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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Zähnen zurück. Nadelspitz waren sie, die Reißzähne eines Raubtieres, das nichts mehr kannte als den Blutrausch, in den es geraten war. Atemlos sah Mia zu, wie Lyskian den Kopf neigte. Sein Blick hatte sich im Nirgendwo verfangen, als er ein Tuch aus seinem Mantel zog und das Blut von seiner Waffe wischte. Dann steckte er sie zurück in die Scheide, bewegte die Schultern, als würde er Schmerzen haben, und schaute langsam zu Mia herüber.
    Der Gleichmut hatte bereits begonnen, sich über seine Züge zu legen, doch noch immer brannte das schwarze Feuer in seinen Augen, und als sein Blick sie traf, durchzuckte sie ein stechender Schmerz in den Handgelenken. Der Schreck war so schneidend, dass sie zusammenfuhr. Überdeutlich spürte sie das Blut, das an ihren Fingern hinablief, und sie wusste, dass Lyskian es noch vor ihr wahrgenommen hatte – diesen süßen und verführerischen Duft menschlichen Blutes. Ein seltsamer Glanz trat in seinen Blick, als er auf sie zukam.
    Mia zwang sich, ruhiger zu atmen, sie sagte sich, dass er von der Falle gewusst hatte, er hatte ihr mit Absicht nichts gesagt, weil die Ghoraz niemals auf die Lichtung gekommen wären, wenn sie ihre Angst nicht gerochen hätten. Ja, Lyskian hatte ihr nicht schaden wollen, er … Kaum wenige Armlängen war er mehr von ihr entfernt und das Schwarz seiner Augen löschte ihre Gedanken aus. Etwas lag darin, was sich an ihrer Angst weidete, und sie hörte die Worte, die sie zueinander gesprochen hatten. Ich vertraue dir , hatte sie gesagt, und wieder sah sie Lyskians rätselhaftes Lächeln, als er antwortete: Menschenkind … Das solltest du nicht tun.
    Dicht vor ihr blieb er stehen. Sie ertrug seinen Blick kaum, der kalt war und grausam und nichts Menschliches mehr in sich barg. Übermächtig brandete die Furcht in ihr auf, doch gerade, als ein Zittern über ihren Körper lief, sah sie sich selbst in den schwarzen Augen des Vampirs. Entschlossen tauchte sie in die Finsternis seines Blicks wie durch zwei Spiegel, und sie fühlte seine Sehnsucht auf der anderen Seite, seine Verzweiflung, sein Ringen mit dem, was er war. Dunkelheit umtoste ihn, und für einen irrwitzigen Moment überkam Mia das Bedürfnis, dieser Sehnsucht Antwort zu geben, sich hineinfallen zu lassen in die Schatten, ihn aufzufangen und von ihm aufgefangen zu werden in dem endlosen Nichts. Die Angst ließ ihre Stimme zittern, aber ihre Worte waren sanft, als sie sagte: Du bist wie der Wald.
    Sie konnte sehen, wie diese Worte in seine Finsternis fielen, für einen Augenblick stand die Zeit still. Dann zerbrachen die Spiegel und rissen die Gier mit sich.
    Lyskian sah sie an wie gerade erwacht. Sein Gesicht war weich, fast verwundbar. Vorsichtig band er sie los, heilte ihre Wunden und wartete, bis sie bereit war, den Rest des Weges hinter sich zu bringen. Er sagte kein einziges Wort. Doch ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das Mia an flüsternde Asche denken ließ und den blutroten Duft von Mohn auf einem Feld aus Ewigkeit.

Kapitel 37
    Der Traum war ein Meer aus schwarzer Seide. Grim wusste nicht, wie lange er schon auf dem Grund des Ozeans gelegen hatte, als Licht durch die Dunkelheit brach, ein diffuser, silbriger Schein, der seinen Körper traf und ihn kaum, dass er ihn berührt hatte, in Richtung der Oberfläche zog.
    Eisige Luft strich über ihn hinweg, doch noch ehe der Kopfschmerz seine Schläfen erreichte, spürte er wieder die Hand auf seiner Stirn. Sie war zart wie die Hand einer Puppe, doch er wusste um die Kraft in jedem Finger und das schwarze Blut, das viel zu langsam durch die Adern floss, so als würde es von einem fremden Willen dazu gezwungen. Er fühlte die Kraft des Meeres um sich herum, die Brandung, die in der Ferne gegen dunkle Felsen stieß, und die tiefe Ruhe, die er vom Grund des Ozeans mitgenommen hatte. Für einen Moment schien es ihm, als könnte er Wolken sehen und blauen Himmel, wenn er es nur schaffen würde, die Augen ganz zu öffnen. Dann zog sich die Hand von seiner Stirn zurück. Die Wellen um ihn herum lösten sich auf wie der Kopfschmerz, der lauernd in seinem Schädel gewartet hatte, und er fand sich auf einer samtbezogenen Liege wieder. Eine angenehme Kühle strich über seine Stirn. Er öffnete die Augen.
    Er war in einem Zimmer auf dem Meeresgrund. Uralte und halb zerstörte Möbel standen darin, die Stoffbezüge der Wände hatten sich aufgelöst, und fast erblindete Spiegel warfen das Licht zurück, das durch die halb zerbrochenen Fenster fiel. Es war

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