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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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lächelte wie unter dem Eindruck einer schmerzlichen Erinnerung. » Halte dich fern vom Licht , sagte er, und ich folgte ihm in die Schatten. Er wurde mein Mentor, mein Gefährte und mein Freund, und er gab mir den Weg vor, den ich als Unsterblicher gehen musste: den Pfad zwischen Licht und Finsternis. Nie sah ich ihn Schwäche zeigen bis auf eine Ausnahme, und dieses Mal bedeutete seinen Tod. Er bewahrte mich vor einer Horde Dämonen unter Ogruls Faust, indem er sich selbst opferte. Noch heute sehe ich sein Gesicht vor mir und den seltsamen Ausdruck von Zuversicht auf seinen Zügen. Er zweifelte nicht daran, dass ich seinem Erbe Ehre machen würde. Doch das tat ich nicht.«
    Der Schmerz in seiner Stimme ließ Mia den Blick wenden, und sie sah, wie ein Bild in seinen Augen auftauchte, das Bild einer Burg, die ihr bekannt vorkam. Sie hatte das Gebäude schon einmal gesehen, halb vernichtet als Ruine, und sie konnte Lyskian am Fenster erkennen, wie er hineinschaute zu dem jungen Mädchen mit dem lockigen braunen Haar. Ein Gedanke zog durch Mias Kopf, den sie nicht verstand: Er ist heimgekehrt , dachte sie, doch Lyskian schüttelte den Kopf.
    Es gibt keine Heimkehr für jemanden wie mich , erwiderte er. Es gibt keinen Weg zurück in das Licht, das man verloren hat.
    Gerade wollte Mia zu einer Entgegnung ansetzen, als ein Geräusch den Wald durchdrang. Lyskian legte die Hand auf sein Schwert. Sofort war jeder Glanz aus seinen Augen gewichen, sein Gesicht zeigte leichte Anzeichen von Anspannung, und kaum, dass dieses Gefühl auf Mia überging, hörte sie es noch einmal ganz deutlich: ein grollendes, gieriges Keuchen, das näher kam.
    Was ist das?, fragte sie und schickte einen Abwehrzauber in ihre Faust, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wem sie damit begegnen sollte.
    Lyskians Schutz legte sich mit eisigem Frost auf ihre Haut. Die Schatten , erwiderte er. Sie sind erwacht.
    Im nächsten Moment begann die Finsternis zwischen den Bäumen zu flackern. Mia sah Gestalten durchs Unterholz gleiten, und sie hörte deren Schreie, die die Luft in Fetzen rissen. Lyskian beschleunigte seine Schritte, griff in seine Manteltasche und warf feinen Sand auf den Pfad. Zischend entfachte er ein blaues Feuer, das in rasender Geschwindigkeit in beide Richtungen des Weges fortlief. Mia wollte vor der Kälte der Flammen zurückweichen, doch Lyskian packte sie am Arm und zog sie mit sich. Verlasse den Pfad nicht , klang seine Stimme in ihren Gedanken wider, während das Feuer sich um ihre Knöchel legte wie Nebel. Die Schatten werden dich zerreißen, wenn du den Kreis des Lichts verlässt!
    Kaum hatte er geendet, begann der Boden unter heftigen Tritten zu beben. Die Flammen umspielten Mias Beine und behinderten ihren Lauf, und da sprangen Gestalten aus den Schatten, wildschweinähnliche Kreaturen mit messerscharfen Hauern und schwarzen Dornen, die sich anstelle eines Fells aus aschgrauer Haut bohrten.
    Ghoraz , schoss es Mia durch den Kopf. Sie hatte von diesen Wesen gehört, die auch in Teilen des Düsterhains lebten. Verfluchte Menschen waren es, so erzählten es sich zumindest die Kobolde, doch niemand konnte sagen, ob dies der Wahrheit entsprach. Über zwei Dutzend Ghoraz sprangen durch die Dunkelheit und verständigten sich mit lautem Grunzen und Keuchen. Immer näher kamen sie dem Pfad, und während sie aus glühenden Augen herüberstierten und ihre Mäuler zu schrillen Schreien aufrissen, färbten ihre Leiber sich in blutigem Rot. Lyskian murmelte einen Zauber, Flammen überzogen seine Finger, doch ehe er sie entlassen konnte, sprangen drei Ghoraz hinter ihnen auf den Pfad. Sofort stürzte sich das blaue Feuer auf sie, aber ihre Körper entfachten sich in roter Glut und widerstanden dem Zauber, obgleich er sich in ihr Fleisch grub. Schnaubend jagten sie vorwärts, aber da warf Lyskian die Flammen auf den Weg und das blaue Feuer verwandelte sich in gleißendes Licht. Gierig raste es über den Pfad, schlug als Welle über den Ghoraz zusammen und verbrannte sie, als wären sie nicht mehr gewesen als Figuren aus Papier.
    Die anderen Verfolger schrien, als hätte das Licht sie selbst dahingerafft, und ein Brüllen zerfetzte ihre Rufe so ohrenbetäubend, dass Mia kurz nichts mehr hörte als dieses Geräusch. Lyskian ließ den Zauber unter dunklen Beschwörungen zu beiden Seiten des Weges ausschlagen und einzelne Ghoraz zu Asche verbrennen, doch da sprang ein Schatten durch eine Flammenwand, groß wie ein Pferd und drei Mal so breit. Ein Keiler

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