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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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brannte ein Feuer, an dem Theryon und Jakob saßen.
    »Da bin ich«, rief Carven und winkte, als er Grim und Remis sah.
    Sofort verschwand der angespannte Ausdruck von Remis’ Gesicht. Er strahlte, als wäre ihm gerade eine goldene Haselnuss auf den Kopf gefallen, und auch auf Grims Gesicht legte sich ein Lächeln.
    »Wir sehen dich«, erwiderte er leise, denn er meinte schon, das Knacken der Hälse zu hören, die sich in seinem Rücken reckten. »Sieht ganz so aus, als wäret ihr in Trr’okhr’oll angekommen.«
    »Trollheimen«, sagte Carven und nickte, als würde die Bedeutung des Namens sich nur in der menschlichen Bezeichnung vollends entfalten. Dann rutschte er näher an seinen Pieper heran und hob begeistert die Hände. »Wir sind mit einem Riesen namens Urknogg durch die Schären gefahren, er hat ein Boot, das aussieht wie ein riesiger Baum, aber innen ist es hohl und er hat Brettspiele darin, ihr könnt es euch nicht vorstellen! Mit ihm sind wir in Grronth angekommen, ich weiß, du hast mir davon erzählt, Grim, aber … « Er riss die Augen auf und schüttelte den Kopf, als würden ihm die Worte fehlen. »Diese Stadt ist so – groß! Theryon hat mich in eine Schenke mitgenommen, hoch oben im Gipfel eines Bergs, und da haben wir dem Wind gelauscht, der um das Gebirge gebraust ist. Es hat sich angehört wie tausend Geister, wirklich! Und ich habe mit Jakob Praghun getrunken, ich kann euch sagen, mein Kopf tat vielleicht weh … « Er lachte, und Grim hatte Mühe, ein strenges Gesicht aufzusetzen.
    »Und ich hatte geglaubt, dass Theryon und Jakob einen guten Einfluss auf dich haben würden«, grollte er und sah zu seiner Befriedigung, wie Carven kleinlaut zu Boden schaute. Doch gleich darauf flog ein spitzbübisches Grinsen über dessen Gesicht.
    »Haben sie auch«, sagte er schelmisch. »Wenn Jakob mich nicht gewarnt hätte, wäre ich voll gegen die Laterne gelaufen auf dem Rückweg. Zum Glück hat er mehr Erfahrung als ich, was das Trinken von Trollwein angeht.«
    Grim musste lachen. »Es freut mich, dass dir die Reise Spaß macht. Sei nur … vorsichtig. In Ordnung?«
    Er spürte Remis’ Blick, aber ihm war fast das Herz stehengeblieben, als Carven von Praghun erzählt hatte. Er kannte den Wein der Trolle aus eigener Erfahrung, und auch wenn er wusste, dass besonders Theryon niemals zulassen würde, dass Carven etwas zustieß, überkam ihn für einen Moment der Impuls, auf direktem Weg in den Norden zu fliegen und selbst ein Auge auf den Jungen zu haben. Aber Carven war kein kleines Kind mehr, er musste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, und das konnte er nicht, wenn ständig ein Schattenflügler an seiner Seite war, der ihm, wie Remis einmal gesagt hatte, am liebsten noch die Schuhe zubinden würde.
    »Klar«, sagte Carven. »Morgen fliegen wir mit den Adlern zu Andriwan, dem Windriesen. Theryon sagt, dass du ihn kennst?«
    Grim nickte. Allerdings hatte er mit dem mürrischen Herzog der Nordwinde bereits Bekanntschaft gemacht. Damals, als er gerade in den Dienst des Königs getreten war … als er noch nicht gewusst hatte, dass Menschenblut in seinen Adern floss … als er geglaubt hatte, die Unruhe in seinem Inneren in Italien zurückgelassen zu haben … damals in einem anderen Leben. »Wenn ihr Glück habt, lässt er euch einen Blick in seine Sturmfestung werfen«, sagte er. »Aber … «
    Carven wischte durch die Luft, als würde er schon wissen, was Grim sagen wollte. »Theryon meinte, dass er vielleicht nicht herauskommen wird, aber ich werde ihn schon dazu kriegen, glaubst du nicht?«
    Grim lächelte. Carven sah ihn an wie in jener Nacht, als sie sich auf den Hügeln Taras an Hortensius’ Feuer gegenübergesessen hatten, auf diese kindliche, sehnsuchtsvolle Art, die ihn aus irgendeinem Grund dazu brachte, der zu sein, den Carven in ihm sehen wollte – der Held, zu dem der Junge aufschauen konnte, und der Vater und Freund, den er nie hatte. »Ja«, erwiderte er sanft. »Daran zweifle ich nicht.«
    Carven nickte stolz. »Und, wie geht es euch? Remis ist ja ganz blass um die Nase, habt ihr einen Horrorfilm gesehen?«
    Remis fiel in deutlich zu hoher Stimmlage in sein Gelächter ein, bis Grim ihn anstieß und zum Schweigen brachte.
    »Ganz genau«, grollte er. »Du kennst Remis, er kann kein Blut sehen, und er wird ja auch nicht jünger. So viel Aufregung hält er einfach nicht mehr aus.«
    Carven grinste. »Solange es nur Filme sind, ist doch alles gut.«
    Da seufzte der Kobold laut und

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