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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sowieso nichts an.«
    »Sie sind der erste Mensch, der das je gesagt hat.«
    Als sie die Waterloo Bridge überquerten, ließ Melrose den Blick flussaufwärts und flussabwärts schweifen, nach Blackfriars, zur London Bridge, zur Tower Bridge, zu diesem ganzen prächtigen Panorama von Brücken, die auf ganzer Länge beleuchtet waren. Ein prächtiger Anblick, fand er. So ein Gefühl musste ein New Yorker haben, wenn er über eine Brücke nach Manhattan einfuhr. Er erinnerte sich, in einer Nachrichtensendung einmal die Silhouette von Manhattan gesehen zu haben. Die Spitzen der Wolkenkratzer waren mit bunten Lichtern besteckt gewesen, rosa und gelb und grün, surreale Farben, die hinter der Nachrichtensprecherin zu schweben schienen.
    Als das Mini-Cab anhielt, um Benny in der Nähe des Themseufers abzusetzen, verspürte Melrose einen leisen Stich. Er bat den Jungen, kurz zu warten, während er die Nummer von Boring's auf die Rückseite eines seiner alten Visitenkärtchen schrieb.
    »Ruf mich einfach an, wenn du wieder mal irgendwohin fahren musst. Oder sonst was brauchst.«
    »Hier steht, dass Sie ein Earl sind.« Forschend sah Benny von der Karte zu Melrose auf.
    »Nicht ich. Ein Freund von mir.« Melrose hatte das Kärtchen immer für Notfälle bei sich.
    Benny nickte, steckte es in die Tasche und rührte sich nicht von der Stelle. Er wartete ab, dass der Wagen wegfuhr, vermutete Melrose, um nicht zu verraten, in welche Richtung er sich wandte.
    »Nach Mayfair«, wies Melrose den Fahrer an. »Zu Boring's.«
    Jury stand im St. James Pub an einen Pfeiler gelehnt, als Liza hereinkam. Sie hatte eine Oxford-Street-Einkaufstasche bei sich, die mit geschenkverpackten Schachteln prall gefüllt war. Trotz ihres unmodernen schwarzen Mantels und des Tuchs über den Haaren sah man ihr hinterher. An der ganzen Theke entlang drehten Männer sich um, um einen zweiten Blick auf sie zu erhaschen. Innerhalb eines Jahres war Liza bestimmt wieder verheiratet, mochte er wetten, vier Kinder oder nicht. Sie würde wahrscheinlich wieder heiraten müssen, egal, wie sehr sie Mickey noch liebte. Ganz auf sich gestellt für vier Kinder sorgen zu müssen, wäre schon ein großes Problem, sie ohne Hilfe glücklich und wohlbehütet zu wissen, noch viel schwieriger.
    »Hallo, Richard.« Sie küsste ihn auf die Wange; er hätte noch mehr davon vertragen.
    »Hallo. Gehen wir nach oben. Hier kann man ja nirgends sitzen. Oder noch besser, Sie gehen rauf, und ich besorge Ihnen einen Drink. Bier? Gin Tonic?«
    »Eigentlich hätte ich gern einen Brandy. Ich bin völlig geschafft.«
    »Kriegen Sie.«
    Jury holte an der Bar die Getränke und ging hinauf. Vom oberen Treppenabsatz aus sah er zu ihr hinüber; wie sehr sie ihn an ein kleines Mädchen erinnerte, dachte er, das in einem viel zu großen Mantel steckte. Die Einkaufstasche hatte sie auf einem der Stühle deponiert. Er stellte die Getränke ab, einen doppelten Brandy für sie, für sich selbst ein Bier.
    »Danke. Und danke, dass Sie mich hierher eingeladen haben. Wirklich nett von Ihnen.«
    Er lächelte. »War kein großes Opfer für mich. Ich musste ja bloß über die Straße.«
    Er deutete hinter sich in Richtung New Scotland Yard.
    »Sie wissen, was ich meine. Sehen Sie, es gibt nicht viele Leute, mit denen ich reden kann - Mickey selbst geht es übrigens genauso -, denn nur wenige wissen über seinen Krebs Bescheid. Dass er es Ihnen gesagt hat, heißt wohl, dass er Ihre Hilfe wirklich braucht.«
    »Wahrscheinlich. Ich helfe, so gut ich kann, Liza.«
    »Ich weiß.« Sie hatte ihren Mantel nicht ausgezogen. Es war, als käme ihr inzwischen jede Begegnung so flüchtig vor, dass sie es sinnlos fand, sich darauf richtig einzulassen. Sie legte die Hand auf die Einkaufstasche. »Ich habe Geschenke eingekauft. Es fällt schwer, feiern zu wollen. Es ist verdammt schwer, in all die sorglosen Gesichter zu schauen.«
    »Von wegen sorglos. Sehen Sie sich bloß die Selbstmordrate um Weihnachten an.«
    »Wieso tun wir dann auf Teufel komm raus so, als wäre es eine glückliche Zeit?«
    »Ist es denn wirklich vergeudete Zeit? Vielleicht gehöre ich ja zur alten Schule: >Nehmt eine Tugend an, die ihr nicht habt.<«
    Sie lächelte. »Wer hat das gesagt? Shakespeare?«
    »Hamlet wahrscheinlich.«
    »Wieso nicht? Er hat ja sonst alles gesagt.« Sie lachte und nippte an ihrem Brandy. »Jetzt geht's mir schon besser. Der war wahrscheinlich nötig.«
    Jury schwieg und wartete darauf, dass sie weiterredete. Dass sie reden

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