Grim
seinem Rücken wachsen ließ, war es das Feuer der Ersten Zeit, das aus seiner Kehle brach – das Feuer des Prometheus. Ein riesiger Schatten raste über das Schlachtfeld dahin, auf dem die Ghrogonier die Oberhand gewonnen hatten – sein Schatten war es, der den Umriss eines Drachen zeigte, und als er die Arme streckte, sah er mächtige schwarze Klauen. Eiskalt schoss die Glut der Flamme durch seine Adern, sie trieb ihn schneller und schneller voran, und als er den Kopf in den Nacken riss und brüllte, brachte seine Stimme die Häuser zum Beben. Außer sich stieß er ein Lachen aus. Er war ein Drache, zur Hölle noch eins, und er zerschnitt die Luft mit seinen Schwingen, als wäre er ein Schatten der Vergangenheit, geboren aus dem tiefsten Erz dieser Welt und erschaffen, um sie zu vernichten. Kaum hatte er das gedacht, tauchte das Gesicht eines Fuchses vor seinem inneren Auge auf. Schneeweiß war er, und sein Name war Rhu. Du hast die Welt noch nicht brennen sehen, mein Freund , raunte er fast lautlos . Doch dieser Tag wird kommen – wie die Feuer der Letzten Stunde, die Feuer, die du legen wirst. Grim ballte die Klauen, mit aller Kraft drängte er die Kälte der Flamme zurück. Nein , grollte er dunkel. Er war nicht gekommen, um die Welt in den Abgrund zu reißen. Er war gekommen, um sie zu retten.
Da brach Verus aus der Häuserschlucht. Mit majestätischen Bewegungen jagte er in Drachengestalt durch die Luft, wutentbrannt zog er seinen Schwanz über die Dächer und brachte sie zum Einsturz, und als sein Schatten golden über das Schlachtfeld glitt, legte sich sein Glanz auf die Körper der Dämonen und gab ihnen neue Kraft. Er ließ sie strahlen in der Dunkelheit und trieb sie voran, während er wie Gift in die Leiber der Ghrogonier fuhr und sie schwächte, und Grim ertrug die Schreie kaum, als die Kinder des Zorns sich mit wildem Triumphgebrüll auf ihre Feinde stürzten. Er legte die Schwingen an den Körper und raste Verus entgegen. Donnernd schlugen sie hoch oben am Himmel zusammen, Funken sprühten um sie herum, und Grim spürte die Flammen, die von ihnen niederfielen, wie Regen auf seiner Haut.
Er schlug Verus die Klauen ins Fleisch, Ströme aus Feuer schossen aus seinen Fingern, doch er fühlte auch die Hitze, die der Dämon in seinen Leib schickte. Rasend schnell jagten sie dahin, ihre Leiber schlugen flammende Schneisen in die Häuserzeilen, und als sie den Turm einer Kirche zum Einsturz brachten, packte Grim dessen Spitze und rammte sie Verus ins Herz.
Brüllend riss der Dämon den Kopf zurück, doch Grim umfasste ihn mit aller Kraft und fuhr in die goldenen Flammen seines Körpers ein. Für einen Moment umtoste ihn der Schmerz, der Verus erfüllte, aber er ließ sich nicht aufhalten. Entschlossen jagte er durchs Feuer, weiter, nur weiter hinab, und als er endlich das Herz des Dämons erreicht hatte, da stürzte er sich kopfüber hinein. Gleißend hell warderSchmerz,derinseinerStirnexplodierte,dochimnächstenAugenblickfandersichaufsteinernemGrundwieder,undalsersicherhob,saher,dasseraufeinemFeldausAschestand,aufeinemHügel,überdensicheingoldenerHimmelspannte – unddieWeltdarunterlaginflammendenTrümmern.DerSchreckrasteheftigdurchGrimsGlieder.GleichdaraufspürteerVerus’KlaueanseinerKehle.
Narr , flüsterte der Dämon. Du findest mich nicht in meinen goldenen Schatten – denn du kennst mich nicht!
Dann drückte er Grim die Luft ab und grub seine Zähne in sein Fleisch. Grim schrie auf vor Schmerz, er fühlte, wie der Dämon in ihn hineinglitt und seine Gedanken unter glühenden Klauen verbrannte, und als er ihm nachjagte durch Finsternis und Kälte, hörte er nichts mehr als sein Herz in seiner Brust, jenes Herz, dem Verus sich näherte. Alles, alles würde der Dämon mit ihm tun können, wenn er es erst erreicht hatte, doch so schnell Grim ihm auch nachpreschte, es gelang ihm nicht, den goldenen Schatten einzuholen. Er atmete nicht, als Verus in das Licht eintauchte, das vor ihnen durch die Dunkelheit brach, aber es kam ein Grollen über seine Lippen, das ihm beinahe den Verstand raubte. Dann traf der Glanz seine Haut und er landete auf eiskaltem Grund.
Benommen rappelte er sich auf. Er stand in seiner unterirdischen Kirche, silberne Fäden glitten durch Boden und Wände, und er nahm den Geruch wahr, der die Luft durchzog in ewig traurigem Frieden: Es war der Duft von Sehnsucht und Schnee und Dunkelheit, die Seele dieses Ortes – sie war noch immer da. Diese Erkenntnis durchfuhr Grim wie ein
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