangvor,dochsieerreichtedieHartidezuspät.JarokonntesichhintereinemumgestürztenRegalinSicherheitbringen,aberRadvinawurdevondenScherbenamArmverwundet,undEdwintrafeinmesserscharfesGeschosssoheftigindieBrust,dasserzusammenbrach.ErschrockenhoberdieHand,BlutrannihmüberdieFinger,undalserMiaanschaute,dasaherauswieeinKind,dasineinentödlichenAlbtraumgeratenwar.EiligschicktesieeinenHeilungszauberinseinenKörper,ihreMagieranntegegendieFinsternisan,dienachihmgriff,undsieließseineHandnichtlos.EntschlossensahsieihmindieAugen,siewürdenichtzulassen,dasserdenBlickabwandte,undalssiedieWärmefühlte,dieihrZauberinseineGliedertrieb,holtesieerleichtertAtem.IhreMagiewürdeihnheilen,dochseineAugenwarennurnochzweidunkleHöhlenausFurcht,undalserdasBewusstseinverlor,daschienesihr,alswürdeerihrdennochausdenHändengleiten,ohnedasssieetwasdagegentunkonnte.SiespürteRadvinasBlick,derauseinerweitentferntenFremdezukommenschien,undMiaertrugdieKältekaum,diesichin diesem Moment von innen gegen ihre Stirn drückte.
Schwach nur bemerkte sie die Bewegung im Augenwinkel. Gewaltsam riss sie sich los, doch es war schon zu spät. Noch ehe sie den Schlag des Geistes abwehren konnte, packte sie eine unsichtbare Klaue an der Kehle und drückte ihr die Luft ab. Sie spürte den Frost, der mit tödlicher Lähmung durch ihren Körper raste, und die schwieligen, rauen Hände des Fremden, obgleich er noch immer weit von ihr entfernt stand. Er war eisig wie ein Toter, aber sie konnte seine makellose Haut fühlen und sah für einen Moment den stolzen Magier, der er einst gewesen war – damals vor unendlich langer Zeit, ehe seine Gier nach Gold ihn ins Verderben gestürzt hatte. Doch gleich darauf nahm die Kälte weiter zu, etwas wie ein schwarzer Flügel streifte Mias Stirn. Plötzlicher Schwindel nahm ihr die Sicht, sie fiel durch tausend nächtliche Tücher, und erst, als sie auf hartem Grund aufkam und knisterndes Laub über ihr Gesicht flog, tauchte ein Augenpaar vor ihr auf, erfüllt von düsterer Schönheit.
Erinnere dich.
Die Stimme fuhr ihr in die Glieder. Als sie die Augen öffnete, war sie in der Stube des Alchemisten, und es war kein Laub, das um sie herumtanzte – es waren Fetzen aus Papier. Stelle dich dem Regen entgegen , hörte sie eine Stimme in ihren Gedanken, lass die eisernen Strahlen dich durchdringen, gleite in dem Wasser, das dich fortschwemmen will, aber bleibe doch, erwarte so aufrecht die plötzlich und endlos einströmende Sonne.
Atemlos stellte sie fest, dass sie eine Blume in ihrer Hand hielt, die sich lautlos verflüssigte. Schwer rann die Tinte über ihre Finger und vermehrte ihre Dunkelheit mit leisem Flüstern. Sie kroch auf die Wände zu und Schattengestalten lösten sich aus ihr, Insekten groß wie Menschen, gesichtslose Henker, Uniformierte, die Mia erkannte wie lang vergessene Träume, und während die Kreaturen sich aufbäumten und den Geist umringten, während sie durch ihn hindurchglitten und seine Schreie mit grausamer Macht erstickten, während sie seine Kälte in sich aufsogen – da sah sie ihn vor sich, den jungen Mann, den Dichter, der einst in diesem Haus gewohnt hatte. Sie sah ihm in die Augen, sah Licht und Finsternis darin und spürte, dass er sie heilte von einer Krankheit, die keinen Namen hatte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich eine der Gestalten über Meister Karanov beugte und ihn zu Bewusstsein brachte. Taumelnd kam er auf die
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