Grim
aus dem Mund des Heiligen Matthäus und ließen sie zusammenfahren.
»Verdammt, Fibi«, knurrte Bocus und schaute mit finsterer Miene zu, wie der kleine Teufel breit grinsend zum Fahrstuhl hinübersprang. »Der Tag wird kommen, an dem Grim dir verbieten wird, die Klingel auch nur anzusehen.«
Fibi zuckte mit den Achseln. »Als ob du besser wärst. Die sakralen Gesänge, die du ständig aufspielst, wenn keiner hinsieht, hält ja niemand aus, nicht mal die Heiligen hier oben! Sieh dir ihre Gesichter an, so würde ich auch aus der Wäsche gucken, wenn mir tagein, tagaus die Stimme des Höchsten durchs Hirn dröhnen würde!«
Er lachte diabolisch und drückte den Knopf am Fahrstuhl, woraufhin ein kleines Hologramm erschien. Es zeigte Lyskian vor dem Turm, wie er geduldig die Arme vor der Brust verschränkte. Umgehend verflüchtigte sich Fibis Lachen. »Hm«, machte er und öffnete die Tür unten im Turm. »Hoher Besuch.«
Mia warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie alle Gargoyles begegneten auch diese drei den Vampiren mit gemischten Gefühlen, und insbesondere Fibi hatte schon des Öfteren mit Lyskians Häschern Bekanntschaft gemacht, jenen Blutsaugern, die vor allem im Marais für Ordnung sorgten und sich bisweilen ein Vergnügen daraus machten, aufsässige Gargoyles in vampirisches Gewahrsam zu nehmen. »Er ist Grims Freund«, sagte sie eindringlich. »Und meiner genauso. Ihr … «
Fibi griff mit finsterer Miene nach den Karten. » Wir kennen den Prinzen der Vampire, Mademoiselle, und lasst Euch gesagt sein, dass er bei Weitem nicht zu jedem so freundlich ist wie zu Euch. Ich konnte mir in den rattenverseuchten Verliesen unter seinem Haus ausreichend Klarheit darüber verschaffen, da könnt Ihr sicher sein. Und daher sage ich nur noch eins: Ich würde ihn liebend gern an meine Brust drücken und Brüderschaft mit ihm trinken, oh ja – aber leider ist mein Gedächtnis dafür zu gut!«
Klara sah ihn streng an, doch Bocus nickte zustimmend und wollte gerade etwas erwidern, als die Lichtsäule des Fahrstuhls aufflammte und Lyskian hinaus aufs Dach trat. Er begrüßte Mia mit einem Lächeln und neigte höflich den Kopf vor den Gargoyles.
»Eine schöne Nacht wünsche ich euch«, sagte er sanft, doch obgleich keinerlei Ironie auf seinen Zügen zu erkennen war, hatten seine Worte doch etwas ungemein Höhnisches. Mia verkniff sich ein Grinsen, als Fibi etwas nuschelte, das verdammt nach Bis eben war sie es klang, und zog Lyskian von den anderen fort an die Brüstung. Der Nachtwind strich ihr übers Gesicht, aber er war warm im Vergleich zu der Kälte, die Lyskians Körper ausströmte. Er schaute über die Stadt, ein Hauch von Anspannung lag auf seinen Lippen, und in seinen Augen flammte kühle Konzentration.
»Sie sind noch nicht zurückgekommen, nicht wahr?«, fragte er.
Mia schüttelte den Kopf. »Ich wollte Mourier Bescheid geben, aber … «
Lyskian bestätigte mit einem einzigen Blick, was Bocus bereits vermutet hatte: Mourier würde nichts tun. »Der alte Löwe kann es nicht wissen«, sagte Lyskian. »Aber Grim ist mein Freund und auch, wenn wir uns unterscheiden wie Feuer und Wasser, spüre ich genau, wenn etwas mit ihm nicht stimmt. Es ist etwas in der Luft, die Nacht ist kälter, die Schatten sind schwärzer und unheilvoller, und etwas flüstert … Ich weiß nicht, was es ist, und es ist vorgekommen, dass ich mich irrte.« Er hielt inne, seine Augen waren zwei schwarze Seen. »Aber nicht oft.«
Mia musste sich anstrengen, um die Ruhe zu bewahren. »Aber was sollen wir tun? Wir können nicht in die Welt der Träume reisen, das würde uns den Verstand kosten.«
Lyskian nickte kaum merklich. »Grim würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir davon erzähle, aber … « Er betrachtete seine Nägel, die glänzten wie poliertes Glas. »Die Maske des Bhaal ist ein überaus mächtiges Artefakt, und solche Dinge wechseln für gewöhnlich nicht nach Belieben den Besitzer. Grim weiß das. Ich schlug ihm bei unserem Gespräch vor, herauszufinden, wer hinter dieser Maske stecken könnte – auf anderem Weg als dem, den er nun gegangen ist. So wären wir dem Rätsel, was der Fremde vorhat, einen Schritt näher gekommen. Doch Grim lehnte meinen Vorschlag ab, und er tat es nicht ohne Grund. Denn diejenige, die uns helfen könnte, verlangt stets ihren Tribut, und immer fordert sie ihn von den Menschen. Dieser Weg birgt große Gefahren – für dich.«
Mia erinnerte sich daran, wie vehement Grim auf
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