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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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natürlich nicht so oft, weil ich nur ein- oder zweimal in der Woche zum Kochen dort war. Mr. Croft hatte es nicht so mit dem Selberkochen. Manchmal ließ er sich auch etwas von Partridge's kommen. Allerdings weiß ich, dass dieser Polizist - ein Freund der Familie - auf seinen Wunsch ab und zu vorbeischaute. Es kann also sein, dass er vor irgendetwas Angst gehabt hat, nicht wahr? Vielleicht um diese wertvollen Gemälde und all die Sachen?«
    »Ja, möglicherweise.«
    Jury dankte ihr und stand auf.
    Sie saßen im Wagen und Wiggins blätterte seine Notizen durch, die wie immer höchst umfangreich waren. »Laut Mrs. MacLeish, die für Simon Croft kochte, hatten als Einzige der Lebensmittelhändler und Ihr DCI Michael Haggerty Zutritt zum Croftschen Haus. Als Maisie Tynedale einmal vorbeikam, wollte Croft sie nicht sehen und wies Mrs. MacLeish an, zu sagen, er sei mit einer Arbeit beschäftigt, die nicht unterbrochen werden könne. So verhielt er sich seit einigen Wochen.« »Ist das die Paranoia, von der wir gehört haben?«
    »Ja. Sie sagt, der Polizist - also DCI Haggerty - hätte in der Küche mit ihr immer eine Tasse Tee getrunken, wenn er da war, ebenso der Lebensmittelhändler, ein gewisser Mr. Smith. Na, jedenfalls tranken sie Tee -«
    »Berufsrisiko.« »Was?«
    »Nichts. Weiter.«
    »- tranken sie Tee und schwatzten ein bisschen.« »Worüber?«
    »Ach, über den neuen Millennium Dome. Ich habe Ihnen doch erzählt — «
    »Ja, ja.« Es hätte Jury gerade noch gefehlt, dass Wiggins sich daran festbiss.
    »Sieht ganz so aus, als hätte Simon Croft gegenüber jedem in dieser Familie einen gewissen Argwohn empfunden.«
    »Gar nicht so abwegig. Geht mir genauso. Wissen Sie, eins begreife ich nicht: Croft hat doch genug Geld, um sich von Partridge's oder Fortnum & Mason beliefern zu lassen. Wieso lässt er sich dann von Mrs. MacLeish bekochen?«
    Wiggins nickte bloß schlau und sagte dann gewichtig: »Ich glaube, das kann ich Ihnen beantworten, Sir. Mrs. MacLeish kocht schon seit Jahrzehnten für die Tynedales und die Crofts. Simon Croft war seit jeher auf sie angewiesen und wollte das nicht aufgeben, nicht für Geld und gute Worte. Er war verwöhnt. So wie ich das beurteilen kann, sind die alle verwöhnt. Sie wollen, dass alles bleibt wie früher.«
    »Klingt fast inzestuös. Das ist das Problem bei solchen miteinander verbandelten Familien. Sie wissen nicht, wann zum Teufel ein Punkt gemacht werden muss.«
39
    Dulwich versetzte Jury immer wieder in Staunen. Es war noch ein echtes Dorf in der weiteren Umgebung von London und Heimat des Dulwich College sowie einer der besten Gemäldegalerien des Landes.
    Das Haus, in dem Jenny Gessup wohnte, war ein kleiner, recht ansehnlicher, gelb gestrichener Backsteinbau, dessen Vorgarten winterlicher Auszehrung anheim gefallen war: die Hecken waren unregelmäßig ausgewachsen, das Erdreich steinhart, die Blumen wohl schon vor einiger Zeit verschwunden.
    Jury hob den Messingtürklopfer in Gestalt eines Delfins und klopfte ein paarmal. Eine junge Frau öffnete ihnen schließlich. Sie war klein, ziemlich durchtrainiert und hatte ein fein geschnittenes Gesicht. Sie wirkte nicht wie jemand, die mit Schubkarren und Eimern umzugehen wusste, doch dieser Schein trog, denn über ihre mangelnden Fähigkeiten hatte Angus Murphy sich nicht beklagt, nur über ihre Faulheit. Ihr Haar hatte die aschbraune Farbe von Borken. Sie schien nicht besonders erfreut darüber, zwei Fremde auf ihrer Türschwelle vorzufinden.
    »Miss Gessup?«
    »Mit hartem G wie >gestern<, nicht wie >Jazz<.«
    Jury merkte, dass sie sich freute, einen gleich zurechtweisen zu können. Er lächelte. »Ich heiße Richard Jury mit Tsch.
    Spricht sich wie >Jazz<.« Er zeigte ihr seinen Dienstausweis.
    Jenny Gessups Gesicht wurde rot. »Sie als Staatsbedienstete sollten nicht so unverschämt sein zu den Leuten, die für Ihr Gehalt aufkommen.«
    Sie riss die Tür weit auf, marschierte in ihr Wohnzimmer und überließ es den beiden, ihren Weg der Nase nach selber zu finden. Was sie auch taten.
    Jury machte es sich auf einem kleinen Sofa mit lavendelfarbenem Leinenbezug bequem. Wände und Holzverkleidungen waren in einem blassen, pfirsichgelben Ton gehalten. Die Stühle waren in kräftigeren Gartenfarben bezogen: Ritterspornblau und Narzissengelb. Es war, als hätte sich der Sommer hier herein zurückgezogen, nachdem er seinen kurzen Kampf mit dem Winter draußen verloren und hier seinen letzten Verteidigungsposten gefunden

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