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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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versuchen, sich aus dem Traum, in den der Nebel sie geschleudert hatte, zu befreien. Grim eilte auf sie zu. Die Zauber hatten sich in ihr Fleisch gegraben, doch gerade, als er sie zerreißen wollte, brach das Brüllen seiner Illusion in einem weit entfernten Raum in sich zusammen. Remis sog japsend die Luft ein – und gleich darauf fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    Grim fuhr herum, fauchend schoss ein Flammenwirbel auf ihn zu. Instinktiv riss er einen Schutzwall in die Höhe und barg Remis in seiner Klaue. Sein Blick fiel auf den Fremden, der neben der Tür stand. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Grim ihm ins Gesicht, er trug keine Maske mehr und schaute ihn auf eine seltsame Weise an – so, als würde er etwas suchen, das er nicht finden konnte. Grim spürte die Erinnerung, die auf ihn zurollte, sein Herz setzte für einen Schlag aus. Dann traf ihn der Zauber, sein Schutzwall verbrannte wie ein Fächer aus Papier, und er wusste nichts mehr.

Kapitel 8
    Unruhig trat Mia an die Brüstung des Turms Saint Jacques. Der Mond schwamm in einem Meer aus zerfetzten Kleidern und sie schaute hinaus in die Nacht, vergeblich hoffend, Grim aus den Schatten brechen zu sehen. Seit Stunden hatte sie nichts von ihm gehört, und so langsam machte die Sorge sie wahnsinnig.
    Sie strich mit den Fingern über das steinerne Geländer und erinnerte sich daran, wie sie sich an eben dieser Stelle voneinander verabschiedet hatten. Grim hatte wenig gesprochen, doch die tiefschwarze Glut in seinen Augen war Mia mit eisigen Klauen über die Wangen gefahren. Selten hatte sie diese Dunkelheit, die etwas Unausweichliches in sich barg, so deutlich in seinem Blick gesehen, und als Grim sich in die Nacht erhoben hatte, war es ihr vorgekommen, als würde er mit der Reise in die Welt der Träume auf etwas zusteuern, das schon lange nach ihm rief und dem er endlich folgen musste – fast so, als wäre alles, was von nun an geschehen würde, in seltsamer Weise vorherbestimmt.
    »Mia«, rief Bocus, der mit Klara und Fibi an einem weißen Feuer zu Füßen des Heiligen Jakobus des Älteren hockte, und hielt ihr einen Satz Spielkarten entgegen. Sein Schwanz steckte in einem flirrenden Verband, und wie immer, wenn Mia ihn anschaute, musste sie grinsen. Sie war dabei gewesen, als er auf Carvens Skateboard ausgerutscht war, und auch, wenn er ihr wegen seiner Schmerzen leidtat, hatte das Bild des sich mit schreckgeweiteten Augen überschlagenden Drachen, etwas unbeschreiblich Komisches gehabt. Bocus verzog das Gesicht, als er sie lächeln sah, und knurrte: »Misch das Blatt, tilge sämtliche Erinnerungen an Drachen auf fahrenden Brettern aus deinem Gedächtnis und hör auf, dir Gedanken zu machen. Grim kann auf sich aufpassen, das beweist er seit Jahrhunderten.«
    Fibi kicherte keckernd. »Allerdings. Es gibt keine Wand, durch die er mit seinem Dickschädel noch nicht gelaufen ist, und geschadet hat es ihm überhaupt nicht.«
    »Was man von den Wänden nicht unbedingt behaupten kann«, stellte Klara fest. Mit sanftem Lächeln sah sie zu Mia herüber. »Er wird sich melden, sobald er kann. Du hilfst ihm nicht, wenn du eine Laufrinne in seinen Turm gräbst.«
    Mia musste lachen, als Fibi aufsprang und in Denkerpose mit gerunzelter Stirn auf und ab ging und hin und wieder seufzte, wie sie es offenbar seit einer geraumen Weile getan hatte. Sie setzte sich zu den anderen und mischte die Karten.
    »Du hast dich zu einer ganz passablen Spielerin entwickelt«, stellte Bocus fest und nickte fachmännisch. »Auch … «
    »… auch, wenn du immer noch nicht merkst, wenn unser alter Drache hier ein Ass unter seinem Verband versteckt!«, rief Fibi und lachte laut.
    Mia grinste. »Es ist auch nicht so leicht, mit drei Gargoyles Karten zu spielen. Gibt es ein Volk, das bessere Voraussetzungen für das perfekte Pokerface mitbringt?«
    »Oh ja«, erwiderte Klara. »Die Ha’rechol.«
    Bocus verdrehte die Augen. »Das ist wahr. Die Geister verschwinden einfach, so dass man nur noch die schwebenden Karten um sich herum sieht. Ich bin mir sicher, dass sie regelmäßig in die Blätter ihrer Mitspieler linsen, denn ich habe noch nie gegen einen Geist gewonnen.«
    »Ihr habt es mir am Anfang aber auch nicht gerade leicht gemacht«, stellte Mia fest. »Bei jeder Gelegenheit habt ihr meine Gedanken gelesen, es war fürchterlich.«
    »Dafür hast du mir beinahe die Nase gebrochen, als wir uns kennenlernten, hast du das vergessen?« Fibi grinste vielsagend. »Du hast wenig

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