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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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gegenüberzustehen, einem Herzen aus Sehnsucht und Dämmerung. Dünne Nebelreste flossen durch Türen und Fenster ins Innere, als würden sie von einer mächtigen Lunge eingesogen. Remis schluckte hörbar. »Die Spur führt dort hinein«, flüsterte er.
    Düster starrte Grim auf den letzten Nebelfetzen, der gerade durch das halb geöffnete Hauptportal ins Innere glitt, und ballte die Klauen. Irgendwo in diesem verfluchten Spukschloss waren Kronk und die anderen – und ein Kerl, der wahnsinnig genug gewesen war, sich mit ihm anzulegen, und der genau das schon sehr bald ganz gewaltig bereuen würde.
    RemissausteaufseineSchulter,alsGrimdenWegzumSchlosshinaufging.DieNebelfetzendrängtensichvoninnengegendieFenster,sodassesaussah,alswürdedasGebäudeaustausendblindenAugenzuihnenherabschauen.GrimsSchritteverursachtenkeinerleiGeräusch,dochalsersichderTürnäherte,bewegtesiesichimWindundknarzteleise.DahinterlageinlangerGang,vondemTüreninjederFormundGrößeabzweigten.EinzelneNebelschleierwabertenunterihnenhindurch,strichengeisterhaftüberdenBodenundkrochenüberdieWände,dochalssienachRemisgriffen,bliesderKoboldinihreRichtungundbrachtesiezumZerreißen.ImselbenMomenttauchteamEndedesGangeseineGestaltauf.WieinTrancebogsieinmitteneinesNebelschweifsumdieEcke.EswarKronk.
    »Du hattest recht«, flüsterte Remis kaum hörbar. »Er träumt.«
    Eilig setzte Grim sich in Bewegung. Wusste der Teufel, was der Fremde mit seinen Gefährten vorhatte, aber er würde ihm nicht dabei zusehen, so viel stand fest. So schnell er konnte, lief er Kronk nach, doch der Nebel schien die Geschwindigkeit des Schattenflüglers zu erhöhen, denn als Grim um die Ecke bog, war er bereits verschwunden. Gerade wollte er dem Gang weiter folgen, als ein Schatten über die Decke huschte, nicht mehr als eine Silhouette – doch Grim kannte sie gut. Schnell zog er sich hinter eine halb geschlossene Tür zurück. Remis starrte dem Knarren entgegen, das sich ihnen näherte, und Grim hob die Klaue. Lautlos kam der Zauber über seine Lippen. Fast durchsichtig kroch der Nebel durch die Tür, ehe ein steinerner Fuß ihm folgte.
    Mit einem Satz sprang Grim vor und presste Walli die Klauen an die Schläfe. Er schickte einen leichten Lichtzauber durch seine Finger – und sah entsetzt zu, wie der Körper des Bären zu Asche zerfiel. Remis schrie auf, doch Grim packte ihn und erstickte jedes weitere Geräusch. Zornig starrte er auf die glitzernden Aschespuren zu seinen Füßen.
    Eine Illusion , raunte er Remis in Gedanken zu. Wir müssen …
    Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn in diesem Moment drang ein lautes Stöhnen an sein Ohr, das zweifellos kein Hirngespinst war. Nicht weit von ihnen entfernt war Vladik verwundet worden. Remis hatte vor Aufregung so große Augen wie ein Koboldmaki. Leise sprach Grim einen Zauber und sah zu, wie sich die Luft vor ihm flirrend veränderte. Klauen bildeten sich aus ihr heraus, mächtige Schwingen, ein großer, steinerner Körper – und ein Gesicht, dessen Ausdruck eines ganz klarmachte: Niemand, absolut niemand stellte sich zwischen einen Schattenflügler und seine Gefährten.
    Mit einem Nicken schickte er die Illusion seines Körpers über den Gang. Erst ging sie langsam, dann immer schneller, und als sie den Mund öffnete und brüllte, da schien es Grim, als würde seine eigene Stimme ihm um die Ohren donnern. Dröhnend polterte die Illusion den Gang hinab, schlug gegen die Wände und sprang über Nebelfetzen hinweg, die mit giftigen Zungen nach ihr griffen.
    Ein begeistertes Flackern hatte sich in Remis’ Augen geschlichen. Vorsichtig ging Grim in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Das Gebrüll seiner Illusion hallte durch das Gebäude, als er eine Tür aus Lapislazuli erreichte und sie langsam aufschob.
    Er trat in einen Saal aus Nacht. Er war schon einmal an diesem Ort gewesen, er erinnerte sich an die Wände, die wie wehende Tücher flatterten, und an den Sternenhimmel, der ein silbernes Licht verströmte. Deutlich hörte er das Rauschen von Wellen, doch anders als in der Illusion, in die Vraternius ihn geschickt hatte, wartete hier kein Minotaurus auf ihn, und der Bannkreis auf dem Boden war verwischt und halb zerbrochen. Gegenüber der Tür lag eine riesige, opake Fensterfront, rötliches Licht schlug von außen gegen das Glas. Und daneben, mit Bannschnüren an die Wand gefesselt, hingen die Schattenflügler. Sie schliefen, aber hin und wieder verzerrten sich ihre Gesichter, als würden sie vergebens

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